Pneumologie 2010; 64(5): 266
DOI: 10.1055/s-0030-1254252
Pneumo-Fokus

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Fortgeschrittenes nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom - Positive Bilanz für Therapie mit Pemetrexed

Further Information

Publication History

Publication Date:
07 May 2010 (online)

 
Table of Contents

T. Ciuleanu et al. haben gezeigt, dass eine Erhaltungstherapie mit Pemetrexed nach einer platinbasierten Induktions-Chemotherapie das Risiko für Krankheitsprogression in einer Phase-III-Studie bei guter Verträglichkeit halbiert und die Gesamtmortalität um 21 % vermindert. Lancet 2009; 374: 1432-1440

Von dem Konzept der Erhaltungstherapie beim fortgeschrittenen nicht kleinzelligen Bronchialkarzinom erhofft man sich im Vergleich zum Abwarten der Progression eine weitere Verbesserung des Überlebens. Geeignet sind allerdings nur Substanzen mit einem günstigen Toxizitätsprofil. Erste Belege für den Nutzen einer Erhaltungstherapie (verbessertes progressionsfreies Überleben) liegen z. B. bereits für eine Monotherapie mit Docetaxel, Gemcitabin oder Erlotinib vor.

Durch sein relativ günstiges Toxizitätsprofil bietet sich auch Pemetrexed für eine Erhaltungstherapie an. Das Antifolat ist in Kombination mit Cisplatin als ErstlinienTherapie maligner Pleuramesotheliome und fortgeschrittener Nicht-Plattenepithel-Bronchialkarzinome zugelassen sowie als Mono-Zweitlinien-Therapie von Bronchialkarzinomen dieses histologischen Typs.

In einer multizentrischen, randomisierten, doppelblinden Studie erhielten Pa-tienten mit fortgeschrittenem Nicht- Plattenepithel-Bronchialkarzinom (Stadium IIIb oder IV), die während 4 Zyklen einer platinbasierten Induktionstherapie progressionsfrei geblieben waren, entweder eine Erhaltungstherapie mit Peme-trexed (alle 21 Tage 500 mg/m2 an Tag 1) oder Placebo plus BSC (best supportive care) - solange, bis es zur Progression kam. Insgesamt 83 Zentren in 20 Ländern kooperierten für diese Studie, an der 663 Patienten teilnahmen. Randomisiert wurden die Patienten im Verhältnis 2:1 für Pemetrexed (n = 441) oder Placebo (n = 222). Alle erhielten auch Vitamin B12, Folsäure und Dexamethason.

#

Progressionsrisiko halbiert

Die Erhaltungstherapie mit Pemetrexed besserte das progressionsfreie Überleben statistisch signifikant (p < 0,0001). Die Patienten der Pemetrexed-Gruppe überlebten 4,3 Monate (95 %-Konfidenzintervall 4,1 -4,7;), die der Kontrollgruppe 2,6 Monate (1,7-2,8) progressionsfrei (Hazard Ratio 0,5). Auch beim Gesamtüberleben zeigte sich ein Vorteil (p = 0,012) mit einer Hazard Ratio von 0,79: Die Patienten der Pemetrexed-Gruppe überlebten 13,4 Monate (11,9-15,9), die der Kontrollgruppe 10,6 Monate (8,7-12,0). In der Pemetrexed-Gruppe brachen 5 % die Therapie aus Toxizitätsgründen vorzeitig ab, in der Kontrollgruppe waren es 1 % der Patienten. Deutlich mehr Patienten in der Pemetrexed-Gruppe waren von Toxizitäten Grad III oder höher betroffen: 16 vs. 4 % (p < 0,0001). Insbesondere Fatigue und Neutropenie kamen unter Therapie mit Pemetrexed deutlich häufiger vor.

#

Fazit

Pemetrexed ist die 1. Substanz, für die in einer Erhaltungstherapie sowohl ein Effekt auf das progressionsfreie als auch auf das Gesamtüberleben von Patienten mit fortgeschrittenem Nicht-Platten-epithel-Bronchialkarzinom gezeigt werden konnte. Allerdings hatten die Patienten im Rahmen der Induktions-Chemotherapie kein Pemetrexed erhalten. Die Sicherheit und Wirksamkeit einer Erhaltungstherapie mit Pemetrexed nach einer Cisplatin-Pemetrexed-Induktionstherapie wird derzeit in einer weiteren Phase-III-Studie untersucht.

Dr. Angelika Bischoff, Planegg