Einleitung
Einleitung
Die Geschichte der DGP spiegelt sowohl die politischen
Veränderungen in der bewegten Zeit des 20. Jahrhunderts als auch den
enormen medizinischen Fortschritt in der zweiten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts bis in die heutigen Tage wider. Diese Übersicht fasst die
wesentlichen Schritte in der hundertjährigen Geschichte der DGP zusammen.
In ausführlicher Buchform wird die Geschichte der DGP und damit die
Geschichte der Pneumologie in Deutschland im Frühjahr 2010 erscheinen,
erarbeitet von der Arbeitsgruppe DGP-Chronik anlässlich des
hundertjährigen Jubiläums der DGP [1].
Als „Vereinigung der Lungenheilanstaltsärzte”
noch in der Kaiserzeit ins Leben gerufen und durch den Zusammenschluss mit der
„Deutschen Gesellschaft der Tuberkulosefürsorgeärzte”
zur „Deutschen Tuberkulose-Gesellschaft” in der Weimarer Zeit
erweitert, erfuhr die Gesellschaft im Dritten Reich Gleichschaltung und
Niedergang, Auflösung bei Kriegsende, Wiedergründung nach dem Zweiten
Weltkrieg, separate Gründung einer Tuberkulose-Gesellschaft in der DDR
1957, diverse Umbenennungen ([Tab. 1]),
„Wiedervereinigung” nach dem Mauerfall und allmähliches
Aufblühen als DGP in den letzten beiden Jahrzehnten.
Tab. 1 Namensänderungen
in der geschichtlichen Entwicklung der DGP.
1910
| | Vereinigung der
Lungenheilanstaltsärzte
| München
|
1920
| | Gesellschaft Deutscher
Tuberkulosefürsorgeärzte
| Bad Elster
|
1925
| |
Zusammenschluss beider Vereinigungen unter dem
Namen:
Deutsche Tuberkulose-Gesellschaft (DTG)
| Danzig
|
1947
| |
Wiedergründung nach dem 2.
Weltkrieg:
Deutsche Tuberkulose-Gesellschaft (DTG)
| Bad Pyrmont
|
| 1957
|
Gründung in der DDR:
Wissenschaftliche
Tuberkulose-Gesellschaft in der Deutschen Demokratischen Republik
| |
1964
| | Deutsche Gesellschaft
für Tuberkulose und Lungenkrankheiten (DGTL)
| Lübeck
|
1972
| | Deutsche Gesellschaft
für Lungenkrankheiten und Tuberkulose (DGLT)
| Hamburg
|
1980
| | Deutsche Gesellschaft
für Pneumologie und Tuberkulose (DGPT)
| Berlin
|
1990
| | Deutsche Gesellschaft
für Pneumologie (DGP)
| Bochum
|
| 1991
|
Auflösung der
(DDR-)Gesellschaft für
Pulmologie und Tuberkulose e. V.
| |
2005
| | Deutsche Gesellschaft
für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP)
| Berlin
|
Gründung in der Kaiserzeit
Gründung in der Kaiserzeit
Der Anfang des 20. Jahrhunderts stand noch ganz unter dem Eindruck
der Tuberkulose, damals zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Robert
Koch hatte zwar 1882 das Mycobacterium tuberculosis
als Erreger dieser gefürchteten Krankheit entdeckt, seine 1890
vorgeschlagene Tuberkulin-Therapie erwies sich aber als unwirksam. Danach wurde
viel Hoffnung auf die Behandlung in Lungenheilanstalten gesetzt. Die
Heilstättenbewegung geht auf Hermann Brehmer zurück, der 1854 in
Görbersdorf/Schlesien die erste „private” Lungenheilanstalt
der Welt eröffnet hatte ([Abb. 1]). Sein
Schüler Peter Dettweiler gründete 1892 in Falkenstein die erste
deutsche Volksheilstätte. Von dort aus breitete sich die
Heilstättenbewegung nicht nur in Deutschland, sondern auch rasch in andere
europäische Länder und in die USA aus.
Abb. 1 Lungenheilanstalt
Görbersdorf (Schlesien).
Die Dynamik der Heilstättenbewegung hatte bereits im Jahre 1895
zur Gründung des „Deutschen Central-Komitees zur Errichtung von
Heilstätten für Lungenkranke” (dem heutigen DZK zur
Bekämpfung der Tuberkulose) geführt. Träger der
Lungenheilstätten waren anfänglich meist die Armen- und
Wohlfahrtsverbände, wie z. B. das Rote Kreuz, und erst später
die Landesversicherungsanstalten, nachdem von staatlicher Seite 1899 mit dem
Invalidenversicherungsgesetz die rechtliche Grundlage dafür geschaffen
worden war, in Vorbeugung der Invalidität spezielle Heilbehandlungen
durchzuführen. Eine Sonderstellung, die letztendlich zu der
jahrzehntelangen Isolierung der Lungenheilkunde geführt hat.
Den Sanatoriumsärzten behagte die Vormachtstellung des DZK mit
seinen stark von Regierungsseite geprägten Intentionen wenig, was Anlass
dafür war, 1906 die Vereinigung der Süddeutschen
Lungenheilanstaltsärzte zu gründen. Auf deren Münchener
Versammlung wurde am 17. Oktober 1910 schließlich die überregionale
„Vereinigung der Lungenheilanstaltsärzte” gegründet.
Dieses Datum markiert somit das Geburtsjahr der DGP.
Fünfzehn Jahre später, im Jahr 1925, verband sich die
„Vereinigung der Lungenheilanstaltsärzte” durch
Zusammenschluss mit der 1920 gegründeten „Gesellschaft Deutscher
Tuberkulosefürsorgeärzte” zur „Deutschen
Tuberkulose-Gesellschaft”. Ähnlich wie die heutige „American
Thoracic Society” (ATS), die 1905, das Gründungsjahr der
„American Sanatorium Association” als ihr Geburtsjahr betrachtet,
kann die DGP im Jahr 2010 somit ihr 100-jähriges Bestehen feiern.
Die Vereinigung der Lungenheilanstaltsärzte hielt
jährliche Versammlungen ab, die sich ganz auf die Tuberkulose
konzentrierten. Eines der Hauptthemen war die Kollaps-Therapie der Tuberkulose,
die sich zu einem wichtigen Heilverfahren entwickelt hatte.
1911 hatte die Vereinigung 101 Mitglieder. Die Verhandlungsberichte
wurden in den „Beiträgen zur Klinik der Tuberkulose”
veröffentlicht, deren Herausgeber ihr Ehrenmitglied Ludolph Brauer ([Abb. 2]) war. 1920 wurden die „Beiträge
zur Klinik der Tuberkulose” dann zum offiziellen Organ der
Vereinigung.
Abb. 2 Ludolph Brauer (aus:
Bildarchiv des Instituts für Geschichte der Medizin Charité
Berlin).
