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DOI: 10.1055/s-0030-1253314
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Trypanosoma cruzi: Chagas-Krankheit in Arizona – Überraschend viele Raubwanzen sind Träger
Publication History
Publication Date:
19 April 2010 (online)
- Fast die Hälfte der potenziellen Vektoren trägt den Erreger
- Gründe für niedrige Fallzahlen sind unklar
Die durch den Einzeller Trypanosoma cruzi hervorgerufene Chagas-Krankheit ist in Süd- und Mittelamerika weit verbreitet und verursacht hier jährlich mehrere Tausend oder gar Zehntausende von Todesfällen. Die USA gelten dagegen - abgesehen von den durch Migranten ins Land importierten Fällen - als weitgehend frei von dieser Krankheit. Bisher konnten lediglich 7 autochthone Fälle in den südlichen US-Staaten nachgewiesen werden.
#Fast die Hälfte der potenziellen Vektoren trägt den Erreger
Wie eine im März veröffentlichte Studie von Reiseman et al. nun zeigt, kann dies jedoch nicht am Fehlen des Erregers liegen: Blutsaugende Raubwanzen übertragen Trypanosoma cruzi auf den Menschen. Die Autoren wiesen nun nach, dass mehr als 40 % der Raubwanzenart Rhodinus prolixus, die in der näheren Umgebung von Wohnhäusern in Arizona gefangen wurden, Träger dieses Einzellers sind.
#Gründe für niedrige Fallzahlen sind unklar
Warum trotzdem nur so wenige humane Fälle in den USA auftreten, bleibt jedoch unklar. Möglicherweise ist die Chagas-Krankheit hier unterdiagnostiziert: Viele Ärzte gehen davon aus, die Krankheit komme in den USA nicht vor. Oder aber die in den USA beheimateten Raubwanzenarten bzw. -populationen weisen ein anderes Verhalten auf und bevorzugen beispielsweise tierische Opfer gegenüber dem Menschen. Möglicherweise jedoch ist das häufige Vorkommen von Trypanosoma cruzi in Arizona auch eine jüngere Entwicklung (laut einer Studie aus dem Jahr 1960 trugen nur 4 % der untersuchten Wanzen den Erreger). Daher muss man zukünftig mit einem häufigeren Auftreten der Krankheit auch im Süden der USA rechnen.
Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan
Quelle: promed; Reisenman CE et al. Emerg Infect Dis 2010; 16: 400-405