Dtsch Med Wochenschr 1989; 114(8): 312-316
DOI: 10.1055/s-0029-1235647
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Tumornekrosefaktor

F. Herrmann, R. Mertelsmann
  • Abteilung für Hämatologie, 1. Medizinische Klinik und Poliklinik der Universität, Mainz
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Publication Date:
31 July 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Geschichte des Tumornekrosefaktors (TNF) läßt sich bis zum Jahre 1906 zurückverfolgen. Damals beschrieb der New Yorker Chirurg William Coley (9) die Regression und hämorrhagische Nekrose eines Sarkoms bei einem Patienten mit protrahierter Streptokokkensepsis. Ausgehend von dieser Beobachtung begann er mit der Herstellung eines Extraktes aus Streptotococcus pyogenes und Serratia marcescens, des sogenannten Coley-Toxins, um hiermit Patienten mit fortgeschrittenem Krebsleiden zu behandeln. Das Fehlen eines reproduzierbaren Therapieeffektes ließ jedoch diesen therapeutischen Ansatz in Vergessenheit geraten. Erst 1931 griffen Gratia und Linz (18) dieses Prinzip wieder auf und zeigten am Mausmodell, daß die systemische Gabe von Endotoxin eine hämorrhagische Nekrose transplantierter Sarkome zu induzieren vermochte. Shear (40) wies wenige Jahre später darauf hin, daß nicht ein bakterielles Endotoxin die beobachtete Tumorregression verursachte, sondern ein sekundär vom tumortragenden Organismus selbst freigesetzter, löslicher Mediator. 1975 schließlich konnten Carswell und Mitarbeiter (8) diesen induzierbaren körpereigenen Mediator funktionell abgrenzen. Da diese Substanz im Meth-A-Sarkom-Balb/c-Mausmodell hämorrhagische Nekrosen verursachte, prägten sie den Begriff «Tumor necrosis factor».