Übergang in die Deutsche Tuberkulose-Gesellschaft
während der Weimarer Republik
Übergang in die Deutsche Tuberkulose-Gesellschaft
während der Weimarer Republik
Während des Ersten Weltkriegs gab es nur sporadische
Versammlungen, ab 1920 wieder regelmäßige. 1922 fanden sich erstmals
die Vereinigung der Lungenheilanstaltsärzte und die Gesellschaft Deutscher
Tuberkulosefürsorgeärzte zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, da
man erkannt hatte, dass sich die schwierige Tuberkulosesituation als Folge des
Ersten Weltkriegs und der darauf beruhenden wirtschaftlichen Krise nur mit
vereinten Anstrengungen angehen ließ. Nach den ersten Tagungen dieser
Arbeitsgemeinschaft 1923 in Mannheim und 1924 in Coburg führte die dritte
gemeinsame Tagung der Arbeitsgemeinschaft 1925 in Danzig schließlich zur
Gründung der Deutschen Tuberkulose-Gesellschaft (DTG). Treibende Kraft
hinter der Gründung der DTG und ihr erster Vorsitzender war Otto Ziegler
([Abb. 3]) von der Heilstätte Heidehaus bei
Hannover. Da in der Arbeitsgemeinschaft lediglich die
Lungenheilanstaltsärzte und die Tuberkulosefürsorgeärzte
vertreten waren, hatte die Gründung insbesondere zum Ziel, „die
Vertreter der ärztlichen Wissenschaften (vor allem Universitäten),
die bisher nur als gern begrüßte und in jeder Hinsicht anregende
Gäste auf den wissenschaftlichen Tagungen mitgewirkt haben, nun zur
verantwortlichen Mitarbeit heranzuziehen”. Ludolph Brauer blieb
automatisch erstes Ehrenmitglied der DTG, später wurde er auch ihr erster
und einziger Ehrenpräsident. Zum Publikationsorgan der DTG wurden die
„Beiträge zur Klinik der Tuberkulose” und das
„Zentralblatt für die gesamte Tuberkuloseforschung”
bestimmt.
Abb. 3 Otto Ziegler (aus:
[4]).
Zum Gründungszeitpunkt in Danzig 1925 hatte die DTG 379
Mitglieder, zählt man die 252 Mitglieder der Vereinigung der
Lungenheilanstaltsärzte sowie die 127 der Gesellschaft Deutscher
Tuberkulosefürsorgeärzte zusammen. Im Folgejahr waren es bereits 519
Mitglieder, im Jahr 1928 hatte sich die Zahl mit 787 Mitgliedern dann mehr als
verdoppelt. Diese Zahlen sprechen für sich und sind der beste Beweis
dafür, wie wichtig und notwendig eine gemeinsame Gesellschaft geworden
war.
Der erste Kongress der DTG (die vorhergehenden
„Versammlungen” sind nicht mitgezählt) fand vom
28. – 29. Mai 1926 in Düsseldorf unter Vorsitz von
Otto Ziegler statt. Auf die Geschichte der Tagungen ([Abb. 4]) wurde bereits im Vorjahr anlässlich des
50. Kongresses der DGP ausführlich eingegangen [2]
[3]
Abb. 4 Tagungsorte der DTG von
1926 bis 1941 (Karte aus: [5]).
Erwähnenswert ist das Vorwort des langjährigen
Geschäftsführers der DTG, Julius E. Kayser-Petersen, zu dieser
Tagung, das erkennen lässt, welche überragende Bedeutung der
Tuberkulose im Jahr 1926 zugemessen wurde und mit der auch die
Herauslösung aus der Inneren Medizin begründet wurde: „Manch
einer mag bedauernd der Gründung einer weiteren wissenschaftlichen
Gesellschaft zugeschaut haben, und die Mutter ‘Innere Medizin’
wurde mit Schmerzen gewahr, daß schon wieder eines ihrer Kinder zur
Selbständigkeit strebte. Oder war es gar schon selbständig
geworden?
Alles ist noch in Entwicklung, in einer Entwicklung, die aber
keineswegs darin beruht, daß ein Teilgebiet der Inneren Medizin im Sinne
des Organspezialistentums sich loszulösen beginnt, sondern deren
wesentlichstes Ziel eine Zusammenfassung der in den verschiedensten
Fächern zerstreuten und versteckten Wissenschaft von der Tuberkulose
ist.”
Laut Kayser-Petersen spiegelte sich dies auch in der Namensgebung
wider: „Rein äußerlich zeigt sich die neue Wegrichtung in der
Verwandlung der Lungen-Heilstätten in Tuberkulose-Krankenhäuser, der
Auskunfts- und Fürsorgestellen für Lungenkranke in
Tuberkulose-Fürsorgestellen, der Fachärzte für Lungenkrankheiten
in Tuberkulose-Ärzte”, womit der Anspruch auf Zuständigkeit
auch auf die extrapulmonalen Tuberkulosen erhoben wurde. Diese Entwicklung, die
bereits in der Ausgliederung der Lungenkrankheiten als eigenständiges
Fachgebiet aus der Inneren Medizin (1924) angelegt war, führte zu einer
lang andauernden Sonderstellung der Tuberkulose innerhalb der deutschen Medizin
– mit all ihren negativen Folgen für die Entwicklung der
Pneumologie, bis in die heutige Zeit.
Irrungen und Wirrungen im Dritten Reich
(1933 – 1945)
Irrungen und Wirrungen im Dritten Reich
(1933 – 1945)
In den Jahren der NS-Herrschaft lagen die Aktivitäten fast
aller nicht-staatlichen oder nicht-nationalsozialistischen Organisationen, also
auch die der Deutschen Tuberkulose-Gesellschaft, danieder: Missliebige
Vereinigungen wurden aufgelöst, verfolgt oder bestenfalls
„gleichgeschaltet”. Eine Fülle von Quellen und Zeitzeugen
geben uns Auskunft über die konsequente Instrumentalisierung der
Gesundheitspolitik durch die Nationalsozialisten für ihre verbrecherischen
Ziele; im Ganzen gesehen spielte die deutsche Ärzteschaft dabei eine
verhängnisvolle Rolle. Die gesundheitspolitischen Auswirkungen auf die
Pneumologie, insbesondere die Tuberkulosebekämpfung, lassen sich von
dieser Entwicklung ebenso wenig abgrenzen wie die persönlichen
Verstrickungen maßgeblicher Vertreter des Faches.
Die führenden Politiker des Nationalsozialismus waren von
Beginn an entschlossen, das Gesundheitswesen für ihre Ziele nutzbar zu
machen. Sie forderten einen kompletten Paradigmenwechsel im ärztlichen
Denken und Handeln: Von nun an sollte nicht mehr die Behandlung des einzelnen
Patienten das Ziel ärztlicher Bemühungen sein, sondern die
Gesunderhaltung des „deutschen Volkskörpers”. Das Motto
„Gemeinnutz vor Eigennutz” wurde von den offiziellen Vertretern
der DTG begeistert aufgenommen, da sich damit ja verschärfte
Überwachungsmaßnahmen begründen ließen. Immerhin gelang
es aber wohl den maßgeblichen Tuberkuloseärzten, die Auswirkungen
der Theorie der vorwiegend erblichen Disposition zur Tuberkulose abzublocken.
Damit konnte die Euthanasie Tuberkulosekranker als einer möglichen
schrecklichen Folge dieser Theorie weitgehend verhindert werden. Die Ansicht,
dass die Tuberkulose in erster Linie eine Infektionskrankheit ist, setzte sich
durch. Aber frei von politischen Einflussnahmen blieb die
Tuberkulosebekämpfung keineswegs, schlimme Beispiele sind das Gesetz zum
Schutze der Erbgesundheit des deutschen Volkes (Ehegesundheitsgesetz) aus dem
Jahr 1935, nach dem Personen mit einer ansteckungsfähigen Tuberkulose die
Ehe untersagt werden konnte, und der Erlass zum Arbeitseinsatz von
Tuberkulösen aus dem Jahr 1941, nach dem der offen Tuberkulöse
weitgehend als arbeitsfähig eingeschätzt wurde, da „die
Wirtschaft die Arbeitskraft der Arbeitswilligen Tuberkulösen nicht
grundlos entbehren kann”. Auch die sogenannte
„Zwangsbewahrung” gesellschaftsfeindlicher
(„asozialer”) Tuberkulose-Kranker war seit 1938 im gesamten
Reichsgebiet eingeführt.
