Z Orthop Unfall 2009; 147(6): 657
DOI: 10.1055/s-0029-1245010
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Konservative Therapie der Hüftkopfnekrose - Alendronat als Therapie der avaskulären Hüftkopfnekrose

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Publication Date:
16 December 2009 (online)

 
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Die Hüftkopfnekrose führt unbehandelt innerhalb von wenigen Jahren zur Destruktion des Hüftgelenkes. Sie stellt eine der Hauptursachen für eine Hüft-Totalendoprothese bei jungen Patienten dar. Die vorliegende Studie analysiert das Ergebnis der langfristigen Therapie von 395 Hüftkopfnekrosen bei 294 Patienten mit dem Bisphosphonat "Alendronat". The use of alendronate in the treatment of avascular necrosis of the femoral head – follow-up to eight years J Bone Joint Surg Br. 2009 Aug;91-B:1013-18.

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Studiendesign

Zwischen 1999 und 2006 wurden 294 Patienten mit 395 Hüftkopfnekrose Stadium Ficat I-III mit Alendronat behandelt. Ausschlusskriterien waren Hüftkopfnekrose im Stadium Ficat IV sowie hepatorenale Erkrankungen und Magengeschwüre. Die Nachbeobachtung war mindestens 1 Jahr (Durchschnitt 4 Jahre; 1-8 Jahre). Die Patienten nahmen täglich 10 mg Alendronat sowie zwischen 500 und 1000 mg Kalzium und zwischen 400 und 800 IE Vitamin D3 über drei Jahre ein. Für 3 Monate sollten die Patienten eine Bodenkontaktbelastung durchführen und diese danach schmerzadaptiert steigern. Während regelmäßiger Verlaufskontrollen wurden klinische Scores erfasst und Röntgen durchgeführt.

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Ergebnisse

Nach einem durchschnittlichen Nachbeobachtungszeitraum von vier Jahren (1-8 Jahren) wiesen 364 Hüften (92,2%) zufriedenstellende klinische Ergebnisse und benötigten keine Operation. Ein Versagen mit Notwendigkeit der Implantation einer Hüft-Totalendoprothese trat bei 4 von 215 (2%) bei Hüften vom Stadium Ficat I, 10 von 129 (8%) bei Hüften vom Stadium Ficat II und bei 17 von 51 (33%) bei Hüften vom Stadium Ficat III auf.

Die radiologische Entwicklung zeigte nach durchschnittlich 4 Jahren (1-8 Jahre) in 28,8% (99 von 344 Hüften) im Stadium Ficat I und II einen Einbruch des Gelenkknorpels. In Hüften des Stadium I war die Rate des Einbruchs anhand konventioneller Röntgenbilder 12,6% (27 von 215) und im Stadium II nach Ficat 55,8% (72 von 129). Die durchschnittliche Zeit bis zum Kollaps war durchschnittlich 3,1 Jahre (2-6 Jahre).

Dr. med. Thilo Flörkemeier

Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover

Email: Thilo.floerkemeier@annastift.de

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Erste Ergebnisse der medikamentösen Therapie mit Bisphosphonaten verbesserten die Symptome, verlangsamten das Fortschreiten der Erkrankungen und reduzierten die Destruktion des Hüftgelenkes. (Quelle: Klicker-Pixelio.de).

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Kommentar

Bisherige Studien beschrieben vielversprechende Kurzzeitergebnisse hinsichtlich der Behandlung der Hüftkopfnekrose durch Alendronat. Diese Studie präsentiert mittelfristige Ergebnisse dieser konservativen Therapie der Hüftkopfnekrose anhand eines großen Patientenkollektivs. Die Studie zeigt, dass der natürliche Verlauf der Hüftkopfnekrose gemäß Literatur durch die zusätzliche Therapie der Hüftkopfnekrose positiv beeinflusst werden kann.

Unklar erscheint jedoch die Diskrepanz zwischen den vielversprechenden klinischen Ergebnissen und der hohen Anzahl des Kollapses des Gelenkknorpels. Zudem wäre ein Vergleich mit anderen Therapieverfahren der Hüftkopfnekrose wie retrograder Anbohrung wünschenswert. Als weiterer Nachteil fällt die fehlende Diagnostik durch den Goldstandard der Kernspintomographie auf.

Dr. med. Thilo Flörkemeier

 
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Erste Ergebnisse der medikamentösen Therapie mit Bisphosphonaten verbesserten die Symptome, verlangsamten das Fortschreiten der Erkrankungen und reduzierten die Destruktion des Hüftgelenkes. (Quelle: Klicker-Pixelio.de).