Dialyse aktuell 2009; 13(2): 66
DOI: 10.1055/s-0029-1214362
Fachgesellschaften

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ein Blick über die Grenzen – Konferenz der internationalen Gesellschaft für Transplantationspflegekräfte

Barbara Gnatz
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Barbara Gnatz

München

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Publication Date:
02 March 2009 (online)

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Am 24. und 25. November 2008 fand in London im „Royal College of Physicans” die europäische Konferenz 2008 der „International Transplant Nurses Society” (ITNS) statt. Es hatten sich 150 Teilnehmer aus verschiedenen europäischen Ländern angemeldet. Die Referenten kamen zum größten Teil aus Großbritannien, einige aus den USA, dem Sitz der ITNS, Belgien und den Niederlanden. Die Themen des Kongresses schlossen zukünftige Entwicklungen bei der Transplantation und Organspende in Europa, den Umgang mit jungen Transplantationspatienten, die Schulung von Pflegepersonal und Patienten sowie psychosoziale Aspekte einer Transplantation ein.

Die Veranstaltung war sehr interessant, gut organisiert und gab einen Einblick in die internationale Transplantationswelt.

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Die Zukunft der Transplantation in Europa

Der Vormittag des 1. Tages stand unter dem Motto „Organspende und Transplantation und deren Zukunft in Europa”. In das Geschehen bei einer Transplantation sind viele Menschen involviert: Der Empfänger und seine Familie, der Spender und dessen Familie, die Ärzte in der Vorbereitung sowie das ganze Team rund um die Transplantation und die Menschen in der Weiterbehandlung.

In fast allen Ländern gibt es dasselbe Problem: den Organmangel. In diesem Zusammenhang diskutierten die Kongressteilnehmer die Zustimmungs– und die Widerspruchslösung. Der Unterschied in der Allokation in Großbritannien und innerhalb der Stiftung Eurotransplant wurde deutlich.

Als deutsche Referentin fasste Dr. Christiane Kugler, Hannover, die Ergebnisse einer Studie zur Lungentransplantation zusammen: Wenn der Patient nach einer Lungentransplantation gezielt trainiert, kann er seine Lebensqualität verbessern.

Ein anderer Vortrag befasste sich mit den Möglichkeiten, bei einem Organversagen so lange eine Überbrückung zu schaffen, bis ein geeignetes neues Spenderorgan zur Verfügung steht. In der anschließenden Mittagspause hatten die Kongressteilnehmer die Gelegenheit, sich an den Industrieständen zu informieren und mit Selbsthilfegruppen Kontakt aufzunehmen.

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Der junge Patient und die Schulung von Personal und Patienten

Der Nachmittag gliederte sich in 2 Themenbereiche:

  • Im einen ging es um den jungen Patienten und dessen besondere Problematik. Chronisch kranke Jugendliche und ihre Angehörigen haben es besonders schwer und benötigen in vielfacher Weise Hilfestellung und Verständnis.

  • In einem anderen Konferenzraum stand die Schulung von Pflegepersonal und Patienten im Mittelpunkt. Auch dieses Problem gibt es in allen Ländern. Die Schulung des transplantierten Patienten beginnt bei der Diagnosestellung und begleitet den Menschen, solange das Organ funktioniert. An dieser Schulung sind Ärzte, Pflegekräfte, Therapeuten und bereits Transplantierte beteiligt und sie ist ein fortlaufender Prozess.

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Psychosoziale Aspekte einer Transplantation

Am 2. Tag lag der Schwerpunkt auf der Auseinandersetzung mit den psychosozialen Aspekten einer Transplantation. Der Tag begann mit einem Vortrag über die Motivation von Pflegekräften. Motivation und berufliche Zufriedenheit sind in vielfacher Weise beeinflussbar. Hier ist ein funktionierendes Pflegeteam gefragt, das die einzelne Pflegekraft unterstützt.

Ist die Kooperation zwischen Patienten und behandelnden Einrichtungen, die sogenannte Adhärenz, ein Traum, fragte eine Rednerin – und gab gleich selbst die Antwort: Nein, kein Traum, sondern ein Albtraum. Dafür gibt es viele Ursachen, etwa wenn der Patient seine Medikamente nicht einnimmt oder es versäumt, zu Kontrollterminen zu erscheinen. Dies ist ein ernst zu nehmendes Problem und alle Pflegekräfte und Ärzte sollten für und mit ihren Patienten die bestmögliche Strategien entwickeln. Weitere Vortragsthemen waren Tumorerkrankungen und Infektionen nach einer Transplantation.

Ein Referent beschäftigte sich mit Depressionen, ein anderer mit der frühzeitigen Verlegung ins Heimatkrankenhaus. Die Referenten diskutierten die Behandlung von Patienten mit komplexen Krankheitsbildern und erhoben die Frage, inwiefern eine Transplantation bei solchen Patienten nicht in Erwägung gezogen werden sollte. Wie ein Fallbeispiel eindrücklich zeigte, sollte ein Palliativteam den Patienten begleiten, wenn eine Transplantation zu spät kommt.

Vonseiten der Patienten und der Pflege sind die Probleme international ähnlich und weitgehend vergleichbar. Die organisatorischen Strukturen unterscheiden sich zum Teil aber doch deutlich. Vielleicht haben wir ja bald einmal die Möglichkeit, mit unseren Kolleginnen und Kollegen aus dem nahen und fernen Ausland bei uns in Deutschland ins Gespräch zu kommen.

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Barbara Gnatz

München

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Barbara Gnatz

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