Rofo 2009; 181(9): 908-909
DOI: 10.1055/s-0029-1239614
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Die hellsten Köpfe für die Radiologie

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Publication Date:
23 September 2009 (online)

 
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Ein Studentenförderprogramm, ein berühmter Gefäßspezialist aus den USA und innovationsreiche Themenschwerpunkte - der 91. Deutsche Röntgenkongress 2010 hat viel zu bieten. Ein Gespräch mit dem Kongresspräsidenten Professor Dr. Walter Gross-Fengels, Hamburg.

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Warum haben Sie das Schwerpunktthema Interventionelle Radiologie gewählt?

Die Interventionelle Radiologie ist ein relativ junges Spezialgebiet innerhalb der Radiologie. Sie befasst sich mit bildgesteuerten, minimalinvasiven Techniken. Die Eingriffe zeichnen sich durch schonende Anästhesieverfahren aus, häufig kann auf eine Vollnarkose verzichtet werden. Die Behandlungen sind in der Regel mit einem kürzeren stationären Aufenthalt verbunden und führen zu einer schnelleren Erholung und einer frühen Wiedereingliederung des Patienten in seinen Alltag.

Darüber hinaus sind Kombinationen mit konventionellen Techniken der offenen Chirurgie möglich. Letztendlich lassen sich durch die interventionellen Verfahren auch Patienten mit eingeschränkter Operabilität behandeln. Durch den allgemeinen Anstieg der Lebenserwartung rechnen wir mit einem deutlichen Zuwachs an Patienten, die an Gefäß- und Tumorerkrankungen leiden. Gerade dieser Patientengruppe kann eine Vielzahl an interventionellen Behandlungsmethoden angeboten werden.

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Welches sind die großen Trends der Interventionellen Radiologie?

Der Trend zur Miniaturisierung hält an. Das bedeutet, dass immer kleinere Punktionsbestecke und Kathetersysteme zur Anwendung kommen. Dadurch lassen sich Gefäß- und Gewebstraumata im Bereich der Zugangswege vermindern. Außerdem können wir die neuen Systeme deutlich besser steuern, sodass auch kleinste Gefäße und periphere Gefäßabschnitte mit interventionellen Techniken erreichbar werden. Neue, innovative, modulare Stentgraft-Systeme lassen eine Behandlung auch von komplexen Gefäßpathologien zu. Und schließlich erlauben noch genauere Bildgebungssysteme bei der Intervention eine noch exaktere Kontrolle und ein zielgenaueres Vorgehen bei der Intervention. Ferner stehen neue Embolisations-Materialien zur lokalen hoch dosierten Chemotherapie und zur Ausschaltung von Blutungsquellen zur Verfügung.

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Ein zweiter Kongressschwerpunkt ist der Thorax...

... ja, und zwar sowohl unter dem Blickwinkel der Diagnostik, als auch der minimalinvasiven Therapie. Im diagnostischen Bereich ist die Stanz-Biopsie unter meist CT-gesteuerter Bildkontrolle zu nennen. Mit den auf diesem Wege gewonnenen Gewebeproben können Pathologen die Dignität eines Lungentumors bereits vor der eigentlichen Operation bestimmen. Dies ist auch in den Fällen möglich, bei denen eine Lungenspiegelung zu keinem Ergebnis geführt hat. Im therapeutischen Bereich ist die Entwicklung der Radiofrequenzablation zu erwähnen. Das ist ein interventionsradiologischer Therapieansatz, bei dem perkutan und unter CT-Kontrolle eine Sonde in das Lungengewebe eingeführt wird und der Tumor - zum Beispiel ein Bronchialkarzinom - lokal durch hohe Energien zerstört wird.

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Schließlich behandelt der 91. Deutsche Röntgenkongress als dritten Schwerpunkt das Thema Gefäße.

Auch hier gibt es zahlreiche interventionelle Ansätze für die Behandlung von Gefäßleiden. So lassen sich heute Erweiterungen der Bauchschlagader (Aneurysmen) von innen per Katheter ausschalten, indem unter Röntgenkontrolle über die Leiste spezielle Gefäßstützen (Stents) eingebracht werden. Ein weiteres Beispiel ist die Stent-Implementierung in die obere Hohlvene, die Cava superior. Beim Bronchialkarzinom im fortgeschrittenen Stadium kann es zu einem Blutrückstau kommen, wenn der Tumor den Blutfluss dieser Hauptvene abdrückt. Ein minimalinvasiv eingeführter Stent hält den Blutabfluss offen und verschafft dem schwerkranken Patienten eine rasche Linderung.

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Was versprechen Sie sich von der Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Angiologie und der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie?

