Z Orthop Unfall 2009; 147(4): 410
DOI: 10.1055/s-0029-1237484
Für Sie gelesen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Knieendoprothesen-Implantation - Vergleich von ambulant gegenüber stationär

Further Information

Publication History

Publication Date:
19 August 2009 (online)

 
Table of Contents

Aktuell wurden Protokolle veröffentlicht, die eine ambulante operative Versorgung mittels Knietotalendoprothese ermöglichen. Es lagen hierzu jedoch bisher keine Ergebnisse über das Outcome der Patienten später als 6 Wochen operativ vor. Die vorliegende Arbeit vergleicht entsprechend Kniefunktion und Komplikationen von einer ambulant geführten Patientengruppe mit den konventionellen stationär versorgten Patienten über einen Zeitraum von 24 Monaten. Comparison of Outpatient versus Inpatient Total Knee Arthroplasty. Clin Orthop Relat Res 2009;467:1438-1442

#

Studiendesign

In einem prospektiven Studiendesign wurden die klinischen Ergebnisse von 64 ambulant durchgeführten Knietotalendoprothesen-Implantationen mit einem entsprechenden Kollektiv aus stationären Patienten verglichen. Die Selektion der Patienten erfolgte insbesondere nach Komorbiditäten.

Alle Patienten erhielten eine spezielle Schulung bezüglich der postoperativen Versorgung, Physiotherapie und Schmerztherapie. Über einen Nachuntersuchungszeitraum von 12 bis 46 Monaten wurden perioperative Komplikationen, der Knee society score und -function score sowie die Röntgenergebnisse ausgewertet. Level of Evidence: Level II.

Zoom Image

Nach Knie-OP sofort nach Hause? Die Verweildauer stationärer Patienten nach einer Knieendoprothesen-Implantation ist stetig verkürzt worden und liegt in den USA im Durchschnitt noch bei 4 Tagen (Quelle: BVmed).

#

Ergebnisse

Keiner der ambulant versorgten Patienten musste im postoperativen Verlauf auf Grund von Komplikationen stationär aufgenommen werden. In der statistischen Auswertung der Ergebnisse ergaben sich keinerlei Unterschiede zwischen den beiden Patientengruppen. Beispielhaft betrug der Knie society score 94 ± 11 Punkte gegenüber 93 ± 16 Punkten. Bei insgesamt 6 Patienten traten Komplikationen auf, die im Verlauf eine operative Intervention erforderten, dies war unabhängig von der gewählten Vorgehensweise.

Dr. Tilman Calließ

Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover

Email: tilman.calliess@annastift.de

#

Kommentar

Die vorliegende Arbeit zeigt, dass ausgewählte Patienten bereits am Tag nach einer Knieendoprothesen-Implantation entlassen werden können, ohne dass ein erhöhtes perioperatives Komplikationsrisiko besteht und trotzdem ein gleiches klinisches Ergebnis wie bei stationär geführten Patienten erreicht werden kann. Limitierend an dieser Studie ist sicherlich, dass eine genaue Selektion der Patienten stattgefunden hat und sich die verglichenen Patientenkollektive insbesondere hinsichtlich ihrer Komorbiditäten unterscheiden.

Auch wenn sicherlich die ambulante Durchführung einer derartigen Operation bei den gegebenen Strukturen im deutschen Gesundheitssystem aktuell nicht möglich ist, ist die Arbeit für unsere Versorgung sehr interessant. Herauszustellen ist die Tatsache - und darauf legen auch die Autoren großen Wert -, dass insbesondere die präoperative Aufklärung und Information der Patienten über den Therapieablauf und ihre Motivation zur Mitarbeit die Schlüsselstelle für eine weitere Verkürzung der stationären Verweildauer darstellt, ohne das dies zu einem Qualitätsverlust in der Versorgung führt. Auch die Physiotherapeuten werden hier in diesen Prozess bereits präoperativ eingebunden.

Dr. Tilman Calließ

 
Zoom Image

Nach Knie-OP sofort nach Hause? Die Verweildauer stationärer Patienten nach einer Knieendoprothesen-Implantation ist stetig verkürzt worden und liegt in den USA im Durchschnitt noch bei 4 Tagen (Quelle: BVmed).