Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2008; 15(4): 163-164
DOI: 10.1055/s-0028-1114263
Magazin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Buruli-Ulkus - Anstieg der Fallzahlen

Further Information

Publication History

Publication Date:
24 December 2008 (online)

 
Table of Contents

Das Buruli-Ulkus (Ulcus tropicum) ist eine in den Tropen und Subtropen verbreitete Erkrankung, deren Erreger (Mycobacterium ulcerans) zu derselben Familie wie die Erreger von Lepra und Tuberkulose gehört. Im Gegensatz zu ihrer bekannten "Verwandtschaft" hat das Buruli-Ulkus allerdings bisher nur wenig Beachtung in der Forschung gefunden und wird daher von der "World Health Organization" (WHO) als eine der am stärksten vernachlässigten heilbaren Erkrankungen weltweit eingestuft.

#

Tropische Verbreitung und hohe Dunkelziffer

Das Buruli-Ulkus wurde bisher aus etwa 30 Ländern in Mittel- und Südamerika, Südostasien und Subsahara-Afrika gemeldet (Abb. [1]). Auch aus Australien ist diese Krankheit (hier häufig unter dem Namen Bairnsdale-Ulkus) bekannt. Im letzten Jahrzehnt hat sich die Prävalenz des Buruli-Ulkus aus noch ungeklärten Gründen vor allem in Westafrika deutlich erhöht. Derzeit sind hier 40 000 Fälle bekannt, wobei die Dunkelziffer wahrscheinlich wesentlich höher ist. Besonders betroffen sind Ghana, Benin und die Elfenbeinküste.

Zoom Image

Abb. 1 Endemiegebiet des Buruli-Ulkus. Die Krankheit ist bisher aus etwa 30 tropischen und subtropischen Ländern bekannt.

#

Bildung von großen Geschwüren

Infektionen mit Mycobacterium ulcerans führen zu ausgedehnten Zerstörungen von Haut und Weichteilen und treten meist bei Kindern unter 15 Jahren auf. Betroffen sind vor allem die Extremitäten, hauptsächlich die Beine, an denen sich große Geschwüre bilden. Zu Beginn zerfressen die Bakterien das Unterhautgewebe, ohne dass die Erkrankten Schmerzen oder Fieber haben. Das von den Bakterien produzierte Toxin Mykolakton blockiert die zelluläre Immunabwehr des befallenen Gewebes, oft wird nur eine leichte Schwellung sichtbar. Daher wird in diesem Stadium nur selten ein Arzt aufgesucht.

Wird die Erkrankung aber nicht frühzeitig behandelt, nehmen die Geschwüre ein erhebliches Ausmaß an, die Haut über den entzündeten Bereichen stirbt ab und es entstehen blutige und schmerzhafte Läsionen. Dies hat zum einen beträchtliche kosmetische Probleme für die Betroffenen zur Folge, die häufig als Ausgestoßene behandelt werden. Zum anderen führen diese Ulzerationen durch eine Einschränkung der Beweglichkeit von Gelenken auch zu bleibenden Behinderungen. Hier helfen nur noch Exzisionen mit großem Randabstand zu den Läsionen, da die Bakterien auch unter scheinbar gesunder Haut weit vordringen, oder gar Amputationen. Werden auch Knochen befallen oder treten Superinfektionen auf, kann es zur Sepsis und zu Todesfällen kommen.

#

Schwerwiegende Folgen bei später Diagnose

Da das Buruli-Ulkus meist in armen, ländlichen Regionen auftritt, führt die Krankheit zu erheblichen gesellschaftlichen Problemen: Aufgrund der meist unzureichenden medizinischen Versorgung wird die Krankheit selten im Frühstadium entdeckt. Eine Behandlung im späteren Verlauf ist aber zum einen sehr kostenintensiv und erfordert zum anderen meist einen mehrmonatigen Krankenhausaufenthalt. Betroffene Familien verarmen oft, da bei Erwachsenen die Arbeitskraft für längere Zeit ausfällt und bei Kindern die Bildungschancen durch den langen Krankenhausaufenthalt sinken. Weitere Probleme bei der Behandlung des Buruli-Ulkus sind außerdem die nur mäßige Wirksamkeit von Antibiotika, welche höchstens im Frühstadium der Krankheit effektiv sind, sowie die hohe Rückfallquote von bis zu 30 %.

Obwohl die "World Health Assembly" (WHA) im Jahre 2004 eine Resolution erließ, die eine flächendeckende Erfassung der Fälle sowie eine bessere Erforschung der Krankheit bewirken sollte, sind bis heute weder die genauen Fallzahlen, noch die Ursachen für den Anstieg der Prävalenz oder auch nur der Übertragungsweg der Krankheit bekannt. Vermutet wird derzeit, dass ans Wasser gebundene Insekten (evtl. Mücken oder Wanzen) den Erreger übertragen. Damit wäre das Buruli-Ulkus die einzige bisher bekannte mykobakterielle Erkrankung mit einem Insekt als Vektor.

Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan

Quellen: promed, WHO, Leprahilfe Emmaus Schweiz

 
Zoom Image

Abb. 1 Endemiegebiet des Buruli-Ulkus. Die Krankheit ist bisher aus etwa 30 tropischen und subtropischen Ländern bekannt.