Z Orthop Unfall 2009; 147(4): 403-404
DOI: 10.1055/s-0029-1237480
Junges Forum

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Online-Umfrage - Wie sieht es aus in deutschen Krankenhäusern?

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Publication Date:
19 August 2009 (online)

 
Table of Contents

Das Junge Forum der DGOU hat mit Unterstützung der Dachgesellschaft von März bis Mai 2009 im Rahmen einer Bundesweiten Internetbasierten Umfrage die derzeitige Situation der Assistenzärztinnen und Ärzte evaluiert.

Der Aufruf zu der Umfrage ging über eine E-Mail an die Assistenzärzte/-innen, die bereits Mitglieder der Fachgesellschaften sind (DGOOC, DGU) und über eine E-Mail an die Chefärzte orthopädischer und unfallchirurgischer Kliniken, die aufgefordert wurden, die E-Mail an ihre Assistenten weiter zu leiten. Nach 2 Monaten wurde dieser Aufruf wiederholt, um die Zahl der Teilnehmer zu erhöhen.

Bei der Umfrage waren Mehrfachnennungen möglich, die Auswertung stellt der Übersichtlichkeit halber die Antworten "unklar" oder "weiß nicht" nicht dar. Bei der Darstellung der Ergebnisse werden überwiegend Prozentzahlen angegeben.

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Ziele der Umfrage

Ziel war die Erhebung der persönlichen Weiter- und Ausbildungssituation, der Umsetzung der neuen Weiterbildungsordnung zum gemeinsamen Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in den einzelnen Kliniken sowie die Evaluation eines Stimmungsbildes in Bezug auf die Informationsakquise über fachbezogene Internetbasierte Plattformen.

Um den Erfahrungsaustausch unter den Kollegen auch in Zukunft zu vereinfachen, wurde eine Mailingliste eingerichtet, in die sich jeder interessierte Kollege am Ende der Umfrage eintragen konnte.

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Ergebnisse

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Statistik

1110 Kollegen haben den Fragebogen geöffnet, 765 davon haben die Fragen beantwortet (75% männlich und 25% weiblich). Das Durchschnittsalter lag bei 33,3 Jahren. 38% der Kollegen sind an einer Universitätsklinik tätig, 34% an einer Klinik mit mehr als 100 Betten im Fachgebiet, 28% mit weniger als 100 Betten im Fachgebiet. Aus jeder der 10 Postleitzahl-Zonen Deutschlands waren im Mittel 10% der Kollegen vertreten (6-12%).

26% der Klinken besitzen die Weiterbildungsermächtigung zur Basisweiterbildung Chirurgie (common trunk), 39% der Klinken zum neuen Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, 17% zum Facharzt für Unfallchirurgie und 18% zum Facharzt für Orthopädie.

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Persönlicher Aus- und Weiterbildungsstand

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Auf die Frage, ob die Kollegen die für den neuen Facharzt geforderten Eingriffe und Maßnahmen auch tatsächlich an ihrer Klinik durchführen können, antworteten 13% mit "ja, alles", 44% mit "größtenteils", 25% mit "wahrscheinlich nein" und 17% mit "mit Sicherheit nein".

39% der Kollegen gaben an, regelmäßig Gespräche mit dem Klinikleiter, wie sie im Logbuch gefordert werden, durchzuführen, 29% unregelmäßig und 32% der Kollegen antworteten, dass es jährliche Gespräche in ihrer Klinik nicht gibt.

59% haben in ihrer Klinik eine curriculäre Ausbildung (Rotationen, Erfüllung der Weiterbildungsinhalte) und Kooperationsprogramme mit anderen Klinken, während 41% diese Möglichkeit nicht haben.

49% der Kollegen sind mit ihrer klinischen Weiterbildung zufrieden, 51% sind unzufrieden.

89% haben die Möglichkeit, Fortbildungstage zu nehmen und nutzen diese Möglichkeit auch. 54% bekommen eine finanzielle Unterstützung durch die Klinik zum Besuch der Fortbildungsveranstaltungen.

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Persönliche Akquirierung von Informationen über Weiter- und Fortbildung

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61% nutzen die Internetseiten der Fachgesellschaften selten, 15% regelmäßig und 24% gar nicht.

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Mitgliedschaft in Fachgesellschaften

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Weitere Fachgesellschaftszugehörigkeiten (GOTS, DAF, AGA, DVSE, etc) werden der Übersichtlichkeit halber hier nicht aufgeführt.

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Jahrestagung in Berlin (DKOU)

22% besuchen regelmäßig die Jahrestagung, 32% bisher ein oder zweimal und 46% haben die Jahrestagung noch nie besucht.

60% wünschen sich mehr Sitzungen für Assistenzärzte in Weiterbildung (OP-Kurse, Fort- und Weiterbildung).