International hatte sich Deutschland damit in der
Tuberkulosebekämpfung isoliert; der für 1939 geplante internationale
Tuberkulosekongress in Deutschland musste wegen des kurz zuvor begonnenen
Zweiten Weltkriegs abgesagt werden.
Einer besonderen Erwähnung bedarf – auch wegen des
aktuellen Bezugs – die NS-Gesundheitspolitik in Sachen
Tabakbekämpfung. Die deutsche Wissenschaft war zu dieser Zeit in der
Tabakforschung führend. Franz Müller erstellte die weltweit erste
epidemiologische Untersuchung über den ursächlichen Zusammenhang
zwischen „Tabakmißbrauch und Lungencarcinom”. Bereits in
den 1920er-Jahren hatte der Internist Fritz Lickint seine Forschungsergebnisse
über die gesundheitlichen Auswirkungen des Tabakrauchens publiziert, die
er 1939 in dem großartigen und mehr als 1200 Seiten umfassenden Handbuch
der gesamten Tabakkunde unter dem Titel „Tabak und Organismus”
zusammenfasste. Darin machte er auch schon auf die Gefahren des Passivrauchens
aufmerksam. Die DTG sprach sich bereits 1939 für ein absolutes Rauchverbot
in allen Lungenheilstätten und Tuberkulosekrankenhäusern aus.
Ironischerweise nutzte die Zigarettenindustrie später die
rigorose Anti-Tabakpolitik der Nazis geschickt für ihre Werbung, indem sie
Zigaretten mit Namen wie „Freiheit”,
„Liberté” und „Freedom” auf den Markt
brachte. Rauchen bekam das Image des Widerstands und so gelang es der
Zigarettenindustrie in Deutschland, nach dem Zweiten Weltkrieg eine wirksame
Tabakkontrollpolitik zu verhindern. Auch heute noch nimmt sie einen erheblichen
Einfluss.
Die DTG wuchs in diesen Jahren kräftig weiter, auch weil die
Vereinigung Deutscher Tuberkuloseärzte aufgelöst und in die DTG
überführt wurde. 1941 zählte sie bereits 1081 Mitglieder. Die
Tuberkulose beherrschte auch weiterhin die wissenschaftliche Thematik ihrer
Tagungen und ihrer berufspolitischen Ziele. Der Tuberkulosearzt, nicht der
Lungenarzt, war das erklärte Berufsziel. 1941 fand in Baden-Baden die
letzte Tagung der DTG in Kriegszeiten statt. Der Vorstand hingegen blieb wohl
bis Kriegsende im Amt. Größere Aktivitäten der Gesellschaft
sind aber nicht mehr festzustellen, die „Mitteilungen der Deutschen
Tuberkulose-Gesellschaft”, veröffentlicht in der Zeitschrift
„Der öffentliche Gesundheitsdienst”, beschränkten sich
auf Glückwünsche und Nachrufe.
Zwei deutsche Staaten – zwei pneumologische Gesellschaften
nach dem Zweiten Weltkrieg
Zwei deutsche Staaten – zwei pneumologische Gesellschaften
nach dem Zweiten Weltkrieg
Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die DTG wie alle
wissenschaftlichen Organisationen durch die Alliierten aufgelöst und erst
1947 wieder ins Leben gerufen. Die deutsche Ärzteschaft sah sich nach dem
Ende des Krieges mit der Vergangenheit ihres Berufsstandes konfrontiert,
d. h. auch mit der Verstrickung von Kollegen und
Ärzteorganisationen in die NS-Verbrechen. Unabhängig davon traten
aber bald andere, hochaktuelle Probleme in den Vordergrund, der ärztliche
Alltag war bestimmt vom Kampf gegen Seuchen und grassierende
Infektionskrankheiten. Für die Lungenärzte blieb die Tuberkulose das
Hauptthema, sie war die am meisten gefürchtete Seuche. Erst in den
1950er-Jahren konnte die kritische Tuberkulosesituation aufgefangen und der
„Vorkriegszustand” wieder erreicht werden.
Während der NS-Diktatur waren die Ärzte in Forschung,
Lehre und Praxis von neuen Entwicklungen und vom internationalen
wissenschaftlichen Austausch fast völlig ausgeschlossen gewesen. Jetzt
musste der Anschluss an die internationale Forschung wieder gewonnen werden.
Franz Ickert, der erste Vorsitzende der DTG nach dem Krieg, fasste zusammen:
„Unsere Besuche im Ausland haben uns überzeugt, daß in den
letzten 10 Jahren außerhalb Deutschlands auf manchen Gebieten der
Tuberkuloseforschung und -bekämpfung erhebliche Fortschritte erzielt
worden sind, über welche wir uns mangels ausländischer Literatur
nicht ausreichend unterrichten konnten.” Die ersten
„Tuberkulostatika” waren entdeckt worden, in Deutschland
Conteben® (Tb I) aus der Gruppe der Thiosemicarbazone durch
Gerhard Domagk. Dieser bekam 1939 für die Entdeckung der antibiotischen
Wirkung von Sulfonamiden den Nobelpreis zugesprochen, durfte die Urkunde jedoch
erst 1947 in Empfang nehmen ([Abb. 5]).
Abb. 5 Gerhard Domagk
erhält den Nobelpreis, 1947 (aus: [6]).
Während der 1950er-Jahre tauchten erstmals Begriffe wie
„Tuberkulose-Prävention” (1956) und „minimale
Tuberkulose” (1960) auf. Einer der Schwerpunkte war in jenen Jahren die
Bekämpfung und die Eradikation der Rindertuberkulose. Etwa ab 1960 war die
Rindertuberkulose durch diese Maßnahmen dauerhaft in der Bundesrepublik
verschwunden. Röntgenreihenuntersuchungen und BCG-Schutzimpfung gegen
Tuberkulose ließen sich im totalitären System der DDR
flächendeckend durchsetzen, in der BRD verloren beide Maßnahmen an
Bedeutung.
Infolge des Rückgangs der Tuberkulose traten andere Krankheiten
verstärkt in den Blickpunkt der Pneumologen; die Phthisiologie begann,
sich zur modernen Pneumologie zu wandeln. Das Bronchialkarzinom, interstitielle
Lungenkrankheiten, Steroid-Therapie bei Lungenkrankheiten, Asthma und
chronische Bronchitis, nicht-tuberkulöse Mykobakteriosen, Probleme der
Thoraxchirurgie u. a. gewannen an Gewicht.
Die Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen und die Entstehung
zweier deutscher Staaten führte dann 1957 zur Gründung einer
„Wissenschaftlichen Tuberkulose-Gesellschaft in der Deutschen
Demokratischen Republik”. (1976 musste das „in” auf
politischen Druck gestrichen werden.) Die spätere Ergänzung des
Namens zu „Gesellschaft für Tuberkulose und
Lungenkrankheiten” wurde früher als in der BRD, nämlich 1961,
vollzogen, ebenso wie die sehr sinnvolle Untergliederung in fachspezifische
Sektionen (1976) und die Änderung der Facharztweiterbildung mit breiter
internistischer Grundausbildung und anschließender Subspezialisierung
(1978).
