Z Geburtshilfe Neonatol 2010; 214(4): 170-172
DOI: 10.1055/s-0030-1261967
Leserbrief

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zur strukturellen Einordnung der deutschen Pränatal- und Geburtsmedizin

E. Saling
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Publication History

eingereicht 25.05.2010

akzeptiert 30.06.2010

Publication Date:
31 August 2010 (online)

Ältere Historie

Die deutsche Geburtshilfe blickt auf eine – auch im Ausland respektierte – bedeutende Tradition zurück. Allerdings musste sie sich früher – in Anbetracht des Fehlens diagnostischer und therapeutischer Zugänge zum Feten – weitgehend auf Belange der Mutter beschränken.

Der Wandel von der alten traditionellen Geburts-„Hilfe” zur modernen Geburts-„Medizin” vollzog sich in den 60er Jahren, als durch Erschließen direkter Zugänge zum Feten auch dieser zum wichtigen Patienten wurde und somit – von unserem Lande ausgehend – ein neuer und inzwischen großer Komplex der Schwangerschafts- und Geburtsmedizin entstanden ist.

Zwar werden, was den Feten betrifft, zuweilen weit zurückreichende historische Begebenheiten zitiert, so z. B., dass man bereits vor 2 Jahrhunderten den fetalen Herzschlag entdeckt hat. Nun existieren auf den meisten anderen medizinischen Gebieten ebenfalls derartige historische Vorläufer, entscheidend dürfte aber sein, wie weit diese sich auch maßgeblich auf die angewandte praktische oder klinische Medizin ausgewirkt und sie auch geprägt haben.

1 Obwohl wir bereits mehrfach über die Historie der Perinatalen Medizin berichtet haben, lassen sich Wiederholungen, wie sie hier enthalten sind,nicht vermeiden. Es würden sonst die Grundlagen für das Verständnis der aktuellen Argumentation fehlen.

2 Der Begriff „Fetal-Medicine” stellt eine Fehlbezeichnung dar, soweit unsere klinischen Kompetenzen gemeint sind, auch für die Schwangerschaft zuständig zu sein, weil lediglich das zweite und dritte Trimenon einbezogen sind. Das erste Trimenon (genau bis zum 60. Gestationstag), bei dem die Frucht bekanntlich als Embryo bezeichnet wird, ist aus terminologischer Sicht ausgeschlossen. Treffender ist deshalb der von uns geprägte Begriff „Pränatale Medizin” der den gesamten Bereich der Schwangerschaft umfasst. Hier wird leider wieder durch die Fehlbenutzung des Begriffes „Pränataldiagnostik” terminologisch unbedacht gehandelt. Zum terminologisch fundierten Begriff „Pränatale Diagnostik” gehören alle Maßnahmen vor der Geburt, so auch beispielsweise die Kardiotokografie.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Erich Saling

Institut für Perinatale Medizin e.V.

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