Pneumologie 2011; 65(2): 68
DOI: 10.1055/s-0031-1271941
Pneumo-Fokus

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Fortgeschrittene idiopathische Lungenfibrose – Verbesserte Lebensqualität durch Sildenafil?

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Publikationsdatum:
03. Februar 2011 (online)

 
Inhaltsübersicht

Bisher konnte keine pharmakologische Therapie das Überleben oder zumindest die Lebensqualität von Patienten mit weit fortgeschrittener idiopathischer Lungenfibrose (IPF) verbessern. Ob die Gabe von Sildenafil die 6-Minuten-Gehstrecke, die Dyspnoe und die Lebensqualität verbessern könnte, hat eine US-amerikanische Forschergruppe des Idiopathic Pulmonary Fibrosis Clinical Research Network untersucht. N Engl J Med 2010; 363: 620–628

Die Hypothese der Autoren war, dass der Phosphodiesterase-5-Inhibitor Sildenafil möglicherweise besonders die Durchblutung noch gut beatmeter Bereiche der Lunge fördern könnte, was den Gasaustausch und damit auch die Leistungsfähigkeit von Patienten mit fortgeschrittener IPF verbessern sollte. Um dieser Hypothese nachzugehen, setzten die Forscher Sildenafil doppelblind und placebokontrolliert bei 180 Patienten mit IPF und einer CO-Diffusionskapazität von weniger als 35 % des Sollwerts ein. In der 1. Studienphase von 12 Wochen erhielten die Patienten randomisiert entweder 3-mal täglich 20 mg Sildenafil (n = 89) oder ebenso häufig ein Placebo (n = 91).

Primärer Endpunkt der Studie war der Anteil der Teilnehmer, deren 6-Minuten-Gehstrecke sich nach 12-wöchiger Einnahme gegenüber dem Ausgangswert um mindestens 20 % verbessert hatte. Daneben wurden auch Sauerstoffsättigung, Dyspnoe und Lebensqualität vor und nach der Intervention untersucht. An die doppelblinde Studienphase schloss sich eine 12-wöchige offene Studienphase an, in der alle Teilnehmer Sildenafil erhalten konnten.

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Hoffnungen enttäuscht

Am Ende des doppelblinden Untersuchungszeitraums unterschied sich in beiden Gruppen der Anteil der Patienten, deren 6-Minuten-Gehstrecke sich mehr als 20 % verbessert hatte, nicht deutlich voneinander. Im Median lag die 6-Minuten-Gehstrecke zu Studienbeginn bei 265 m. 10 % in der Sildenafil- und 7 % in der Placebogruppe schafften nach 12 Wochen eine um 20 % längere Strecke oder mehr (p = 0,39). Ein absolut relativ kleiner, aber deutlicher Effekt der Medikation zeigte sich allerdings auf die arterielle Oxygenierung, die CO-Diffusionskapazität, die Dyspnoe und die Lebensqualität. Das begründet nach Meinung der Autoren doch, weitere, eventuell länger dauernde Studien mit Sildenafil durchzuführen. Die Rate unerwünschter Wirkungen war in beiden Studienarmen vergleichbar hoch (15 vs. 16 %). Es handelte sich vor allem um solche der Atmungsorgane, dazu Infektionen sowie kardiale Erkrankungen.

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Fazit

Auch wenn der primäre Endpunkt der Studie nicht erreicht wurde – die Verbesserungen bei den sekundären Endpunkten scheinen doch die Hypothese zu bestätigen, dass Sildenafil den weit fortgeschritten an IPF erkrankten Patienten symptomatisch Erleichterung verschaffen könnte. Es sind aber weitere Studien dazu erforderlich.

Friederike Klein, München