In der Folgezeit orientierte sich die bundesrepublikanische
Pneumologie mehr an den westlichen Ländern, besonders an den USA, die DDR
stärker an den Ländern des „Ostblocks”. Die
deutsch-deutschen Verbindungen rissen aber auch nach dem Mauerbau 1961 nicht
ganz ab, insbesondere die österreichischen Kollegen hatten großen
Anteil daran, dass die Pneumologen der DDR den Kontakt auch zu den
westdeutschen Kollegen aufrecht halten konnten.
Wandel in der Pneumologie zwischen 1960 und 1990
Wandel in der Pneumologie zwischen 1960 und 1990
Infolge der drastischen Abnahme behandlungsbedürftiger
Tuberkulosefälle – in West wie Ost – war es zu einem Sterben
der Heilstätten ([Abb. 6]) gekommen: Viele
der westdeutschen Tuberkulose-Heilstätten gerieten mit ihrer
Überkapazität von Tuberkulosebetten in wirtschaftliche
Bedrängnis und mussten geschlossen werden, teilweise wurden sie in
rehabilitative Einrichtungen mit anderen Indikationen umgewandelt. Einige
dieser Kliniken erkannten jedoch früh genug, dass sich das Spektrum der
Lungenkrankheiten erweitert hatte und sich die Forschung zunehmend mit
Krankheiten der Lunge beschäftigte. Sie betrieben aktiv eine Umwandlung in
allgemeine pneumologische Kliniken. Anfang der 1970er-Jahre waren so Einheiten
entstanden, häufig im Grüngürtel großer Städte
gelegen, die sich als Lungenfachkliniken und – mit thoraxchirurgischen
Abteilungen im Hause – als Lungenzentren profilieren konnten. Die
Entwicklung der Tuberkulose zur „normalen”, heilbaren
Infektionskrankheit spiegelte sich auch darin wider, dass ihre bisherige
Sonderstellung im „Hoheitsbereich” der
Rentenversicherungsträger 1983 aufgehoben wurde.
Abb. 6 Rückgang der
Tuberkulose und Schließung von Heilstättenbetten in der BRD zwischen
1974 und 1981 (aus: Ferlinz R. Die Tuberkulose in Deutschland und das Deutsche
Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose. In: [7]).
Wohl kein anderes medizinisches Fachgebiet hatte eine solch
grundlegende Änderung zu bewältigen wie das damalige Gebiet
„Lungen- und Bronchialheilkunde” von der Nachkriegszeit bis etwa
Ende der 1980er-Jahre. Zunehmend traten andere Erkrankungen des Atemsystems in
den Vordergrund wie umwelt- und arbeitsbedingte Erkrankungen der Lunge sowie
die Folgen des Tabakrauchens – und hier besonders die chronische
Bronchitis und der Lungenkrebs. Ebenso wurden allergische Erkrankungen wie
Asthma und Alveolitis Schwerpunkte in der Forschung und der Krankenversorgung.
In der DDR erfuhr die Bronchologie eine besondere Aufmerksamkeit, 1967 hatte
sich die eigenständige Gesellschaft für Bronchologie der DDR
gegründet, die als Querschnittsgesellschaft neben den
Lungenfachärzten auch Anästhesisten, Ärzte für
Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten, Pädiater, Radiologen und Thoraxchirurgen,
unter einem Dach vereinte.
Entsprechend dieser Entwicklung der Lungenkrankheiten änderten
sich die Namen der Gesellschaft (s. [Tab. 1]). Die
„Deutsche Tuberkulose-Gesellschaft” wurde 1964 zunächst auf
„Deutsche Gesellschaft für Tuberkulose und
Lungenkrankheiten” erweitert und dann folgerichtig 1972 in
„Deutsche Gesellschaft für Lungenkrankheiten und
Tuberkulose” umgeändert. Erst 1980 wurde der Begriff
„Pneumologie” in den Namen der Gesellschaft aufgenommen. Die
Tuberkulose wollte man jedoch nicht gänzlich streichen, sodass sich die
Gesellschaft zunächst „Deutsche Gesellschaft für Pneumologie
und Tuberkulose e. V.” nannte. 1990 wurde die Streichung der
Tuberkulose im Namen der Gesellschaft beschlossen, die sich nun
„Deutsche Gesellschaft für Pneumologie” (DGP) nannte.
Veränderungen im Stellenwert der Pneumologie
Die Erkenntnis, dass die Tuberkulose an Bedeutung verloren und
sich das Fach insgesamt weiterentwickelt hatte, führte in der Gesellschaft
zu großen Auseinandersetzungen um den Stellenwert des Fachs innerhalb der
Inneren Medizin. 1970 wurde als Teilgebiet der Inneren Medizin neben der
Gastroenterologie und der Kardiologie auch die Lungen- und Bronchialheilkunde
eingeführt, die später dann das eigenständige Gebiet
„Lungen- und Bronchialheilkunde” vollständig ablösen
sollte.
Als Folge der weiteren Spezialisierungen innerhalb der Pneumologie
bildeten sich in der DGP Anfang der 1980er-Jahre zunächst auf eigene
Initiative einzelner Mitglieder Arbeitsgruppen, die dann 1982 durch eine
Satzungsänderung als „wissenschaftliche Arbeitsgruppen”
offiziell ihren Niederschlag fanden. 20 Empfehlungen wurden so von der DGP
herausgebracht, die nach Aktualisierung 1994 in einem Sonderband der
Zeitschrift „Pneumologie” zusammen mit Empfehlungen der
Atemwegsliga und des DZK publiziert wurden. Die DGP nahm mit diesen
Empfehlungen in Deutschland eine Vorreiterrolle ein; eine regelrechte
„Leitlinienbewegung” entwickelte sich – u. a. auf
politischen Druck – in vielen anderen Fachgebieten erst in den
1990er-Jahren.
Schon früh war es der Gesellschaft ein Anliegen, sich
innerhalb der Medizin zu vernetzen. Der Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft der
Wissenschaftlich-Medizinischen Fachgesellschaft (AWMF) erfolgte 1964, seit
Mitte der 1980er-Jahre fand auf dem Internisten-Kongress in Wiesbaden
regelmäßig ein zunächst von der pneumologischen Sektion des BDI
organisiertes pneumologisches Vorsymposium statt; inzwischen ist die
Pneumologie ein bedeutender Bestandteil des Internisten-Kongresses
geworden.
Die Thoraxchirurgie war von Anfang an eng mit unserer Gesellschaft
verbunden. Seit Mitte der 1980er-Jahre ist die Thoraxchirurgie ein eigenes
Gebiet in der Weiterbildungsordnung. Nach einem mehrjährigen Intermezzo
unter dem Dach der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Gefäß-
und Herzchirurgie hat sich die deutsche Thoraxchirurgie 1991 in einer eigenen
Gesellschaft organisiert. Sie arbeitet eng mit der DGP zusammen und hält
mit der eigenen DGP-Sektion Thoraxchirurgie den engen Kontakt aufrecht. So
wurden unter anderem Leitlinien von beiden Gesellschaften gemeinsam erarbeitet,
1999 fand in Leipzig sogar eine gemeinsame Tagung statt.
