Dialyse aktuell 2010; 14(9): 537
DOI: 10.1055/s-0030-1268392
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Umfrage zu Biosimilars – Einsparpotenzial (noch) verkannt

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Publication Date:
15 November 2010 (online)

 
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Über Biosimilars wissen 2 Drittel der Ärzte, Politiker, Vertreter von gesetzlichen Krankenkassen (GKV), Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) und Ärzteverbänden wenig oder nichts. Dies ergab eine von der Hexal AG, Holzkirchen, beauftragte Umfrage der GMS Dr. Jung GmbH, Hamburg. Außerdem konnten rund 40 % der Befragten den Begriff nicht korrekt definieren.

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Wissensdefizit zu Biosimilars

Gerade in Zeiten, in denen das Kostenbewusstsein im Gesundheitswesen immer stärker in den Vordergrund tritt, kommt Biosimilars allerdings eine immer größere Bedeutung zu, betonte Prof. Christian Jackisch, Offenbach, auf der Pressekonferenz (PK) in Berlin. So beträgt das Einsparpotenzial der Nachfolgepräparate von Biopharmazeutika, deren Patentschutz abgelaufen ist, bis zum Jahr 2020 über 8 Milliarden Euro, erklärte Hexal-Vorstandsmitglied Wolfgang Späth, Holzkirchen. Somit "überrascht der überproportional hohe Anteil bei den Kostenträgern", die mit dem Begriff Biosimilars wenig anfangen können, sagte GMS-Geschäftsführer Dr. Helmut Jung, Hamburg.

"80 % der Befragten gaben außerdem an, dass das durch Biosimilars gegebene Einsparpotenzial bislang nicht ausgeschöpft wurde. Insgesamt wünschen sich die Befragten mehr Informationen und eine bessere Informationspolitik, damit das Einsparpotenzial künftig besser ausgeschöpft und das Vertrauen in Biosimilars gestärkt wird", erläuterte Jung. Interessant war in diesem Zusammenhang auch eine kurze Befragung der bei der PK anwesenden Journalisten, deren Ergebnis sich größtenteils mit demjenigen der Umfrage deckte. Hexal startete daher mit der Homepage www.biosimilars-schaffen-freiraeume.de, mit einer Plakataktion und Events eine Informationskampagne zu Biosimilars.

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Aufwendige Entwicklung und Zulassung

"Biosimilars sind aufgrund ihrer Molekülstruktur wesentlich komplexer als klassische Generika", fasste der Leiter der Globalen Technischen Entwicklung der Sandoz-Hexal-Gruppe Dr. Klaus Graumann zusammen. Während klassische Generika chemisch hergestellt werden, gewinnt man hochmolekulare Biopharmazeutika in langwierigen Prozessen aus lebenden Zellen. Die Entwicklungszeit eines Generikums liegt bei 3-4 Jahren, bei Biosimilars ist diese Zeit mehr als doppelt so lang. Außerdem liegen die Entwicklungskosten bei einem Generikum bei 3-5 Millionen Euro, bei einem Biosimilar fallen dagegen 100-150 Millionen Euro an. Auch die Zulassungskriterien durch die EMA ("European Medicines Agency") sind fast so streng wie bei einer Neuzulassung, Bioäquivalenzstudien reichen hier nicht aus. In der Nephrologie spielen Erythropoetinbiosimilars bei der Behandlung von Dialysepatienten eine große Rolle.

Christian Schäfer, Stuttgart

Quelle: Pressekonferenz "Biosimilars schaffen Freiräume - Aktuelle Umfrage: Akteure im Gesundheitssystem verkennen Einsparpotenzial" in Berlin, veranstaltet von der Hexal AG, Holzkirchen