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DOI: 10.1055/s-0030-1265700
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Infektiologie – Nosokomiale Infektionen verursachen erhebliche Zusatzkosten
Publication History
Publication Date:
08 September 2010 (online)
In den USA können im Krankenhaus erworbene Pneumonien oder Sepsisepisoden die Einzeltherapiekosten um bis zu 89 000 US$ erhöhen. Sie sind zudem mit einer erheblichen Mortalitätsbelastung verknüpft. Die Ergebnisse der US-amerikanischen Studie von M. Eber et al. sind auch für Deutschland interessant. Arch Intern Med 2010; 170: 347-353
Nosokomiale Infektionen werden oftmals primär als hygienisches Problem gesehen. Doch zunehmend zeigt sich, dass diese Komplikation eines Krankenhausaufenthalts auch unter ökonomischen Aspekten an Relevanz gewinnt. Die induzierten Zusatzkosten durch eine Infektionskomplikation im Krankenhaus summieren sich auch zu volkswirtschaftlich relevanten Belastungen. Eine Problem- und Risikoanalyse versucht, die Brisanz der Problematik transparent zu machen.
Die Autoren erfassten retrospektiv zwischen 1998 und 2006 die Daten von 69 Mio. Behandlungsfällen aus den ganzen USA. Das Datenmaterial wurde im Rahmen einer Fall-Kontroll-Studie statistisch so aufbereitet, dass alle Patienten mit wahrscheinlichen nosokomialen Pneumonien oder Sepsisepisoden identifiziert wurden. Anhand der Versicherungsdaten war es möglich, die zusätzlichen Behandlungskosten durch diese Komplikationen zu quantifizieren. Die Analyse bezog ebenfalls die Krankenhausmortalität und die Behandlungsintensität mit ein.
In 0,8 % aller Behandlungsfälle ohne invasive Komponente und in 1,2 % aller invasiven Behandlungen trat eine nosokomiale Sepsisepisode auf. Besonders belastet waren die operativen Bereiche Thorax- und Kardiochirurgie. Hier erhöhte eine solche Komplikation die Behandlungskosten um bis zu 66 800 US$ und war mit einer Mortalitätssteigerung um bis zu 32 % verbunden. Pneumonien traten ohne invasive Behandlung in 0,1 % der Behandlungsfälle nosokomial auf. Bei invasiver Behandlung lag diese Rate bei 0,3 %. Auch hier waren die invasiven Bereiche Thorax- und Kardiochirurgie besonders belastet. Eine nosokomiale Pneumonie konnte die Behandlungskosten um bis zu 88 900 US$ steigern und die Krankenhausmortalität um bis zu 19 % erhöhen.
#Fazit
Nosokomiale Pneumonie- und Sepsiskomplikationen erweisen sich als extrem kostenrelevant. Obwohl die Daten in den USA erhoben wurden, ist aufgrund der gleichen Behandlungs- und Therapiestandards davon auszugehen, dass auch in Deutschland solche exorbitanten Zusatzkosten entstehen. Die Daten belegen zudem die Dringlichkeit entsprechender Interventionsstrategien zur Infektionskontrolle.
Dr. Horst Gross, Berlin