ergopraxis 2008; 01(1): 12
DOI: 10.1055/s-0030-1262192
wissenschaft

MOHO – Mehr Wissen für mehr Anwendung

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Publication Date:
06 July 2010 (online)

 
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Anwender des Model of Human Occupation (MOHO) fühlen sich unzureichend informiert, obwohl das Modell Inhalt ihrer Ergotherapieausbildung war.

Gary Kielhofner und sein Team von der Universität von Illinois in Chicago, USA, führten eine schriftliche Befragung mit Mitgliedern des amerikanischen Berufsverbandes AOTA durch. Sie wollten beschreiben, wie Ergotherapeuten das gängige Praxismodell wahrnehmen und nutzen. Die 256 Befragten verfügten über unterschiedliche Bildungsgrade und unterschiedlich viel Berufserfahrung in verschiedenen Fachbereichen. Sie befürworteten die ganzheitliche Sicht des MOHO. Positiv bewerteten sie auch, dass das Modell eine betätigungs- und klientenzentrierte sowie eine evidenzbasierte Therapie unterstützt. Sie äußerten sich zufrieden mit den meisten Konzepten des MOHO, die sie für ihr Clinical Reasoning nutzen. Schwierigkeiten bei der Anwendung des Modells sahen die Studienteilnehmer vorrangig in ihren eigenen Wissenslücken. Über ein Drittel hatte Probleme damit, die Assessments durchzuführen und die Therapieziele basierend auf MOHO zu formulieren. Ein Viertel erachtete die Interventionsstrategien, ein Fünftel der Studienteilnehmer die Theorie des MOHO als schwierig. Ihr Basiswissen über das Modell erhielten sie während ihrer Ausbildung. Daraus schließen die Forscher, dass das MOHO noch mehr in die Ergotherapieausbildung integriert werden sollte.

dawo

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Kommentar

Das Model of Human Occupation (MOHO) und seine Assessments sind seit dem Jahr 2000 Bestandteil der deutschen Ergotherapieausbildung. Kollegen, deren Ausbildung länger zurückliegt, haben die Möglichkeit, sich Wissen durch Literatur, Fortbildungen oder ein Studium anzueignen. Dennoch besteht ein unterschiedlich großer Wissensstand in Theorie und Praxis.

Der Schwerpunkt des Modells liegt vorwiegend im psychosozialen Bereich, indem es vor allem die Volition berücksichtigt, welche sich an die intrinsische Motivation des Klienten richtet. Seine Assessments, wie beispielsweise das Child Occupation Self Assessment (COSA) oder das Worker Role Interview (WRI), finden ihre Anwendung in der Pädiatrie und Arbeitstherapie. Vor dem Hintergrund der Klientenzentrierung schätze ich das COSA als sehr hilfreich ein. Ansonsten halte ich die Assessments für zeitaufwändig und schwierig durchzuführen, da die realistische Selbsteinschätzung einiger Klienten eingeschränkt ist oder sie Fragen aufgrund kognitiver Einschränkungen nicht verstehen.

In der Zukunft erscheint es mir notwendig, weitere Studien zu MOHO durchzuführen, Assessments zu entwickeln und zu modifizieren. Diese sollten leichter und zeitsparender in der Anwendung und beispielsweise auch für Klienten mit geistiger Behinderung oder im Kleinkindalter einsetzbar sein. Das MOHO an sich finde ich gut, weil es die Volition und Habituation mit den Gewohnheiten eines Klienten in den Vordergrund stellt.

Wilfried Müller, Ergotherapeut

Am J Occup Ther. 2008; 62: 106–117