Dialyse aktuell 2010; 14(9): 528
DOI: 10.1055/s-0030-1268389
Forum der Industrie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Nadelstichverletzungen am Arbeitsplatz – Schutz in der ESF-Therapie ist gut umgesetzt

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Publikationsdatum:
15. November 2010 (online)

 
Inhaltsübersicht

In Europa sind circa 3,5 Millionen Menschen im Gesundheitswesen tätig [1]. Die Zahl der jährlichen Nadelstichverletzungen in Europa dürfte schätzungsweise bei etwa 1,2 Millionen liegen. Alleine in der Bundesrepublik Deutschland könnte die Zahl von Nadelstichverletzungen 500 000 erreichen. Dabei ist der Graubereich groß, weil nicht alle Nadelstichverletzungen gemeldet werden. Bei den Nadelstichverletzungen besteht insbesondere eine Infektionsgefahr mit Hepatitis B, Hepatitis C und HIV (humanes Immundefizienzvirus). Der Rat der Europäischen Union hat wegen der Bedeutung der Nadelstichverletzungen die Richtlinie 210/32/EU verabschiedet, mit der die Beschäftigten besser vor Stich- und Schnittverletzungen geschützt werden sollen.

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Arbeitgeber sind in der Pflicht

Die Richtlinie verpflichtet die Arbeitgeber, Risiken umfassend zu bewerten und sogenannte sichere Instrumente mit integrierten Schutzmechanismen einzusetzen. Schutzkappen auf die gebrauchte Nadel wieder aufzustecken wird ausdrücklich verboten. In der Bundesrepublik Deutschland legte man die Haftung für Nadelstichverletzungen durch die Novellierung der TRBA 250 [2] im Jahr 2005 in die Hände der Arbeitgeber und leitete somit die flächendeckende Einführung von sicheren Instrumenten ein. Zu den geforderten Präventionsmaßnahmen gehört weiterhin die Information und Schulung der Mitarbeiter.

Unter Nadelstichverletzungen werden Stich-, Schnitt- und Kratzverletzungen zusammengefasst, die Nadeln, Skalpelle oder andere spitze oder scharfe Gegenstände verursachen, welche mit Patientenblut oder anderem potenziell infektiösem Material verunreinigt sind. Hepatitis B ist wegen der höheren Infektiosität die am häufigsten durch Nadelstichverletzungen übertragene Viruserkrankung und verursacht 30 % der Infektionsfälle. Dagegen wird Hepatitis C lediglich in 3 % und HIV in nur 0,3 % der Fälle übertragen. Nadelstichverletzungen passieren am häufigsten während der Entsorgung und während der Benutzung, seltener beim Aufräumen, bei der Entsorgung von Abwurfbehältern und beim Recapping.

Die wichtigste Präventionsmaßnahme ist die Risikovermeidung, insbesondere durch die Impfung der Mitarbeiter und Patienten (Hepatitis B), die konsequente Schulung hygienebewussten Verhaltens und eine stetig genutzte persönliche Schutzausrüstung. Der Umgang mit Körperflüssigkeiten sollte immer so erfolgen, als seien diese infektiös. Die Empfehlung von sicheren Arbeitsgeräten, wie in der TRBA 250 vorgesehen, ist eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme. Danach sollten spitze, scharfe oder zerbrechliche Arbeitsgeräte durch solche ersetzt werden, bei denen keine oder eine geringe Gefahr von Stich- oder Schnittverletzungen besteht.

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Bei Shuntkanülen noch keine sicheren Systeme, dafür in der ESF-Therapie

Nach der derzeitig gültigen TRBA 250 muss die Krankenhausleitung bzw. die entsprechende Leitung der Einrichtung festlegen, in welchen Arbeitsbereichen und bei welchen Tätigkeiten man solche sicheren Systeme einsetzen muss. Solche Sicherheitsgeräte müssen auf Infektionsstationen verwendet werden. Bei der Dialysebehandlung ist die Anwendung sicherer Arbeitsinstrumente immer noch ein Problem, etwa bei den Shuntpunktionskanülen. Bislang gibt es keine geeigneten Systeme, die die herkömmlichen Shuntkanülen ersetzen können. Die Fixierung sicherer Systeme an Shuntkanülen bereitet Schwierigkeiten und führt möglicherweise zu Schädigungen oder Verletzungen des Shunts. Bis geeignete Systeme für die Shuntkanülen zur Verfügung stehen, muss man vorerst herkömmliche Shuntkanülen verwenden.

Anders verhält es sich bei den Spritzen für die ESF-Therapie (ESF: Erythropoese stimulierende Faktoren): Alle Hersteller haben die Fertigspritzen mit entsprechenden Schutzsystemen ausgestattet. Ein Unterschied besteht jedoch darin, ob der Nadelschutz bereits fester Bestandteil der Spritze ist, wie z. B. bei Darbepoetin alfa (Aranesp®), oder ob dieser erst manuell aufgesetzt werden muss. Damit wird die TRBA 250 in der ESF-Therapie bereits sehr gut umgesetzt.

Bei einer telefonischen Kurzbefragung von Pflegekräften gaben 78 % an, dass ihnen der Einsatz von Spritzen mit einem automatischen Nadelschutz wichtig bzw. sehr wichtig ist. 85 % der Befragten gaben an, die Spritze sollte ohne extra Aufsetzen der Kanüle gebrauchsfertig sein. 80 % waren der Meinung, dass der automatische Nadelschutz fester Bestandteil der Spritze sein sollte und die Aktivierung der Spritze mit einer Hand möglich sein sollte (Abb. [1]), wie dies bei Darbepoetin alfa (Aranesp®) der Fall ist. Lediglich 50 % legten Wert darauf, dass die Aktivierung des automatischen Nadelschutzes durch ein deutliches Signal gekennzeichnet wird, also etwa fühlbar oder hörbar sein sollte. Insgesamt wünschten sich 90 % der Befragten ein Sicherheitssystem, bei dem die Spritze direkt ohne zusätzlichen manuellen Arbeitsschritt gebrauchsfertig ist. Damit sind die Schutzmaßnahmen bei der ESF-Therapie bereits sehr gut realisiert und vom Pflegepersonal akzeptiert worden.

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Abb. 1 Antworten zur Frage "Der automatische Nadelschutz sollte fester Bestandteil der Spritze sein".

Beatrice Szabylar, Nürnberg

Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung der Amgen GmbH, München.

Die Beitragsinhalte beruhen auf Unternehmensinformationen.

Die Autorin ist Mitarbeiterin im KfH Nierenzentrum Nürnberg.

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Literatur

  • 01 Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege. 
  • 02 Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe (ABAS) . Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe - Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege; 17.05.2005. 
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Literatur

  • 01 Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege. 
  • 02 Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe (ABAS) . Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe - Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege; 17.05.2005. 
 
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Abb. 1 Antworten zur Frage "Der automatische Nadelschutz sollte fester Bestandteil der Spritze sein".