physiopraxis 2010; 8(10): 16-17
DOI: 10.1055/s-0030-1268203
physiowissenschaft

Nach der Geburt – Physiotherapie in Gruppen tut Müttern gut

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Publication Date:
25 October 2010 (online)

 
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    Physiotherapeutische Übungen in einer Gruppe und eine umfassende persönliche Beratung verbessern das psychische Wohlbefinden von Müttern nach der Geburt. Zudem senken sie das Risiko, an einer postpartalen Depression (PPD) zu erkranken.

    Zu diesem Ergebnis kamen Emily Norman vom Allied Health Clinical Research in Victoria, Australien, und ihr Team in einer randomisierten kontrollierten Studie. Die Forscher teilten 135 Frauen, die in einer Klinik entbunden hatten und kurz vor der Entlassung standen, per Zufall in eine Interventions- und eine Mutter-Kind-Gruppe auf: Die Frauen in der Kontrollgruppe bekamen über acht Wochen einmal wöchentlich per E-Mail alle Übungen, die im Mutter-Kind-Programm angeboten wurden, sowie Informationsmaterial zu Themen wie Babymassage, kommunizieren mit dem Baby, Ernährung während der Stillzeit und Abstillen. In der Mutter-Kind-Gruppe nahmen die Mütter im gleichen Zeitraum einmal wöchentlich an einem einstündigen physiotherapeutischen Trainingsprogramm teil, das Kraft- und Ausdauerübungen beinhaltete. Sie erhielten dasselbe Informationsmaterial wie die Kontrollgruppe und zusätzlich eine dreißigminütige Beratung von qualifizierten Gesundheitsexperten. Mithilfe von Fragebögen überprüften die Autoren den Behandlungsverlauf in der sechsten bis zehnten Wochen postpartal, nach der Intervention sowie nach einem Follow-up von weiteren vier Wochen. Dabei verwendeten sie die Positive Affect Balance Scale zur Erfassung des Wohlbefindens der Mütter und die Edinburgh Postnatal Depres sion Scale, um das Risiko einer Depression zu evaluieren. Zusätzlich sollten die Frauen angeben, wie häufig sie im Alltag körperlich aktiv sind.

    Die Autoren fanden heraus, dass sich beide Gruppen bezüglich ihrer körperlichen Aktivität nicht signifikant voneinander unterschieden. Hatten jedoch vor dem Mutter-Kind-Programm noch 22 % der Frauen der Interventionsgruppe ein erhöhtes Risiko, an einer PPD zu erkranken, so betrug ihr Anteil nach der Intervention nur noch 11 %. Auch das Wohlbefinden dieser Probandinnen verbesserte sich innerhalb der acht Interventionswochen signifikant. Im Follow-up zeigte sich, dass die positiven Effekte anhielten. In der Kontrollgruppe dagegen verringerte sich die Wahrscheinlichkeit, an PPD zu erkranken, nur unwesentlich.

    Emily Norman und ihr Team vermuten, dass neben dem physiotherapeutischen Trainingsprogramm und der kompetenten Beratung die Entstehung sozialer Netzwerke innerhalb der Mutter-Kind-Gruppe für das Wohlbefinden junger Mütter wichtig ist. Die Autoren empfehlen, Mutter-Kind-Programme zum Standardangebot für Frauen nach der Entbindung zu machen, um so unter anderem das Risiko für eine PPD zu reduzieren.

    giro

    Phys Ther 2010; 90: 348–355