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DOI: 10.1055/s-0030-1253318
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Leptospirose – Zunehmendes Infektionsrisiko bei Reisenden
Publication History
Publication Date:
19 April 2010 (online)
Leshem E, Segal G, Barnea A et al. Travel-related leptospirosis in Israel: a nationwide study. Am J Trop Med Hyg 2010; 82: 459-463
Thema: Leptospirose ist eine bakterielle Zoonose, die weltweit vorkommt. Bedingt durch die zahlreichen Serovare von Leptospiren ist das Krankheitsspektrum sehr groß und schwankt von milden, selbstlimitierenden Verläufen bis hin zu schweren Krankheitsbildern mit Multiorganversagen und hoher Letalität.
Die Übertragung erfolgt durch Hautkontakt mit Süßwasser, das durch Nagerurin kontaminiert wurde. Die Erreger dringen aktiv durch die Haut ein. Hohe Außentemperaturen, wie sie zum Beispiel in den Tropen vorkommen, begünstigen die Infektion. Klinische Daten zur Leptospirose bei Reisenden sind selten. Es liegen zwar einige publizierte Fallserien zu Gruppeninfektionen bei Massenereignissen vor, systematische Studien zum Vorkommen bei Reisenden wurden jedoch kaum durchgeführt. Im Gegensatz zu Ausbruchssituationen ist für die Diagnose bei Reiserückkehrern ein hohes Maß an Vigilanz notwendig, zumal keine einfachen Labortests für die Diagnose zur Verfügung stehen.
Projekt: Die Autoren nutzten den Umstand, dass Leptospirose in Israel eine meldepflichtige Erkrankung ist und die Seren aller Verdachtsfälle zentral in einem Institut untersucht werden. Somit liegt eine hohe Standardisierung der Methodik und eine nationale Sammelstelle aller Verdachtsfälle vor.
Die Datenbank des Referenzlabors wurde retrospektiv für die Jahre 2002-2008 auf Leptospiroseverdachtsfälle ausgewertet, die mit Auslandsreisen assoziiert waren. Dabei richteten die Forscher ihr Augenmerk auf anamnestische Angaben und insbesondere Hinweise zu Auslandsreisen und eine mögliche Exposition. Fälle mit bestätigter reiseassoziierter Leptospirose wurden definiert als Patienten mit typischer Symptomatik, Auftreten der Beschwerden innerhalb von 21 Tagen nach Reiserückkehr und laborbestätigter Diagnose.
Ergebnisse: Im Zeitraum 2002-2008 wurden 1806 Verdachtsfälle auf Leptospirose untersucht. Hiervon waren 33 Reiserückkehrer (1,8 %). Insgesamt bestätigt wurden jedoch nur 48 Fälle, von denen 20 (42 %) mit einer Reise in tropische Gebiete assoziiert waren. Der Anteil der Reiserückkehrer an den bestätigten Fällen stieg von 26 % während der ersten beiden Jahre auf 83 % im letzten Jahr der Untersuchung.
Bei einer geschätzten Zahl von 160 000 israelischen Reisenden pro Jahr in tropische Länder lag die Inzidenz im Gesamtzeitraum bei 1,78/100 000 Reisenden pro Jahr. Verglichen mit einer Leptospiroseinzidenz von 0,06/100 000 in Israel war das Risiko einer Infektion bei Tropenreisen um das 29,6-Fache erhöht. Die überwiegende Zahl der Patienten war männlich (90 %), hatte sich zuvor in Südostasien aufgehalten (75 %) und hatte an Aktivitäten teilgenommen, die zu einer Süßwasserexposition führten (87 %).
Die am häufigsten festgestellte Serogruppe war Leptospira icterohaemorrhagiae (40 %). Schwere Manifestationen wie Nierenversagen, respiratorisches Versagen oder Meningitis traten bei 55 % der Patienten auf, überwiegend in der Serogruppe L. icterohaemorrhagiae. In dieser Gruppe waren auch die Hospitalisationszeiten deutlich länger (8 versus 4,9 Tage, p = 0,05). Die Therapie wurde mit verschiedenen Antibiotika durchgeführt, am häufigsten wurde Doxycyclin eingesetzt (67 %). Alle Patienten hatten eine Komplettremission.
Fazit: Die Epidemiologie der Leptospirose hat sich in den letzten Jahren verändert. In der durchgeführten Untersuchung bestätigt sich der Trend zum Rückgang der Fälle in Entwicklungsländern. Demgegenüber steht eine deutliche Zunahme der reiseassoziierten Infektionen. Insbesondere Verhaltensänderungen bei männlichen Reisenden wie die Teilnahme an Outdoorakivitäten mit Süßwasserkontakten (River-Rafting, Canyoning, Spelunking etc.) in den Tropen scheinen mit einem Infektionsrisiko einherzugehen.
PD Tomas Jelinek, Berlin
#Kommentar
Die mit wenig Aufwand durchgeführte Untersuchung zeigt sehr schön, dass Leptospirose zunehmend zu den relevanten Infektionsrisiken für Tropenreisende gehört. Hierbei sind insbesondere Abenteuerreisen mit Süßwasserkontakten relevant. Einige aktuelle Studien geben Hinweise auf die Relevanz dieser Infektion [1], [2], [3], [4], [5]. Da jedoch nur wenige Länder über den Vorteil einer zentralisierten Diagnostik mit angefügter Datenbank verfügen, hatte die israelische Arbeitsgruppe das Privileg, auch die deutliche Zunahme der reiseasoziierten Infektionen in den letzten Jahren aufzeigen zu können. Bei unklarem Fieber und Tropenreise sollte eine umfassende Anamnese erhoben und gegebenenfalls die entsprechende Diagnostik eingeleitet werden.
PD Tomas Jelinek, Berlin
Literatur
- 01 Askling H H, Lesko B , Vene S , et al . Serologic analysis of returned travelers with fever, Sweden. Emerg Infect Dis. 2009; 15 1805-1808
- 02 Johnston V , Stockley J M, Dockrell D , et al . Fever in returned travellers presenting in the United Kingdom: recommendations for investigation and initial management. J Infect. 2009; 59 1-18
- 03 Pavli A , Maltezou H C. Travel-acquired leptospirosis. J Travel Med. 2008; 15 447-453
- 04 McBride W J. Infections in travellers arriving from Australia. Trans R Soc Trop Med Hyg. 2008; 102 312-313
- 05 Pappas G , Papadimitriou P , Siozopoulou V , et al . The globalization of leptospirosis: worldwide incidence trends. Int J Infect Dis. 2008; 12 351-357
Literatur
- 01 Askling H H, Lesko B , Vene S , et al . Serologic analysis of returned travelers with fever, Sweden. Emerg Infect Dis. 2009; 15 1805-1808
- 02 Johnston V , Stockley J M, Dockrell D , et al . Fever in returned travellers presenting in the United Kingdom: recommendations for investigation and initial management. J Infect. 2009; 59 1-18
- 03 Pavli A , Maltezou H C. Travel-acquired leptospirosis. J Travel Med. 2008; 15 447-453
- 04 McBride W J. Infections in travellers arriving from Australia. Trans R Soc Trop Med Hyg. 2008; 102 312-313
- 05 Pappas G , Papadimitriou P , Siozopoulou V , et al . The globalization of leptospirosis: worldwide incidence trends. Int J Infect Dis. 2008; 12 351-357