Die Gründung eines „Berufsverbandes” ging auf
eine Initiative der DGP zurück: Die Mitgliederversammlung beauftragte 1962
den Vorstand, dafür Sorge zu tragen, dass auf Landesebene
Berufsverbände der Lungenfachärzte gegründet werden, die sich im
Dachverband „Bundesverband der Pneumologen” (BdP)
zusammenschlossen.
Das Spektrum der Pneumologie weitet sich aus
In den 1960er-Jahren spielte die Lungenfunktionsdiagnostik,
speziell die Atemmechanik, wissenschaftlich eine herausragende Rolle,
vorangetrieben durch Forschungen zur Messung des Ösophagusdrucks, zur
Fluss-Volumen-Kurve und zur Limitierung des Atemstroms bei der forcierten
Exspiration. Später nahm die Ganzkörperplethysmographie eine
dominierende Rolle ein.
Ebenfalls in den 1960er-Jahren zeigten sich Fortschritte von
grundsätzlicher Bedeutung in der Bronchoskopie: das von Shigeto Ikeda 1968
entwickelte flexible Bronchoskop bot neue Möglichkeiten für die
Diagnostik von malignen Tumoren, vor allem für die Sondierung von
peripheren Lungenherden. Die zuvor ausschließlich mit einem starren Rohr
durchgeführte Bronchoskopie war jetzt nicht mehr spezialisierten Zentren
vorbehalten. Das von Heinrich Friedel 1959 entwickelte Beatmungsbronchoskop
fand von der DDR ausgehend auch internationale Verbreitung.
In den 1970er-Jahren gelang es dann, die ursprünglich unter
dem Sammelbegriff „spastische Emphysembronchitis”
zusammengefassten Krankheiten besser zu differenzieren; auch die
Therapiemöglichkeiten gerade bei Asthmaerkrankungen verbesserten sich mit
der Entwicklung neuer inhalativer Medikamente.
In den 1980er-Jahren bahnten sich viele Entwicklungen an, die erst
in den folgenden Jahren und Jahrzehnten zum Durchbruch kamen.
Außerordentlich wichtige Grundsteine bildeten die Studien zur
Langzeit-Sauerstofftherapie sowie die Entwicklung der Computertomografie. Die
ersten molekularbiologischen Forschungen führten erst Jahre später zu
klinisch verwertbaren Erkenntnissen.
Die ganze Vielfalt der pneumologischen Themen fand Eingang in die
fachlichen Vorträge und Diskussionen auf den Kongressen der DGP. Es
bildeten sich zahlreiche Arbeitsgruppen mit Schwerpunkten wie „Bewertung
und Begutachtung in der Pneumologie”, „Bronchiale
Provokationstests”, „Exogen allergische Alveolitis”,
„Interventionelle Pneumologie” oder „Nächtliche
Atmungs- und Kreislaufstörungen”. Auch zu Themen wie
„Pathophysiologie der Atmung”, „Pleuraempyem”,
„Qualitätssicherung in der Bronchologie”,
„Qualitätssicherung in der Lungenfunktion” und
„Zellbiologie” entstanden eigene Gruppen, die über die
2-jährlich stattfindenden Kongresse hinaus zusammenarbeiteten und
teilweise eigene Richtlinien bzw. Empfehlungen veröffentlichten.
Zwar war die Gesellschaft im Laufe dieser Jahrzehnte durchaus
„auf der Höhe der Zeit”, dennoch machte sich eine gewisse
Stagnation breit, die Mitgliederzahlen waren rückläufig, von
über 1400 im Jahr 1956 bis zu 998 in 1990. Viele Pneumologen, die
wissenschaftlich interessiert waren, fanden eher in der jährlich in Bochum
tagenden Gesellschaft für Lungen- und Atemwegsforschung, 1965 von Ulmer
ins Leben gerufen, eine Heimat. Berufspolitische Anliegen wurden von den
Berufsverbänden der Pneumologen vertreten. Sicherlich gab es auch bei
DGP-Kongressen glanzvolle Referate und interessante Diskussionen, aber die
Substanz kam nicht aus dem Schoß der Gesellschaft, auch war die
Gesellschaft öffentlich wenig präsent. Die Zeit für einen
Neuanfang war gekommen.
Die Zeit der Neuorientierung: 1991 bis heute
Die Zeit der Neuorientierung: 1991 bis heute
Die 1980er, besonders aber die 1990er-Jahre, waren dominiert von
zahlreichen, teils tiefgreifenden Änderungen in den Rahmenbedingungen
einer wissenschaftlichen Gesellschaft:
-
Sparpolitik im Gesundheitswesen
-
Maßnahmen zur Qualitätssicherung
-
Zertifizierung von Fortbildung
-
Stürmische medizinische Fortschritte
-
Die Wiedervereinigung Deutschlands
-
Harmonisierung der ärztlichen Aus- und Weiterbildung in der
EU
-
Elektronische Datenverarbeitung
Nicht alle dieser Einflussfaktoren lassen sich scharf trennen, teils
greifen sie ineinander und beeinflussen sich gegenseitig. Ganz im Vordergrund
steht jedoch die geradezu explosionsartige Zunahme von Wissen und technischen
Errungenschaften in den letzten beiden Jahrzehnten. Das führte zu
steigenden Kosten im Gesundheitswesen. Da auch die Wiedervereinigung mit
zunehmenden Kosten verbunden war, sollte in vielen Bereichen – auch im
Gesundheitswesen – gespart werden.
Unter diesem Druck wurde auch der DGP bewusst, dass sie alle
Kräfte bündeln müsse, um mehr Einfluss auf die Entscheidungen im
Gesundheitswesen zu bekommen. Parallel dazu hat sich die Pneumologie
wissenschaftlich erheblich weiterentwickelt und die Gesellschaft musste
umstrukturiert werden, zum einen, um dem wissenschaftlichen Nachwuchs mehr
Chancen zu bieten, zum anderen, um eine Brücke zu bauen zwischen
Grundlagenforschung und der alltäglichen klinischen Praxis.
Neue pneumologische Schwerpunkte
Die letzten beiden Jahrzehnte brachten neue pneumologische
Schwerpunkte hervor. Neben den bildgebenden Verfahren mit Computertomografie
(CT bzw. HRCT), Magnetresonanztomografie (MRT) und Positonenemissionstomografie
(PET) sowie der Sonografie, perkutan und endoskopisch eingesetzt, entwickelte
sich die interventionelle pneumologische Endoskopie. Die Schlaf- und
Beatmungsmedizin profitierte enorm vom technischen Fortschritt. Durch neue
Gerätentwicklungen wurde eine nicht-invasive Beatmung als Routineverfahren
möglich. Auch die onkologische Therapie hatte große Fortschritte
gemacht. Expertenwissen wurde durch die elektronische Datenverarbeitung und das
Internet schnell und nahezu für jedermann verfügbar, sodass sich der
Informationsvorsprung der Spezialisten verringerte.
1981 wurden in der BRD die ersten Schlaflaboratorien zur
Untersuchung des Schlafapnoesyndroms eingerichtet und bereits 1987 bot die DGP
den ersten Workshop über Ventilationsstörungen im Schlaf an. Enge
Kontakte knüpfte die DGP zu der neu gegründeten Deutschen
Gesellschaft für Schlafmedizin (DGSM). Die DGSM erarbeitete zur
Qualitätssicherung ein Zertifizierungssystem für die
Schlaflaboratorien; die Zertifizierung der Schlafatmungslaboratorien erfolgte
dann zusammen mit der DGP.
