Pneumologie 2011; 65(2): 66
DOI: 10.1055/s-0031-1271937
Pneumo-Fokus

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Pneumokokken-Infektion – Wirksamer Pneumokokken-Impfstoff für HIV-Patienten

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Publication Date:
03 February 2011 (online)

 
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Eine Infektion mit Streptococcus pneumoniae gehört zu den führenden Todesursachen bei erwachsenen HIV-Infizierten. N. French et al. konnten nun in einer Studie mit malawischen Patienten zeigen, dass ein 7-valenter Pneumokokken-Konjugatimpfstoff in der Lage ist, HIV-Patienten vor einer erneuten Infektion zu schützen. N Engl J Med 2010; 362: 812–822

Bei den aktuellen 23-valenten Polysaccharid-Impfstoffen lässt sich bei erwachsenen HIV-Patienten keine optimale Wirksamkeit beobachten, sie sind zudem nicht für den Einsatz in Afrika empfohlen.

Die in Malawi/Afrika durchgeführte doppelblinde, randomisierte und placebokontrollierte Studie nahm 496 Patienten auf, die eine Pneumokokken-Infektion überlebt hatten. Es handelte sich dabei um Patienten mit einem Mindestalter von 15 Jahren – 44 % waren Männer und 88,5 % der Probanden waren HIV-seropositiv –, die zwischen 2003 und 2007 rekrutiert und beobachtet wurden. Die Studienteilnehmer erhielten entweder im Abstand von 4 Wochen 2 Dosen des 7-valenten Pneumokokken-Konjugatimpfstoffs (n = 248) oder Placebo (n = 248). Als primären Endpunkt definierten die Autoren das erneute Auftreten einer Pneumokokken-Infektion, verursacht durch Vakzin-Serotypen oder Serotyp 6A.

Während des Beobachtungszeitraums (798 Personenjahre) traten bei 52 Patienten 67 Episoden von Pneumokokken-Erkrankungen auf, und in allen Fällen handelte es sich um HIV-Infizierte. Bei 24 Patienten verzeichneten die Autoren 19 Episoden, für die Vakzin-Serotypen verantwortlich waren, und 5 Episoden gingen auf Serotyp 6A zurück. 5 dieser Episoden ereigneten sich in der Impfstoff- und 19 in der Placebogruppe, was einer Impfstoffeffizienz von 74 % (95 %-Konfidenzintervall [KI] 30–90) entsprach. Die Anzahl der Todesfälle jeglicher Ursache lag bei 73 in der Impfstoffgruppe; in der Placebogruppe waren es 63 (Hazard Ratio in der Impfstoffgruppe 1,18; 95%-KI 0,84–1,66). Die Autoren ermittelten in der Impfstoffgruppe bis 14 Tage nach der Impfung eine statistisch signifikant geringere Zahl schwerer unerwünschter Ereignisse als in der Placebogruppe (3 vs. 17; p = 0,002). Minder schwere unerwünschte Ereignisse kamen in der Impfstoffgruppe hingegen statistisch signifikant häufiger vor als in der Placebogruppe (41 vs. 13; p = 0,003).

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Fazit

Der 7-valente Pneumokokken-Konjugatimpfstoff verhinderte bei Patienten mit HIV-Infektion zu 74 % eine erneute, von Vakzin-Serotypen oder Serotyp 6A verursachte Pneumokokken-Erkrankung. Der Impfstoff ist einfach und sicher in der Anwendung, was ihn nach Meinung der Autoren für einen Einsatz in Afrika prädestiniert.

Dr. Frank Lichert, Weilburg