Z Orthop Unfall 2010; 148(2): 137
DOI: 10.1055/s-0030-1253305
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Distale Radiusfraktur – Abrissfraktur des Processus styloideus ulnae spielt für das Outcome keine Rolle

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Publication Date:
07 April 2010 (online)

 
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Soll eine Fraktur des Ulnastyloids im Rahmen der volaren Plattenosteosynthese bei distalen Radiusfrakturen mitversorgt werden? Should an ulnar styloid fracture be fixed following volar plate fixation of a distal radial fracture? J Bone Joint Surg Am., 2010; 92: 1 – 6

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Bild: Schünke M et al. Prometheus. Allgemeine Anatomie und Bewegungsapparat. Grafik: K. Wesker Stuttgart: Thieme, 2004.

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Einleitung

Frakturen des ulnaren Styloids kommen häufig in Verbindung mit distalen Radiusfrakturen vor. Ziel dieser Studie war zu untersuchen, inwieweit die Mitversorgung solcher Abrissfrakturen des ulnaren Styloids bei offener Reposition und volarer Plattenosteoynthese des distalen Radius einen Einfluss auf die Handgelenk-Funktion oder auch auf die Entwicklung einer chronischen Instabilität im distalen radio-ulnar Gelenk hat.

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Studiendesign

138 aufeinanderfolgende Patienten, welche zur operativen Versorgung einer distalen Radiusfrakur mit Gelenkbeteilung oder mindestens 5 mm radialer Verkürzung vorgesehen waren, wurden in diese Studie eingeschlossen. Im Rahmen der Operation wurde keine Fraktur des ulnaren Styloids stabilisiert. Die Patienten wurden nach radiologischer Befundung in drei Gruppen eingeteilt:

  1. keine Fraktur des Proc. styloideus ulnae,

  2. Fraktur des distalen Anteils des Styloids und

  3. Fraktur der Styloidbasis.

Postoperativ wurde die Handgelenksfunktion mit Griffstärke, Handgelenksbeweglichkeit, sowie mittels des modifizierten Mayo-Wrist-Score und DASH-Score nachuntersucht. Ferner wurde eine mögliche Instabilität im distalen radio-ulnar Gelenk durch klinische Untersuchung evaluiert. Der Nachuntersuchungszeitraum betrug mindestens 1 Jahr.

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Kommentar

Die distale Radiusfraktur ist eine der häufigsten Verletzungen, welche bei vorliegender Gelenkbeteilung bzw. radialer Dislokation und Verkürzung in der Regel operativ versorgt wird. Gleichzeitig findet man bei einem Großteil dieser Frakturen auch eine Mitverletzung des ulnaren Styloids. In wie weit solche Frakturen einen Einfluss auf das Outcome von distalen Radiusfrakturen haben, wird in der Literatur kontrovers diskutiert.

Die vorliegende Studie konnte anhand von 138 Patienten zeigen, dass 1 Jahr nach operativer Stabilisierung der distalen Radiusfraktur keinerlei Unterschied in der Handgelenksfunktion in Abhängigkeit vom Vorliegen einer Fraktur des ulnaren Styloids besteht. Weder das Vorliegen einer Styloidfraktur noch der Grad der Dislokation hatten Einfluss auf das Outcome.

Bei einem Evidenzlevel dieser Studie von II erhält die Annahme, dass die operative Versorgung des Proc. styloideus bei den meisten distalen Radiusfrakturen nicht notwendig ist, wesentliche Unterstützung. Eine Aussage hinsichtlich des Potenzials chronischer Instabilitäten des DRUG bei einzelnen Frakturtypen kann die vorliegende Studie nicht liefern. Relevanten Begleitverletzungen des Bandapparats und des TFCC sollte also weiterhin hohe Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Dr. med. Robert Rotter

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Ergebnisse

Frakturen des ulnaren Styloids traten bei 76 (55 %) der 138 Patienten auf. Davon hatten 47 Patienten (62 %) eine nicht basisnahe und 29 Patienten (38 %) eine Basisfraktur des ulnaren Styloids. Vierunddreißig der Frakturen (45 %) waren davon nur minimal (2 mm) und 42 (55 %) waren mehr als 2 mm disloziert. Die Untersucher fanden keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Handgelenksfunktion und Auftreten einer Styloidfraktur bzw. der Schwere der Dislokation. Eine chronische Instabilität des distalen Radioulnar-Gelenks entwickelte sich bei zwei Patienten (1,4 %).

Dr. med. Robert Rotter

Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie

Chirurgische Klinik und Poliklinik der Universität Rostock

Email: robertrotter@yahoo.de

 
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Bild: Schünke M et al. Prometheus. Allgemeine Anatomie und Bewegungsapparat. Grafik: K. Wesker Stuttgart: Thieme, 2004.