Die Bedeutung der Pneumologie auf den Intensivstationen war
zunächst in den USA erkannt und praktisch umgesetzt worden, die meisten
Intensivstationen werden dort seit Jahren von Pneumologen geleitet.
Insbesondere in den letzten zwei Jahrzehnten ist die Beatmungsmedizin ein
vielseitiges und sehr komplexes Gebiet geworden und spannt den Bogen von der
einfachen Form der positiven Druckapplikation über die nicht-invasive
Beatmung und Respiratorentwöhnung (Weaning) bis hin zur komplexen
invasiven Beatmung von kritisch Kranken auf der Intensivstation.
Die nicht-invasive Beatmung (NIV) hat sich als
außerordentlich erfolgreich erwiesen. Voraussetzung dafür war die
technische Entwicklung kleinerer, ggf. auch zu Hause nutzbarer
Beatmungsgeräte, die trotz einfacher Bedienung sicher zu handhaben sind.
Dadurch wurde die Heimbeatmung technisch machbar, sie steigert nachweislich die
Lebenserwartung und -qualität der Betroffenen. Ihre Bedeutung wird in der
epidemiologischen Untersuchung „Eurovent” aus dem Jahr 2005
aufgezeigt, in der europaweit immerhin 27 000 Patienten mit Heimbeatmung
erfasst wurden.
In Anbetracht dieser erheblichen Erweiterung der Pneumologie wurde
2006 der Name der DGP in „Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und
Beatmungsmedizin” geändert (s. [Tab. 1]).
Neue Forschungsgebiete in der Pneumologie
Für die DGP ist die Translation von Ergebnissen der
Grundlagenforschung in die klinische Routine eine große Herausforderung.
Dies ist neben der Grundlagenforschung auch eine wichtige Aufgabe der
wissenschaftlichen Sektionen der DGP.
Die zellbiologische und molekulare Medizin hat zu einem besseren
Verständnis pneumologischer Krankheiten geführt, z. B. beim
Asthma hinsichtlich der inflammatorischen Reaktion, bei der Mukoviszidose als
Störung des Membranpotenzials der Schleimhaut und in der Pathogenese der
interstitiellen Lungenerkrankungen.
Die PCR (Polymerase Chain Reaction) revolutionierte die
Erregerdiagnostik. Die Therapie-Chancen in der medikamentösen Behandlung
von Lungenkrebs wurden verbessert durch die sogenannte zielgerichtete
Behandlung („Targeted Therapy”) auf der Basis moderner
molekularbiologischer Erkenntnisse. 1991 wurde an der Gießener
Universität eine klinische Forschergruppe „Respiratorische
Insuffizienz” über ein Förderprogramm des BMFT eingerichtet,
die sich in besonderer Weise erfolgreich mit der Zellbiologie von verschiedenen
pneumologischen Krankheiten beschäftigt.
Ein weiteres Gebiet hat sich der Pneumologie mit der zystischen
Fibrose (Mukoviszidose) eröffnet, der häufigsten Erbkrankheit
überhaupt. Ein Meilenstein war die Entdeckung des für die Krankheit
verantwortlichen genetischen Defekts im Jahr 1989. Aufgrund verbesserter
medizinischer Versorgung ist die Lebenserwartung bei dieser Erbkrankheit
deutlich gestiegen, inzwischen ist die Mukoviszidose auch ein wichtiges Thema
der Erwachsenen-Pneumologie.
Die pulmonale Hypertonie und die interstitiellen Lungenkrankheiten
nehmen einen zunehmend stärkeren Platz in der heutigen Forschung ein.
Während für die pulmonale Hypertonie bereits gute
Therapiemöglichkeiten entwickelt wurden, stellen insbesondere die
idiopathischen Formen der Lungenfibrose eine weiterhin große
Herausforderung dar.
Die Lungentransplantation hat sich zu einem Standard-Verfahren bei
unterschiedlichen Indikationen ([Abb. 7])
entwickelt, das an einigen Zentren in Deutschland erfolgreich durchgeführt
wird.
Abb. 7 Indikationen zur
Lungen- oder Herz-Lungen-Transplantation (aus: [8]).
Seit einigen Jahren fördert das Bundesministerium für
Bildung und Forschung (BMFT) ein „Kompetenznetz Ambulant Erworbene
Pneumonie”, kurz CAPNETZ genannt, das Gruppen aus allen Bereichen der
Medizin vernetzt, um neue, für Deutschland spezifische Daten zu ermitteln
([Abb. 8]). CAPNETZ hat sich seit 2001 zum
größten Netzwerk für die ambulant erworbene Pneumonie weltweit
entwickelt. Klinische Daten und Untersuchungsergebnisse von durchschnittlich
1000 Patienten pro Jahr werden in das Netzwerk aufgenommen und erlauben
detaillierte Analysen. Die Erfahrungen und Auswertungen aus CAPNETZ geben
wertvolle Informationen zur Verbesserung der Versorgungsqualität von
Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie.
Abb. 8 CAPNETZ. Landkarte mit
den lokalen klinischen Zentren in Deutschland.
Bei der Tuberkulose gehört Deutschland inzwischen zu den
Niedriginzidenzländern, weltweit jedoch zählt die Tuberkulose
gemeinsam mit Malaria und HIV/AIDS zu den häufigsten
Infektionskrankheiten. Besonders die Ko-Infektionen mit HIV und die zunehmende
Entwicklung von Resistenzen gegen die vorhandenen Tuberkulose-Antibiotika (MDR-
und XDR-TB) haben die Tuberkulose zu einem weltweit ungelösten Problem
werden lassen, das auch bei uns sorgfältiger Kontrolle und ganz besonders
der Unterstützung der Hochprävalenzländer bedarf, denn Bakterien
kennen keine Grenzen.
Die Lunge wird als „Umweltorgan” vielfach von
weiteren Krankheitserregern befallen und von Infektionen betroffen. Die
Influenza, die jährlich zwischen 8000 bis 11 000 Todesopfer in der
Bundesrepublik fordert, ist zahlenmäßig die bedeutsamste virale
Infektionskrankheit des Atemtrakts. Die WHO weist darauf hin, dass Viren durch
Mutationen und Rekombinationen weiterhin grundsätzlich ein relevantes,
globales Risiko darstellen. Gerade kam es 2009 zu einer weltweiten Verbreitung
eines A/H1N1-Virus, das die WHO veranlasst hat, die höchste Pandemie-Stufe
auszurufen. Die DGP hat hierauf rasch als erste wissenschaftliche Gesellschaft
mit einer Empfehlung zum Management im Krankenhaus reagiert.
Die Luftverschmutzung im Zusammenhang mit der Gesundheit ist ein
vorrangig pneumologisches Thema. Auch zu kontrovers diskutierten Themen wie
Ozon und Feinstaub, an denen die Öffentlichkeit starken Anteil nimmt, hat
die Pneumologie in der Forschung beigetragen und sich umweltpolitisch
positioniert.
Das Gleiche gilt für die Tabakprävention, wo sich eine
eigene Arbeitsgruppe etabliert hat. Die DGP wie auch die Deutsche
Lungenstiftung haben sich dem Aktionsbündnis Nichtrauchen, dem zehn
bedeutende Gesundheitsorganisationen in Deutschland angehören,
angeschlossen.
