Rofo 2011; 183(2): 96
DOI: 10.1055/s-0030-1270805
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Brustkrebs der inneren Quadranten. Bestrahlung erhöht kardiovaskuläre Mortalität

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Publication Date:
08 February 2011 (online)

 

Aufgrund kardiotoxischer Strahlenwirkungen ist bei Brustkrebspatientinnen, deren linke Brust bestrahlt wurde, ein erhöhtes kardiovaskuläres Sterberisiko zu beobachten. Dass die Bestrahlung von Tumoren der inneren Quadranten ähnlich negative Auswirkungen auf Herz und Gefäße haben kann, zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Universität Genf.

Ann Oncol 2010; 21: 459–465

Bouchardy et al. haben die Daten von 1245 Frauen aus dem Krebsregister des Kantons Genf ausgewertet, bei denen zwischen 1980 und 2004 ein primäres nodalnegatives Mammakarzinom diagnostiziert worden war. 393 Tumoren befanden sich in einem inneren und 852 in einem äußeren Quadranten. Alle Patientinnen waren postoperativ aus 2 Tangentialfeldern mit hochenergetischen Photonen bestrahlt worden. Die Gesamtdosis betrug 50 Gy. Bei Frauen, die brusterhaltend operiert worden waren (> 80%), wurde das Tumorbett mit einem Boost aufgesättigt (bis zu einer Gesamtdosis von 10 bzw. 16 Gy). Zusätzlich war bei den meisten Frauen eine Bestrahlung der Mammaria-interna-Lymphknoten-Kette erfolgt.

Während der mittleren Nachbeobachtungszeit von 7,7 Jahren starben 28 Frauen infolge einer kardiovaskulären Erkrankung und 91 infolge ihres Brustkrebses. Bestrahlte Patientinnen mit einem Tumor im inneren Quadranten besaßen im Vergleich zu denjenigen mit einem Karzinom im äußeren Quadranten ein 2,5-fach höheres Risiko an einer kardiovaskulären Erkrankung zu sterben. Das Risiko stieg am stärksten (Faktor 11,7) in den Jahren 1988–1990, in denen hohe Boost-Dosen und gleichzeitig hohe Dosen bei der Bestrahlung der Mammaria-interna-Lymphknoten verwendet worden waren. Deutlich geringer war der Risikoanstieg (Faktor 2,6) in den Jahren 1991–2004, in denen die Lymphknoten-Dosis reduziert, die hohen Boost-Dosen aber beibehalten worden waren. Eine hohe Lymphknoten-Dosis und eine niedrige Boost-Dosis, wie in den Jahren 1980–1987 üblich, waren nicht mit einem erhöhten kardiovaskulären Sterberisiko assoziiert. Die brustkrebsspezifische Mortalität war in der Gruppe mit Tumoren in inneren Quadranten um den Faktor 1,4 erhöht. Die Lateralität hatte keinen Einfluss auf die kardiovaskuläre oder brustkrebsspezifische Sterblichkeit.

Fazit

Eine Strahlentherapie erhöht bei Frauen mit Brustkrebs in einem inneren Quadranten das kardiovaskuläre Sterberisiko um mehr als das Doppelte im Vergleich zu Frauen mit einem Tumor in einem äußeren Quadranten. Die Autoren fordern daher, bei der Bestrahlung von Tumoren in inneren Quadranten auf adäquate Strahlenschutzmaßnahmen zur Kardioprotektion zu achten.

Renate Ronge

Münster

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