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DOI: 10.1055/s-0030-1248791
Wissenschaft Nachgefragt – Ein praktikables Elterntraining
Publication History
Publication Date:
10 February 2010 (online)
- Wie entstand die Idee für Ihre Bachelorarbeit?
- Planen Sie, Ihre Arbeit weiterzuentwickeln?
- Was hat Ihnen diese Forschungsarbeit beruflich wie auch persönlich gebracht?
Die Elternarbeit wird in der Ergotherapie durch erhöhten Effektivitätsdruck immer wichtiger. Das Ergotherapeutische Elterntraining (ETET) stellt die bislang einzige fachspezifische Unterstützung dieser Art dar. Isabel Kiomall ging der Frage nach, ob das Training praxistauglich ist.
Interview
Isabel Kiomall ist seit 2002 Ergotherapeutin. Nach der Berufstätigkeit in der Pädiatrie und ergotherapeutischen Praktika im Rahmen des Leonardo-da-Vinci-Programms in Spanien schloss sie im Juli 2009 das Bachelorstudium an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin ab.
Wie praktikabel ist das Ergotherapeutische Elterntraining (ETET) in der therapeutischen Anwendung bei Kindern mit ADHS? Diese Frage beantwortet Isabel Kiomall mit ihrer Abschlussarbeit, die im Rahmen des Bachelorstudienganges an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin entstand.
Das ETET dient der begleitenden und kontinuierlichen Beratung von Eltern, deren Kinder sich vor allem wegen Aufmerksamkeits- und/oder Selbstregulationsstörungen sowie Problemen in der Handlungsorganisation in ergotherapeutischer Behandlung befinden. Es besteht aus Elterninformationen, Reflexionsbögen und Wochenprotokollen. Diese ermöglichen es der Ergotherapeutin, die Eltern eng in die Intervention einzubeziehen.
Um herauszufinden, wie sich das ETET zeitlich und strukturell in den Praxisalltag integrieren lässt, entwickelte die Forscherin einen Online-Fragebogen mit 24 Fragen. Diesen richtete sie an Ergotherapeuten, welche das ETET in ihrer Therapie nutzen. Die Ergebnisse der 32 eingereichten Fragebögen zeigen, dass die Therapeuten das Training vorwiegend als praktikabel und als bereichernd für ihre Arbeit mit von ADHS betroffenen Kindern und deren Eltern empfinden. Sie gaben an, das Trainingsprogramm flexibel an die Bedürfnisse der Klienten anzupassen. Darüber hinaus eigne es sich gut zur Kombination mit anderen Therapiemitteln und -methoden. Außerdem diene es sowohl als Leitfaden in der Therapie als auch durch alltagspraktische Tipps in der Elternberatung und trage zur Strukturierung bei. Die Teilnehmer regten an, die Reflexionsbögen des ETET verständlicher und übersichtlicher zu gestalten und einen Informationsteil zu weiteren Diagnosen hinzuzufügen.
Die Forscherin fordert schließlich dazu auf, die Elternarbeit als festen Bestandteil innerhalb der Ausbildung und in der pädiatrischen Praxis zu berücksichtigen, um die Effektivität der Therapie zu steigern und den Professionalisierungsprozess voranzutreiben.
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Kiomall I. Praktikabilität des Ergotherapeutischen Elterntrainings (ETET) bei der Diagnose ADHS aus Sicht von Therapeuten. Bachelorarbeit an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin; 2009.
Wie entstand die Idee für Ihre Bachelorarbeit?
Während meiner praktischen Arbeit mit Kindern lernte ich, welche Wichtigkeit die Elternarbeit darstellt und dass auf ihrer Grundlage die größten Therapieerfolge erwachsen. Leider habe ich beobachtet, dass Kollegen die Elternarbeit oft noch zu gering in den therapeutischen Prozess einbeziehen. Vielleicht, weil sie ihnen zu aufwendig erscheint oder scheinbar wertvolle Therapiezeit „klaut”. Da das ETET erst seit 2007 zur Verfügung steht, empfand ich eine Auseinandersetzung mit dem Thema als sinnvoll.
#Planen Sie, Ihre Arbeit weiterzuentwickeln?
Ich möchte mich zunächst persönlich mit dem Thema weiter beschäftigen und es in meine eigene berufliche Praxis in Form spezieller Elternangebote integrieren. Es liegt mir am Herzen, dass Elternarbeit einen festen Platz findet. Natürlich bin ich gespannt, ob die Autorin des ETET die Ergebnisse meiner Bachelorstudie für ihr Training weiterverwenden kann.
#Was hat Ihnen diese Forschungsarbeit beruflich wie auch persönlich gebracht?
Ich habe mich intensiv mit diesem wichtigen Thema und dem aktuellen Forschungsstand befasst. So verfüge ich nun über umfangreiches Wissen über die Entwicklung der Elternarbeit in der deutschen Ergotherapie. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse haben mir bestätigt, dass ich beruflich auf dem richtigen Weg bin und dass in dem Bereich der Ergotherapie großes Entwicklungspotenzial steckt. Dieses möchte ich nutzen. Elternarbeit wird derzeit leider zu wenig betrieben – das soll sich ändern. Und: Die Durchführung der Studie war spannend und hat Spaß gemacht!
Weitere Informationen zum ETET finden Sie in: Britta Winter, Bettina Arasin. Ergotherapie bei Kindern mit ADHS, Georg Thieme Verlag 2009. ISBN 978-3-13-141072-6.