Der Klinikarzt 2010; 39(12): 581
DOI: 10.1055/s-0030-1271903
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Schlaganfallprophylaxe bei Patienten mit Vorhofflimmern – ROCKET-AF-Studie zeigt überlegene Wirksamkeit für Rivaroxaban

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Publikationsdatum:
10. Januar 2011 (online)

 
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In der zulassungsrelevanten, doppelblinden Phase-III-Studie ROCKET AF (Rivaroxaban Once daily oral direct Factor Xa inhibition Compared with vitamin K antagonism for prevention of stroke and Embolism Trial in Atrial Fibrillation) hat Rivaroxaban im Vergleich zu Warfarin eine überlegene Wirksamkeit in der Verringerung des Risikos für Schlaganfälle jeglicher Art sowie für systemische Embolien außerhalb des ZNS bei Patienten mit Vorhofflimmern gezeigt. Die Blutungsraten waren dabei vergleichbar - darunter auch Blutungen, die für Ärzte und Patienten von besonderer Bedeutung sind, wie intrakranielle Blutungen, Organblutungen und tödliche Blutungen, die in der Rivaroxaban-Gruppe jeweils seltener auftraten. Die Ergebnisse der ROCKET-AF-Studie wurden jetzt auf dem Jahreskongress der American Heart Association in Chicago (USA) vorgestellt.

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Studie vergleicht Rivaroxaban mit Goldstandard Warfarin

In der Prävention von Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern ist Warfarin seit über einem halben Jahrhundert der Goldstandard in der Gerinnungshemmung. Allerdings ist die klinische Anwendung mit Einschränkungen verbunden", sagte Prof. Werner Hacke, Heidelberg, und Mitglied im ROCKET AF Executive Steering Committee. "Die ROCKET-AF-Studie hat gezeigt, dass einmal-täglich einzunehmendes Rivaroxaban Patienten einen verbesserten Schutz vor Schlaganfällen, eine vereinfachte Anwendung und ein gutes Sicherheitsprofil bieten kann."

Mit 14 264 randomisierten Patienten ist ROCKET AF die größte doppelblinde Studie in der Indikation Schlaganfallprophylaxe bei Patienten mit Vorhofflimmern. In der Studie wurde einmal täglich einzunehmendes Rivaroxaban (20 mg, 15 mg bei moderat eingeschränkter Nierenfunktion) mit dosisangepasstem Warfarin verglichen. In der primären Wirksamkeitsanalyse der "On-Treatment Population" zeigte Rivaroxaban gegenüber Warfarin eine überlegene Wirksamkeit (1,70 % vs. 2,15 %, p = 0,015) und bewirkte somit eine relative Risikoreduktion für Schlaganfälle und systemische Thromboembolien von 21 %. In einer zusätzlichen Analyse aller randomisierten Patienten - unabhängig davon, ob sie den vollständigen Therapiezeitraum behandelt wurden oder vorher auf andere Behandlungsoptionen gewechselt hatten - zeigte Rivaroxaban eine mit Warfarin vergleichbare Wirksamkeit (2,12 % vs. 2,42 %, p < 0,001 für Nicht-Unterlegenheit). Dieses Ergebnis weist auf einen Behandlungsnutzen im Vergleich zu Warfarin hin, solange die Patienten Rivaroxaban einnahmen.

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Weniger Schlaganfälle bei vergleichbaren Blutungsraten

Des Weiteren wurden signifikant weniger hämorrhagische Schlaganfälle - eine besonders schwere Form des Schlaganfalls - in der Rivaroxaban-Gruppe beobachtet (0,26 % vs. 0,44 % p = 0,024). Zudem wurden bei Patienten, die Rivaroxaban einnahmen, numerisch weniger Herzinfarkte (0,91 % vs. 1,12 %, p = 0,121) und eine niedrigere Gesamtsterblichkeit (1,87 % vs. 2,21 %, p = 0,073) beobachtet.

Das durch Rivaroxaban verringerte Schlaganfallrisiko in der ROCKET-AF-Studie ging nicht mit erhöhten Blutungsraten einher. Im primären Sicherheitsendpunkt - die Häufigkeit schwerer und minderschwerer klinisch relevanter Blutungen - war Rivaroxaban mit Warfarin vergleichbar (14,91% vs. 14,52 %, p = 0,442). Auch schwere Blutungen traten in beiden Studienarmen ähnlich häufig auf (3,60 % vs. 3,45 %, p = 0,576). Hämoglobin-Abfall (2,77 % vs. 2,26 %, p = 0,019) und Transfusionsbedarf (1,65 % vs. 1,32 %, p = 0,044) wurden in der Rivaroxaban-Gruppe zwar häufiger beobachtet, jedoch waren intrakranielle Blutungen (0,49 % vs. 0,74 %, p = 0,019), Organblutungen (0,82 % vs. 1,18 %, p = 0,007) und tödliche Blutungen (0,24 % vs. 0,48 %, p = 0,003) im Vergleich zu Warfarin signifikant seltener.

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Gute Verträglichkeit von Rivaroxaban

In der ROCKET-AF-Studie konnte kein Ungleichgewicht im Auftreten von erhöhten Leber-Laborwerten zwischen den Studienarmen festgestellt werden. Auch gab es keine Anzeichen für auf Rivaroxaban zurückzuführende schwere Leberschädigungen. Rivaroxaban wurde in der Studie gut vertragen und die Studienabbruchraten aufgrund von Nebenwirkungen waren zwischen den beiden Patientengruppen vergleichbar. Einmal täglich verabreichtes Rivaroxaban zeigte in der Studie einen verbesserten Schutz vor Schlaganfällen, eine vereinfachte Dosierung und eine gute Verträglichkeit, ohne regelmäßige Laborkontrollen der Blutwerte zu erfordern.

"Es ist erfreulich, die Aussicht auf eine neue Behandlungsoption zu haben, die in dieser Studie gezeigt hat, dass sie wirksam ist und keine erhöhte Blutungsrate aufweist", sagte Dr. Robert M. Califf, Studienleiter und Vice Chancellor for Clinical Research der Duke University.

ROCKET AF ist die siebte Studie im Entwicklungsprogramm mit Rivaroxaban, die in Folge entweder eine überlegene Wirksamkeit (RECORD 1, 2, 3, 4, EINSTEIN-Extension und ROCKET AF) oder Nicht-Unterlegenheit (EINSTEIN-DVT) zeigen konnte. In die Patientenpopulation der ROCKET-AF-Studie wurden vorrangig solche Patienten eingeschlossen, die üblicherweise mit Gerinnungshemmern zur Vermeidung von Schlaganfällen behandelt werden.

Quelle: Presseinformation der Bayer Schering Pharma AG, Berlin

 
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