Diabetes aktuell 2010; 8(6): 290
DOI: 10.1055/s-0030-1268101
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Typ-2-Diabetes – Früh und aggressiv behandeln

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Publication Date:
25 October 2010 (online)

 
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    Nach den aktuellen Empfehlungen einer internationalen Expertenkommission ist ein mit standardisierten Methoden bestimmter HBA1c-Wert von ≥ 6,5 % beweisend für das Vorliegen eines Typ-2-Diabetes. Der Grund für diese Empfehlung ist die Beobachtung, dass das Risiko für die Entwicklung diabetesbedingter Komplikationen bereits ansteigt, wenn der HBA1c-Wert noch im Normbereich ist (≤ 6,2 %). Bei asymptomatischen übergewichtigen Patienten weisen ein HBA1c-Wert ≥ 5,7 %, eine gestörte Glukosetoleranz und eine erhöhte Nüchternglukose auf einen Typ-2-Diabetes hin.

    Zur Bewertung des kardiometabolischen Risikos stehen mittlerweile verschiedene Biomarker zur Verfügung (Tab. [1]). Von besonderer Bedeutung sind der Inflammationsmarker hsCRP und das intakte Proinsulin, berichtete Prof. Dr. Andreas Pfützner, Mainz. Ein Nüchtern-Proinsulinwert von 23 pmol/l deutet auf eine ausgeprägte Insulinresistenz und ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko hin. Daher seien Therapien zu bevorzugen, die den Proinsulinspiegel reduzieren, so der Experte.

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    Tab. 1 Biomarker des kardiometabolischen Risikos [Quelle: Prof. Dr. Andreas Pfützner, Mainz].

    Wie dies in der Praxis möglich ist, beschrieb Pfützner an dem Beispiel eines 62-jährigen Typ-2-Diabetikers. Der Patient erhielt seit 3 Jahren Metformin (2 × 1000 mg/d). Sein BMI betrug 28,5 kg/m2, sein Blutdruck 140/90 mmHg. Das LDL-Cholesterin lag bei 164 mg/dl (9,1 mmol/l), das HDL-Cholesterin bei 42 mg/dl (2,3 mmol/l) und die Triglyzeride bei 224 mg/dl (2,5 mmol/l). Der aktuelle HBA1c-Wert war mit 8,3 % (9,2 mmol/l) deutlich höher als der von den Leitlinien empfohlene Grenzwert von < 6,5 % (< 7,7 mmol/l). Zusätzlich zu den traditionellen Biomarkern wurden auch intaktes Proinsulin und hsCRP bestimmt. Sowohl das Proinsulin (nüchtern 23 pmol/l) als auch das hsCRP (3-10 mg/l) waren deutlich erhöht und wiesen auf ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko hin. Für die Intensivierung der Diabetestherapie schlug der behandelnde Hausarzt dem Patienten eine Kombinationstherapie mit einem oralen Antidiabetikum und Insulin vor. Da der Patient aber auf keinen Fall Insulin spritzen wollte, wurde er auf Metformin in Kombination mit Glimepirid umgestellt. Nach 6 Monaten hatte sich der HBA1c-Wert leicht verbessert (7,1 % bzw. 8,7 mmol/l). Allerdings hatte der Patient an Gewicht zugenommen (BMI 29 kg/m2) und mehrere hypoglykä­mische Episoden er-litten. Das intakte Proinsulin war auf 33 pmol/l angestiegen und das hsCRP lag mit 6,6 mg/l weiterhin im Hochrisikobereich. Um die Hypoglykämien zukünftig zu vermeiden, wurde der Sulfonylharnstoff abgesetzt und der Patient mit der Fixkombination aus Pioglitazon und Metformin (Competact®, 15 mg/ 850 mg, 2 × täglich) weiterbehandelt. Zur Verbesserung des Lipidprofils erhält er zusätzlich Simvastatin 20 mg. Nach weiteren 6 Monaten war der Blutzucker unter der Fixkombination aus Pioglitazon und Metformin gut eingestellt. Die Werte von Proinsulin und hsCRP gingen deutlich zurück, was auf eine Verbesserung der kardiovaskulären Situation hinweist.

    Abdol A. Ameri, Weidenstetten

    Quelle: Fortbildungsveranstaltung "Der kardiale Hochrisikopatient in der Therapie", 17. Juli 2010, Ulm. Veranstalter: Takeda, Ulm

     
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    Tab. 1 Biomarker des kardiometabolischen Risikos [Quelle: Prof. Dr. Andreas Pfützner, Mainz].