Zu beiden Gesellschaften bestehen seit Jahren sehr enge Kontakte. Wir haben gemeinsam einen umfangreichen Zertifizierungsprozess entwickelt, der inzwischen Grundlage für die Zertifizierung von mehr als 100 interdisziplinären Gefäßzentren in Deutschland ist und wesentlich zur Sicherung der Behandlungsqualität beiträgt. In der Medizin ist seit Jahren ein Trend zur Bildung von Organzentren erkennbar. In diesen Organzentren arbeiten Spezialisten verschiedenster Fachgebiete eng zusammen. Jeder Bereich kann seine individuelle Expertise einbringen und so dazu beitragen, dass der Patient ein optimal abgestimmtes und technisch auf hohem Niveau durchgeführtes Behandlungsverfahren erhält. Gerade für Gefäßpatienten, die meist an chronischen Erkrankungen leiden, ist eine enge Kooperation von Angiologen, Gefäßchirurgen und interventionellen Radiologen unabdingbar.

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Welche Neuerungen wird es im Programmablauf geben?

Der große Erfolg des letzten Röntgenkongresses hat uns darin bestärkt, den Kongress auf 4 komplette Tage auszudehnen. Das bedeutet, dass wir von Mittwoch bis Samstag durchgehend interessante Workshops, Refresherkurse und Vorträge anbieten werden. Besondere Aufmerksamkeit widmen wir der Nachwuchsförderung. Zum einen wollen wir die sehr gut angenommenen Fit-für-den-Facharzt-Kurse weiter ausbauen. Darüber hinaus werden wir mit der Ansprache der Zielgruppe noch früher ansetzen und zwar bei den Medizinstudenten. Erstmals in der Kongressgeschichte werden wir eine speziell auf Studenten zugeschnittene Vortragsreihe in das Programm aufnehmen. Motto: "Die hellsten Köpfe für die Radiologie";. Das Kursprogramm für Studenten verbinden wir mit einem Patenschaftskonzept. Ziel ist eine nachhaltige und langfristige Nachwuchsförderung. Schließlich bauen wir die erfolgreiche Kursreihe der Management-Workshops weiter aus. Themen des kommenden Jahres sind die intelligente Vernetzung: durch Medizinische Versorgungszentren, durch Kooperationen und sektorenübergreifende Versorgungsansätze.

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Welche internationalen Gäste sind zum Kongress 2010 eingeladen?

Der 91. Deutsche Röntgenkongress findet in Kooperation mit der Europäischen Gesellschaft für kardiovaskuläre Radiologie (CIRSE) und der Europäischen Gesellschaft für thorakale Bildgebung (ESTI) statt. Renommierte internationale Vertreter dieser Fachgesellschaften werden unseren Kongress bereichern. Darüber hinaus ist es gelungen, Herrn Professor Julio Palmaz als Gastredner für die Röntgenvorlesung zu gewinnen. Er hat in den letzten 20 Jahren entscheidenden Anteil an der erfolgreichen Einführung der vaskulären Stenttherapie gehabt. Die grundlegende Idee, Ballon-expandierbare Stents zur Therapie von Gefäßstenosen und -verschlüssen einzusetzen, geht auf ihn zurück. Für seine Arbeiten erhielt er zahlreiche nationale und internationale Preise.

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Was ist für die MTRAs geplant?

Die stetig steigende Zahl der MTRAs auf dem Röntgenkongress verdeutlicht die große Rolle, die der Kongress für diese Berufsgruppe spielt. Neben den klassischen Themenformaten für die MTRAs sind für das kommende Jahr Vorträge zu den Kongressschwerpunkten geplant. Das heißt, wir werden für die MTRAs spezielle Vorträge zur Diagnostik von Gefäß- und Thoraxerkrankungen anbieten und auch auf Neuerungen in der Interventionellen Radiologie eingehen.

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Wird es wieder einen Patiententag geben?

Nach dem Erfolg des Patiententages auf dem letzten Röntgenkongress werden wir auch 2010 eine Informationsveranstaltung für Patienten und Angehörige ausrichten. Entsprechend dem Schwerpunkt des Kongresses werden wir häufige Gefäßerkrankungen zum Thema machen - und über die Schaufensterkrankheit, das Raucherbein, den Schlaganfall und Aneurysmen informieren.

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Was ist zur Eröffnung des Kongresses geplant?

Wir wollen am Mittwochabend in einer geeigneten "Location"; den Kongress zusammen mit einer möglichst großen Zahl von Teilnehmern schwungvoll eröffnen, wissenschaftliche Leistungen würdigen, neue Themen auch außerhalb der Radiologie diskutieren, mit Freunden zusammen Essen und Trinken genießen und vielfältige neue Kontakte knüpfen.

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Termine - 91. Deutscher Röntgenkongress

  • 01.09. bis 01.11.2009: Abstract-Annahme

  • Mitte Februar 2010 (voraussichtlich): Erscheinungstermin Vorprogramm

  • Ab Mitte Februar 2010: Anmeldung

  • 12. bis 15. Mai 2009 - Kongress Berlin Messe Süd