Pneumologie 2011; 65(2): 66
DOI: 10.1055/s-0031-1271938
Pneumo-Fokus

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COPD – Erkrankungsrate stark unterschätzt

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Publication Date:
03 February 2011 (online)

 
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Chronische Atemwegserkrankungen rangieren unter allen Krankheiten in Europa in Bezug auf Sterblichkeit und Häufigkeit bereits auf Platz 2. Auch die direkten und indirekten Gesundheitskosten belaufen sich alleine in Europa bereits auf 102 Mrd. € pro Jahr. Die COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) nimmt dabei den größten Anteil ein. Die weltweit vierthäufigste Todesursache der Welt verzeichnet in Europa 44 Mio. Erkrankte und kostet jährlich 50 Mrd. € – mit steigender Tendenz. Da die meisten Patienten noch im arbeitsfähigen Alter sind, kommt dazu ein Produktivitätsverlust von 28,5 Mrd. €.

Trotz dieser immensen Belastung scheint es, als ignoriere die Politik die Krankheit. Laut WHO-Zahlen werden weltweit 75 % der Patienten nicht oder erst im sehr späten Stadium diagnostiziert. Je früher die Diagnose und Behandlung erfolgt, desto besser sind auch die Aussichten für den Patienten.

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Kampagnen und Diagnosen fehlen

Im Argen liegt für Otto Spranger, Sprecher der Österreichischen Lungenunion, vor allem das Problembewusstsein der Risikogruppen. 80 % erwerben COPD durch Rauchen, der Rest durch Gase und Staub im Beruf oder auch durch Passivrauch. "Raucher sehen frühe Symptome wie das morgendliche Husten, Auswurf oder Atemnot als normal und meiden den Arzt, da sie wissen, dass er ihnen Rauchverzicht empfehlen wird", so der Experte. Viele werden dadurch viel zu spät diagnostiziert, haben mit höherer Belastung im Alltag zu kämpfen und brauchen ungleich mehr Therapie.

Auch die Diagnose der COPD bei den Hausärzten funktioniert nicht, wie sie sollte. "Teils bezahlen die Krankenkassen die nötige Lungenfunktionsmessung nicht, teils gibt es Deckelungen aufgrund derer ein Arzt nur einen geringen Anteil der Patienten überprüfen darf", so Spranger.

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Politik verschließt die Augen

Dass die Patientenzahlen von COPD und die Behandlungskosten derart explodieren, sieht Spranger in engem Zusammenhang mit dem Rauchverhalten. "Vor 40 Jahren lag das Einstiegsalter bei Frauen bei über 26 Jahren. Heute rauchen in Österreich 50 % der 15-Jährigen. Frührente und Invalidität ist somit bei vielen heute schon vorprogrammiert." Der Experte sieht nur 2 Möglichkeiten, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken – ein höherer Zigarettenpreis und weitere Einschränkungen der Rauchmöglichkeiten. "Offensichtlich weigert sich die Politik jedoch, klar Stellung zu beziehen."

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