physiopraxis 2010; 8(2): 16
DOI: 10.1055/s-0030-1249260
physiowissenschaft

Zervikogene Kopfschmerzen – Evidenz von Diagnostik und Therapie überprüft

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Publication Date:
22 February 2010 (online)

 
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    Zervikogene Kopfschmerzen gelten laut der Internationalen Kopfschmerzvereinigung als eigenständiges Krankheitsbild. Nun überprüften zwei Forscher, wie die Beweislage verschiedener Diagnose- und Therapieoptionen ist.

    Nikolai Bogduk und Jayantilal Govind vom Royal Newcastle Centre in New South Wales, Australien, recherchierten für ihr Literaturreview in Fachbüchern, den Literaturlisten anderer Reviews und in PubMed. Sie bezogen auch Studien ein, die nicht auf Englisch publiziert waren. Die Forscher sammelten Daten zur Ätiologie und Epidemiologie zervikogener Kopfschmerzen sowie zur Diagnostik und Therapie.

    Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass das Vorgehen bei der Diagnostik vor allem durch die Gegebenheiten in den Einrichtungen beeinflusst wird. Einige Ärzte können beispielsweise eine als aussagekräftig geltende fluoroskopische diagnostische Blockade der entsprechenden Nerven durchführen. Andere Ärzte haben ausschließlich die Möglichkeit, sich bei ihrer Diagnostik an den klinischen Kriterien für zervikogene Kopfschmerzen zu orientieren (z. B. Schmerzen, die im Nacken beginnen und in den Kopf und/oder das Gesicht ausstrahlen). Bei den konservativen Therapieansätzen scheinen laut Bogduk und Govind spezifische Übungen und Manuelle Therapie die beste Option zu sein. Für Schmerzen, die ihren Ursprung im seitlichen Atlantoaxial gelenk haben, ist eine Arthrodese die einzige Maßnahme, deren Evidenz nachgewiesen ist. Die Wirksamkeit intraartikulärer Injektionen mit Stero iden ist in diesem Zusammenhang noch nicht abschließend geklärt. Bei Schmerzen, die aus der Bandscheibe zwischen C2 und C3 stammen, kann eine Versteifung effektiv sein. Patienten mit Schmerzen in den Zygapophysialgelenken C2/C3 können von intraartikulären Steroidinjektionen profitieren. Die einzige evidenzbasierte Behandlungsmethode hierfür ist die Radiofrequenzneurotomie (Einsatz von hochfrequentem Strom zur Koagulation des Nervengewebes).

    Die Wissenschaftler empfehlen eine vermehrte Zusammenarbeit von Schmerzspezialisten und Neurologen und fordern eine weitere Validierung der klinischen Diagnostik.

    et

    Lancet Neurol 2009; 8: 959–968