Strukturelle Probleme: eine Herausforderung für die
deutschen Pneumologie
Neben den fachlichen Weiterentwicklungen werden in der
Krankenversorgung zunehmend auch gesundheitspolitische Ereignisse und Prozesse
spürbar. In vielen Ländern der Welt, so auch in Deutschland, wird die
Finanzierung des sich ständig ausweitenden Gesundheitswesens immer
schwieriger. Den stärkeren Kostendruck – und Konkurrenzdruck –
haben auch die wissenschaftlichen Gesellschaften zu spüren bekommen. Auf
der Ebene der verschiedenen Fachgesellschaften wird mit „härteren
Bandagen” gekämpft, um z. B. im Bereich der
Weiterbildungsordnung Tätigkeitsfelder abzustecken und damit auch weitere
Vergütungsmöglichkeiten zu erhalten. Die Pneumologie als Teilgebiet
der Inneren Medizin hat zahlreiche Querverbindungen zu anderen medizinischen
Fachbereichen wie der Onkologie, Immunologie/Allergologie, Infektiologie,
Schlafmedizin, der Arbeitsmedizin oder Umweltmedizin ([Abb. 9]). Das Motto „Kooperation und
Integration” des diesjährigen DGP-Kongresses in Hannover eignet
sich hervorragend als Richtschnur, um voneinander zu lernen und
zusammenzuarbeiten mit dem Ziel, die Versorgung unserer Patienten zu
optimieren.
Abb. 9 Gebiete der Inneren
Medizin, die Schnittmengen mit der Pneumologie haben, sowie andere benachbarte
Disziplinen (HNO: Hals-Nasen-Ohrenheilkunde; GE: Gastroenterologie).
Die seit 1996 jährlich stattfindenden Kongresse der DGP
wurden zunehmend das eigentliche Forum für die Präsentation der
wissenschaftlichen Basisarbeit. Dies führte dazu, dass die regionalen
Gesellschaften sich vorwiegend auf die Fortbildung beschränken. Angesichts
der rasanten Entwicklung der Pneumologie war eine Intensivierung der
Fortbildungsaktivitäten unumgänglich. So wurden auch Intensivkurse
für die pneumologische Facharztweiterbildung eingeführt.
Mit der stetigen Zunahme von Studienergebnissen hatte die
Gesellschaft die Aufgabe übernommen, die neuen Forschungsergebnisse
konzentriert als Handlungsempfehlungen in Form von Leitlinien herauszugeben,
die in der klinischen Routine schnell zur Verfügung stehen. Die Leitlinien
sind keineswegs unumstritten, weil man eine „Kochbuchmedizin”
befürchtet, die nur zur Kosteneinsparung führen soll. Es ist kein
einfaches Unterfangen, solche Leitlinien völlig unabhängig von
Interessengruppen wie z. B. der pharmazeutischen Industrie zu erstellen.
Daher wurden Verfahren entwickelt, die Rückschlüsse auf die Güte
einer Leitlinie zulassen; hier hat sich allen voran die Arbeitsgemeinschaft der
Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF)
besonders verdient gemacht.
Mitte der 1990er-Jahre bildete sich der Arbeitskreis
Pneumologischer Kliniken, der sich zum Ziel gesetzt hatte, mit einem
standardisierten Verfahren auch die Ergebnisqualität im stationären
Bereich zu überprüfen. Damit wurde die Pneumologie zu einem Vorreiter
in Deutschland.
Die Pneumologie war und ist an deutschen Universitäten
unterrepräsentiert. Als Folge davon zeichnen sich Defizite in der
klinischen Versorgung und in Forschung und Lehre ab, die insbesondere im
internationalen Vergleich deutlich werden. Während in den USA alle Medical
Colleges und im EU-Mittel immerhin 80 % der medizinischen
Fakultäten eine selbständige pneumologische Abteilung haben, besitzt
gerade einmal jede fünfte deutsche Universität mit einer
Medizinischen Fakultät eine eigene Pneumologie.
Diese desolate Lage erklärt sich aus der historischen
Entwicklung: Die Pneumologie war im 19. und in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts deckungsgleich mit der Phthisiologie, der Lehre von der
Tuberkulose, und die war in den großen Lungensanatorien, also
außeruniversitär, zu Hause. Paradoxerweise ist gerade die
erfolgreiche Eindämmung der Tuberkulose durch die Pneumologie der
Hauptgrund dafür, dass sie bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts aus den
Universitäten ausgegliedert blieb. Gerade in der Zeit, in der sich die
Subspezialitäten innerhalb der Inneren Medizin stärker profilierten,
und in einer Phase, in welcher die großen umweltbedingten
Lungenerkrankungen in den Vordergrund traten, war die Pneumologie an den
Universitäten nur äußerst spärlich vertreten. Ein
wesentliches Anliegen der DGP ist und bleibt deswegen die Verbesserung der
akademischen Strukturen des Faches mit dem Ziel der eigenständigen
pneumologischen Repräsentanz an jeder Medizinischen Fakultät.
Wiedervereinigung und Bündelung der pneumologischen
Kräfte
Wiedervereinigung und Bündelung der pneumologischen
Kräfte
Nach der Wiedervereinigung gab es auch seitens der Pneumologen in
Ost und West den Wunsch, die beiden Gesellschaften zusammenzuführen. Dies
konnte jedoch aus vereinsrechtlichen Gründen nicht direkt in Form einer
Fusion erfolgen und so wurde 1991 beschlossen, die Gesellschaft für
Pulmologie und Tuberkulose e. V. aufzulösen und alle
Aufnahmeanträge derjenigen, die eine Mitgliedschaft in der Deutschen
Gesellschaft für Pneumologie anstrebten, wohlwollend zu bearbeiten. Nicht
alle Mitglieder haben sich bei diesem Verfahren um die Mitgliedschaft in der
DGP bemüht – eine angesichts der damals bestehenden Unsicherheiten
verständliche Zurückhaltung.
Ebenfalls im Jahr 1991 schloss sich eine Handvoll einflussreicher,
jüngerer Pneumologen in führenden Positionen im „Celler
Kreis” zusammen und entwickelte Vorschläge zur Neustrukturierung
der Gesellschaft, zur optimalen Koordination von pneumologischen Gruppierungen
und Aktivitäten sowie zur Verbesserung der Außendarstellung der
Pneumologie.
Durch den rasanten wissenschaftlichen Fortschritt und die Ausweitung
des Faches seit den 1980er-Jahren war es geboten, Struktur und Arbeitsweise der
Gesellschaft an diese Veränderungen anzupassen. 1994 wurden einschneidende
Veränderungen eingeführt: Der Vorstand wurde von der
Kongressorganisation entlastet, um sich vermehrt den Interessen der gesamten
Gesellschaft widmen zu können. Dem Kongress-Präsidenten sollte fortan
die Organisation und Leitung der jährlich stattfindenden Tagungen
obliegen, unterstützt durch die Mitarbeit der neu eingerichteten
Sektionen, um der zunehmenden Spezialisierung innerhalb der Pneumologie
Rechnung zu tragen.
Beschlossen wurde auf der Mitgliederversammlung am 22. September
1994 die Einrichtung von wissenschaftlichen Sektionen. Die Sektion
„Kardiorespiratorische Interaktion” wurde 1996 und die Sektion
„Medizinische Assistenzberufe” 2006 ins Leben gerufen. Einige
Sektionen wurden später umbenannt ([Tab. 2]).
Tab. 2 Aktuelle
wissenschaftliche Sektionen der DGP.