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Informationen über die Fachgesellschaften zur Weiter- und Fortbildung

27% beziehen ausreichend Informationen zur Weiterbildung sowie 34% zu Fortbildungsveranstaltungen über die Gesellschaften, während 42% sich mehr Informationen über Weiterbildung und 29% über Fortbildung wünschen (andere "weiß nicht").

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Kommunikationsplattformen und persönlicher Austausch

47% berichten bereits Erfahrungen mit Internetbasierten Kommunikationsplattformen gemacht zu haben (53% haben keine Erfahrungen).

83% der Kollegen haben Interesse an einem Internetbasierten Netzwerk über orthopädische und unfallchirurgische Themen.

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3% der Kollegen würden diese Plattform nicht nutzen. 23% haben Interesse an der aktiven Mitarbeit, Erstellen und Verwalten der Plattform, während 77% dies ablehnen.

78% haben Interesse an einem klinisch/ wissenschaftlich ausgerichteten Kongress für Assistenzärzte.

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Vertretung der Assistenzärzte in den Dachgesellschaften

91% der Kollegen gaben an, dass eine Vertretung der "Jungen" in den Dachgesellschaften für sie wichtig sei (für 9% unwichtig).

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Diskussion

Die Umfrage wurde von Assistenzärzten/-innen in allen Jahren der Weiterbildung zum gemeinsamen Facharzt sowie von Fachärzten beantwortet, so dass sich ein repräsentativer Überblick über die derzeitige Weiter-/ und Fortbildungssituation der Kollegen und Kolleginnen in orthopädischen und unfallchirurgischen Kliniken in Deutschland bietet. Ein Drittel der Kollegen (34%) war an einer Universitätsklinik tätig und 39% der Befragten arbeiten an einer Klinik mit der Weiterbildungsermächtigung zum neuen Facharzt.

Bei der Erhebung der persönlichen Weiterbildungsmöglichkeiten zeigt sich, dass etwa die Hälfte der Befragten weder in ihrer Klinik ihren Operationskatalog füllen können noch entsprechende Kooperationsprogramme mit anderen Kliniken angeboten werden, so dass nur 49% der Kollegen mit ihrer derzeitigen Weiterbildung zufrieden sind. Auch die im Logbuch geforderten Gespräche mit dem Klinikleiter werden in einem Drittel der Klinken gar nicht erst angeboten.

Sehr positiv ist die Fortbildungssituation an den Kliniken ausgefallen: 89% der Befragten können Fortbildungstage nehmen und werden zu 54% auch finanziell unterstützt. Die Hälfte der Kollegen besucht hierzu den Jahreskongress in Berlin.

Die Informationsakquise über Fort- und Weiterbildungsangebote über die Internetseiten der Gesellschaften wird von den Assistenzärzten zwar genutzt, ist jedoch sicher noch ausbaufähig und könnte attraktiver gestaltet werden.

Die Umfrage zeigt, dass die Generation der Ärzte in Weiterbildung zum gemeinsamen Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie ihre Informationen zu Fort- und Weiterbildung und auch zum persönlichen Austausch hauptsächlich über das Internet und / oder über Internetbasierte Kommunikationsplattformen beziehen. Es besteht der Bedarf an einem Internetbasierten Netzwerk für orthopädische und unfallchirurgische Themen, welches von den Kollegen für den persönlichen Austausch, für Fort- und Weiterbildung, für die Information über Stellenbörse, Facharztprüfung, Bücherbörse etc. genutzt werden würde.

Es bleibt zu hoffen, dass eine solche Plattform für Kollegen in Weiterbildung zum gemeinsamen Facharzt möglicherweise auf der Homepage der Dachgesellschaften initiiert werden kann.

Für 91% der Befragten ist eine Vertretung der "Jungen" in den Dachgesellschaften wichtig. Die Ärzte in Weiterbildung sind bereits mit der Gründungsversammlung der DGOU als "Junges Forum Orthopädie und Unfallchirurgie" fest in die Gesellschaft eingebunden worden.

Die Umfrage zeigt, dass die Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an vielen Kliniken sehr gut umgesetzt wird. Es gibt jedoch viele Kollegen, die mit ihrer Weiterbildungssituation nicht zufrieden sind. Hier könnte eine Ausweitung der Rotationsprogramme mit anderen Klinken hilfreich sein. Das Junge Forum möchte sich als Interessenvertretung der Assistenzärzte in Weiterbildung und der Fachärzte weiterhin auch in der Dachgesellschaft engagieren und Einfluss nehmen.

Für das Junge Forum der DGOU

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Dr. Daniela Witte

Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg

Email: daniela.witte@ok.uni-heidelberg.de

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Dr. Babak Moradi

Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg

Email: babak.moradi@ok.uni-heidelberg.de

 
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Dr. Daniela Witte

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Dr. Babak Moradi