Rehabilitation (Stuttg) 2010; 49(1): 1
DOI: 10.1055/s-0030-1247561
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBOR)

Medically-Vocationally Oriented Rehabilitation, MBORF. Schliehe
Further Information

Publication History

Publication Date:
22 February 2010 (online)

Die medizinische Rehabilitation befindet sich in einem ständigen Prozess der Weiterentwicklung und Optimierung. Dieser Prozess erhält wesentliche Impulse durch die rehabilitationswissenschaftliche Forschung und wird inzwischen intensiv begleitet durch umfassende Programme der Qualitätssicherung und des Qualitätsmanagements. Ein wesentlicher Ansatzpunkt der Weiterentwicklung liegt neben einer generellen bedarfsorientierten Ausdifferenzierung der Konzepte auch in einer effizienteren Zielbestimmung – in Abstimmung mit dem Rehabilitanden. In diesen Rahmen ist auch die Entwicklung der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation (MBOR) für Rehabilitanden im erwerbsfähigen Alter einzuordnen. Die MBOR ist aus rechtlicher und institutioneller Sicht keine selbstständige Leistungsart, sondern konzeptioneller Bestandteil der medizinischen Rehabilitation. Sie will konkret auf berufliche und arbeitsplatzbezogene Problemlagen der Rehabilitanden eingehen und in der Behandlung berücksichtigen, um so die Rückkehr zur Arbeit trotz gesundheitlicher Einschränkungen bzw. Beeinträchtigungen besser zu erreichen [1].

Über das Thema der beruflichen Integration, speziell über Entwicklungen und Untersuchungen zur MBOR und dieser nahestehende Konzepte wird seit Jahren in dieser Zeitschrift berichtet. Allein in den letzten beiden Jahren erschienen mehrere Beiträge, die die Anwendung berufsorientierter Konzepte in verschiedenen Indikationsbereichen der medizinischen Rehabilitation behandelten (vgl. z. B. [2] [3]). Dazu gehören nicht zuletzt auch Untersuchungen, die die Entwicklung von speziellen Screeninginstrumenten zum Gegenstand haben, um den berufsbezogenen Behandlungsbedarf zu ermitteln und gezielt behandeln zu können. In diesem Heft vervollständigen wir die Thematik mit einem weiteren Beitrag zur beruflichen Wiedereingliederung nach einer medizinisch-beruflich orientierten orthopädischen Rehabilitation [4].

Der Beitrag berichtet zunächst allgemein über die Entwicklung stärker berufsorientierter Programme in der orthopädischen Rehabilitation. Im Mittelpunkt stehen dann die Ergebnisse einer randomisierten Studie mit einem multimodalen berufsorientierten Behandlungsprogramm. Von den Autoren wird dieses Programm als „Integrierte Medizinisch-Berufsorientierte Orthopädische Rehabilitation (IMBO-Rehabilitation)” bezeichnet; es berücksichtigt insbesondere auch psychosoziale Arbeitsbelastungen und stellt insofern eine Erweiterung der „klassischen” MBOR dar. Sechs Monate nach der Rehabilitation zeigte die Interventionsgruppe eine wesentlich höhere berufliche Wiedereingliederungsrate als die Kontrollgruppe, sodass von einer erfolgreichen Weiterentwicklung der orthopädischen Rehabilitation gesprochen werden kann.

Weitere wichtige Beiträge beziehen sich auf unterschiedliche Bereiche: Rehabilitation nach Hüft- und Knieendoprothesenimplantation, neurologische Frührehabilitation, pneumologische Rehabilitation, persönliches Budget für schwerstverletzte Menschen. Ausdrücklich hingewiesen sei zudem auf den reformorientierten Beitrag zu den Werkstätten für behinderte Menschen sowie auf das Strategiepapier der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention.

Ihre Herausgeber

Literatur

  • 1 Hansmeier T, Schliehe F. Rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation.. In: Hillert A, Müller-Fahrnow W, Radoschewski FM, Hrsg. Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag; 2009: 34-49
  • 2 Kittel J, Karoff M. Lässt sich die Teilhabe am Arbeitsleben durch berufsorientierte kardiologische Rehabilitation verbessern? Ergebnisse einer randomisierten Kontrollgruppenstudie.  Rehabilitation. 2008;  47 14-22
  • 3 Bethge M, Müller-Fahrnow W. Wirksamkeit einer intensivierten stationären Rehabilitation bei muskuloskelettalen Erkrankungen: systematischer Review und Meta-Analyse.  Rehabilitation. 2008;  47 200-210
  • 4 Bethge M, Herbold D, Trowitzsch L, Jacobi C. Berufliche Wiedereingliederung nach einer medizinisch-beruflich orientierten orthopädischen Rehabilitation: Eine clusterrandomisierte Studie.  Rehabilitation. 2010;  49 2-12