Allergologie und
Immunologie
|
Endoskopie
|
Epidemiologie, Arbeits-,
Umwelt- und Sozialmedizin
|
Infektiologie und
Tuberkulose
|
Intensivmedizin
|
Klinische Pneumologie
|
Nächtliche Atmungs-
und Kreislaufstörungen
|
Pädiatrische
Pneumologie
|
Pathophysiologie der
Atmung
|
Pneumologische Onkologie
|
Prävention und
Rehabilitation
|
Thoraxchirurgie
|
Zellbiologie
|
Kardiorespiratorische
Interaktion
|
Medizinische
Assistenzberufe
|
Durch die Sektionen wurden Foren geschaffen, in denen neue
wissenschaftliche Ergebnisse und eigene Forschungsaktivitäten intensiver
diskutiert und gemeinsame Projekte initiiert werden konnten. Dadurch erhielten
die verschiedenen Wissenschaftsrichtungen der Pneumologie mehr Gewicht und auch
Eigenständigkeit. Die zuvor bestehenden Arbeitsgruppen wurden sukzessive
in die Sektionen integriert, neue Arbeitsgruppen wurden zur Bearbeitung
spezieller Aufgaben eingerichtet.
Das Leben der DPG war zuvor dadurch gekennzeichnet, dass sich die
Gesellschaft alle zwei Jahre bei den Mitgliedern durch einen Kongress bemerkbar
machte. Zwischenzeitlich gab es zwar, besonders in Anbetracht der sich
erheblich verändernden Rahmenbedingungen, ständig und reichlich
Arbeit für den Vorstand, der sich regelmäßig etwa alle zwei
Monate traf; für die meisten Mitglieder blieb diese Arbeit jedoch im
Hintergrund, sodass die Mitglieder zwischen den Kongressen kaum von der
Gesellschaft Notiz genommen hatten. Folgerichtig wurde in Anbetracht der
stürmischen wissenschaftlichen Entwicklung und der inzwischen sehr
großen Vielfalt der pneumologischen Themen 1994 der Beschluss gefasst, in
jährlichen Abständen einen bundesweiten, wissenschaftlich
geprägten Kongress anzubieten. Zur zeitnahen Information der Mitglieder
wurde seit 1993 das „DGP Info” herausgegeben.
Die Neustrukturierung des Kongresses in Plenarsitzungen, Symposien,
Hot Topic-Sitzungen und Workshops hat sich bis heute bewährt. Das
„wissenschaftliche Herz” der Tagung, die Abstracts –
zuletzt über 400 – werden in Posterdiskussionen, Freien
Vorträgen, Minisymposien oder Posterbegehungen vorgestellt. Hinzu kommen
reine Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen in Form von
Postgraduierten-Kursen und Frühseminaren sowie zunehmend Seminare für
Assistenzberufe. Zeitlich abgegrenzt vom wissenschaftlichen Programm laufen die
Industriesymposien. Die Kongressorganisation einschließlich der
Industrieausstellung liegt seit 1994 in den professionellen Händen der
Agentur KONSENS.
Um die Außenwirkung der Pneumologie in der Öffentlichkeit
zu verbessern, wurde die Deutsche Lungenstiftung unter dem Motto „Lunge,
Luft & Leben” gegründet. Die Stiftung sollte unabhängig
von der Pharmaindustrie z. B. auch für Laien ausgerichtete
Kongresse organisieren und PR-Aktionen wie z. B. Kampagnen für eine
konsequente Tabakprävention entwickeln. Gemeinsam mit der DGP wurde
erstmals 1995 das „Weißbuch Lunge” herausgegeben, das der
Öffentlichkeit die Bedeutung der Pneumologie näher gebracht hat und
bereits in den Jahren 2000 und 2005 Neuauflagen erlebte [9]
Am 26. September 1998 fand der erste „Deutsche
Lungentag” statt, der von mehreren pneumologischen Organisationen
gemeinsam organisiert wurde. Inzwischen erregt der Deutsche Lungentag neben
einem breiten Medien-Echo bei mehr als 50 000 Besuchern großes
Interesse.
Ende 2007 wurde das Institut für Lungenforschung (ILF)
gegründet, das – bei Wahrung seiner finanziellen Unabhängigkeit
– eine Forschungsförderung vor allen Dingen im Bereich der
Patientenversorgung etablieren soll.
Wesentliche pneumologische Organisationen sind die Atemwegsliga, die
sich neben der Publikation von Empfehlungen vor allem dem Lungensport widmet;
die bisherige Bochumer Gesellschaft mit ihren jährlichen Kongressen zu
Lungen- und Atemwegskrankheiten hat sich jetzt mit der
Rheinisch-Westfälischen Vereinigung für Lungen- und
Bronchialheilkunde zur Westdeutschen Gesellschaft für Pneumologie
vereinigt. Weitere regionale Gesellschaften sind die Süddeutsche
Gesellschaft für Pneumologie, die Norddeutsche Gesellschaft für
Pneumologie und die Mitteldeutsche Gesellschaft für Pneumologie, die im
Wesentlichen Fortbildung auf hohem wissenschaftlichem Niveau anbieten.
Der Bundesverband der Pneumologen vertritt vorrangig die Interessen
der frei praktizierenden Pneumologen, die Interessen der stationären
pneumologischen Abteilungen finden eher in dem aus dem Arbeitskreis
entstandenen „Verband Pneumologischer Kliniken”
Berücksichtigung.
Das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose
(DZK) war und ist daneben eine wichtige Institution auf dem Gebiet der
Diagnostik und Therapie der Tuberkulose. Das DZK trägt wesentlich zur
guten Zusammenarbeit der niedergelassenen Lungenfachärzte, der Kliniken
und der Gesundheitsämter in der Behandlung der Tuberkulosepatienten
bei.
Alle genannten pneumologischen Organisationen gehören dem
Beirat der DGP an, was die Koordination der verschiedenen Aktivitäten
erleichtert. Dass der eingeschlagene Weg richtig ist, wird auch durch die
inzwischen auf über 2.700 angestiegene Mitgliederzahl bewiesen ([Abb. 10]).
Abb. 10 Entwicklung der
Mitgliederzahlen der DGP 1974 bis 2009.
Dabei muss die Pneumologie sich aber auch auf die Gewinnung und
Förderung ausreichenden Nachwuchses konzentrieren, da sich in den
nächsten Jahrzehnten ein Nachwuchsmangel einstellen wird. Dies erfordert
auch eine bessere Verzahnung von ambulanter fachärztlicher und
stationärer Versorgung in pneumologischen Abteilungen und Kliniken, die zu
Synergie-Effekten und nicht zu Konfrontationen führen sollte. Darauf und
auf die Zukunft der Pneumologie in Deutschland wird ein spezieller Artikel im
Heft der „Pneumologie”, das zum DGP-Kongress in Hannover
erscheinen wird, eingehen.
Schlusswort
Schlusswort
Historia magistra vitae? Kann man aus der
Geschichte lernen? Lassen sich aus der Analyse des Vergangenen Einsichten
für zukünftiges Handeln gewinnen?
Die Autoren dieser Chronik jedenfalls glauben fest daran. Sie
wünschen sich, dass der Rückblick in die Geschichte der DGP dazu
beiträgt, die Zukunft gemeinsam mit allen in der Pneumologie aktiven
Organisationen und Personen auch weiterhin erfolgreich zu gestalten.
Interessenkonflikte
Interessenkonflikte
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.