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DOI: 10.1055/s-0029-1241076
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Lanthancarbonat senkte Phosphatspiegel schneller und tiefer als Sevelamerhydrochlorid - Zwei Phosphatbinder im Vergleich
Publication History
Publication Date:
10 September 2009 (online)
Dr. Edward Ross, Gainesville (USA), fasste die Ergebnisse einer prospektiven, randomisierten Cross-over-Studie, in der die beiden kalziumfreien Phosphatbinder direkt miteinander verglichen wurden, wie folgt zusammen: Lanthancarbonat zeigte sich Sevelamerhydrochlorid hinsichtlich der Senkung des Serumphosphatspiegels überlegen [1].
#Studiendesign
Für diese Vergleichsstudie wurden 182 Patienten (vorwiegend in den USA, aber auch in mehreren Zentren in Deutschland) mit chronischem Nierenversagen rekrutiert, deren Serumphosphat- bzw. Serumkalziumspiegel zu Studienbeginn über 6,0 bzw. 8,4 mg/dl lagen. Der mittlere Serumphosphatspiegel betrug initial 7,45 ± 0,15 mg/dl am Startzeitpunkt der Lanthancarbonatgabe und 7,33 ± 0,16 mg/dl bei Sevelamer.
Die Studienteilnehmer wurden 1:1 in 2 Gruppen randomisiert. Die Patienten der einen Gruppe erhielten zunächst über 4 Wochen Lanthancarbonat und danach über weitere 4 Wochen Sevelamerhydrochlorid; in der anderen Gruppe wurde umgekehrt therapiert. Der Randomisierung war eine 2-3-wöchige Auswaschphase vorgeschaltet. Zwischen dem Wechsel der Medikation durchlief jeder Patient ebenfalls eine Phosphatbinder-Auswaschphase von 2 Wochen.
Pro Behandlungszyklus wurde zunächst 1 Woche lang entweder täglich 2250 mg Lanthancarbonat oder 4800 mg Sevelamerhydrochlorid verabreicht und anschließend 3 Wochen lang täglich 3 000 mg Lanthancarbonat bzw. 6 400 mg Sevelamerhydrochlorid - entsprechend 3 Kautabletten Lanthancarbonat bzw. 8 Kapseln Sevelamerhydrochlorid pro Tag. Diese Dosierungen stützen sich auf US-amerikanische Verordnungsdaten und damit auf die allgemein übliche klinische Praxis [2]. Die Vitamin-D3-Medikation wurde über die gesamte Studiendauer konstant gehalten.
#Auswertung
Die Drop-out-Rate war mit 27 % im Rahmen der üblichen Raten bei Studien mit Dialysepatienten. Die Studiendaten wurden in 3 unterschiedlichen Gruppen ausgewertet:
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ITT-LOCF: Für die ITT-Analyse (ITT: "intention to treat") wurde der jeweils letzte verfügbare Wert für die Serumphosphatspiegel fortgetragen (LOCF: "last observation carried forward"). In dieser Analyse sind alle Patienten berücksichtigt, selbst diejenigen, die bis zu ihrem Studienabbruch nur eine einzelne Medikation eingenommen hatten und bei denen nur einmal der Serumphosphatspiegel gemessen worden war.
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ITT-OC: Eine ITT-Analyse, zu welcher die tatsächlich verfügbaren Messwerte zu den jeweiligen Zeitpunkten der Messungen berücksichtigt wurden (OC: "observed case"). Fehlende Werte wurden dabei nicht ergänzt.
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Completer: Eine Analyse der sogenannten "Completer" - das sind die Patienten, welche die gesamte Studie durchliefen und bei denen Serumphosphatwerte mindestens zu Beginn und am Ende beider 4-Wochen-Perioden vorlagen.
Nach allen 3 Auswertungen waren die Serumphosphatspiegel unter Lanthancarbonat niedriger als unter Sevelamerhydrochlorid. Entsprechend der ITT-LOCF-Auswertung beträgt der Unterschied 0,29 mg/dl zugunsten von Lanthancarbonat (p = 0,113). In der ,Completer'-Auswertung wurde ein statistisch signifikanter (p = 0,007) Unterschied von 0,50 mg/dl zugunsten von Lanthancarbonat ermittelt. Die ITT-OC-Auswertung bestätigt das Ergebnis: Der Unterschied beträgt 0,41 mg/dl und ist ebenfalls statistisch signifikant (p = 0,028).
#Fazit
Die Studie lässt folgende Schlussfolgerungen zu:
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Unter Lanthancarbonat sanken die Serumphosphatspiegel im Mittel schneller ab als unter Sevelamerhydrochlorid.
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Die Absenkung war unter Lanthancarbonat zu jedem Zeitpunkt größer als unter Sevelamerhydrochlorid; die Unterschiede waren am Ende der ersten und der letzten Behandlungswochen in 2 Gruppen statistisch signifikant (p < 0,05).
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Die Absenkung unter Lanthancarbonat blieb bei gleichbleibender Dosis über den gesamten Studienverlauf bestehen, während die Serumphosphatspiegel unter Sevelamerhydrochlorid in der 4. Woche wieder leicht anstiegen.
Zur klinischen Bedeutung der Unterschiede erklärte Ross: Aus mehreren Untersuchungen an Dialysepatienten ist bekannt, dass mit jedem Anstieg der Serumphosphatwerte um 0,5 mg/dl - ausgehend von 4,5-5,0 mg/dl - das relative Risiko für die Sterblichkeit der Patienten ansteigt [3].
Die Verträglichkeit beider Phosphatbinder war in der Cross-over-Studie vergleichbar. Über unerwünschte Ereignisse berichteten 44,7 % unter Lanthancarbonat und 50,9 % unter Sevelamerhydrochlorid. Gastrointestinale Nebenwirkungen traten bei 18,2 bzw. 23,3 % auf. Diese Unterschiede waren nicht signifikant.
Eckhard Böttcher-Bühler, Eckental
Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Shire Deutschland GmbH, Köln. Die Beitragsinhalte stammen vom Symposium "The Kidney-Bone-Vascular Axis: understanding the role of phosphate in CKD-MBD", veranstaltet von Shire Pharmaceuticals im Rahmen des "World Congress of Nephrology" 2009 in Mailand. Der Autor ist freier Journalist. |