Frauenheilkunde up2date 2009; 3(1): 37-51
DOI: 10.1055/s-0028-1098799
Geburtshilfe und Perinatalmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Abort – Prävention, Diagnostik und Therapie

B. Hosang
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Publikationsdatum:
15. Januar 2009 (online)

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Kernaussagen

Bei einem Abort (lat. Abortus) handelt es sich um eine vorzeitige Beendigung der Schwangerschaft mit oder ohne Ausstoßung der toten Frucht mit einem Geburtsgewicht unter 500 g. Dies betrifft in der Regel den Zeitraum vor der 22.–24. Schwangerschaftswoche. Die Abortwahrscheinlichkeit ist abhängig vom Gestationsalter, dem Alter der Schwangeren und der Anzahl vorangegangener Aborte. In den ersten Schwangerschaftswochen kann der Abort subklinisch verlaufen, z. B. in Form einer verspäteten, eventuell leicht verstärkten Regelblutung. Man geht davon aus, dass nur etwa 30 % aller befruchteten Eizellen in eine erfolgreichen Schwangerschaft münden. Werden die Frühestaborte jedoch nicht berücksichtigt, so kommen Aborte – bezogen auf die Anzahl der Geburten – mit einer Häufigkeit von 10–15 % vor. Da der Abort ein multifaktorielles Geschehen darstellt, ist die endgültige Ursache nicht immer zu klären; infrage kommen u. a. fetoplazentare, maternale, immunologische oder paternale Faktoren.

Je nach klinischem Erscheinungsbild werden die Aborte in verschiedene Stadien eingeteilt: So spricht man je nach Zustand des Zervikalkanals und anderer Faktoren von einem Abortus imminens oder Abortus incipiens, wobei letzterer dann in einen Abortus incompletus mit in der Uterushöhle verbleibenden Trophoblastresten übergeht. Beim Abortus completus hingegen wird der Fet mitsamt Eihäuten und Plazenta ausgestoßen. Allerdings ist auch bei diesem Abortgeschehen, insbesondere vor der 24. SSW ggf. eine Nachkürettage erforderlich. Enden 3 oder mehr aufeinanderfolgende Schwangerschaften in einem Abort, spricht man von einem Abortus habitualis. Dieser lässt sich häufig zurückführen auf Uterusanomalien, mütterliche Gerinnungsstörungen, immunologische Ursachen oder Chromosomenanomalien der Eltern. In etwa der Hälfte der Fälle bleibt die Genese des habituellen Aborts jedoch ungeklärt. Bei einem verhaltenen Abort (Missed Abortion) lassen sich keine Lebenszeichen des Feten nachweisen, die Frucht wird aber dennoch nicht ausgestoßen. In diesen Fällen ist bis zur 12. SSW die Saugkürettage, danach die Abortinduktion mit Nachkürettage indiziert.

Komplikationen treten auf, wenn es im Zuge des Abortgeschehens zu einer aszendierenden Infektion kommt, die sich u. U. zu einer Pelveoperitonitis ausweiten kann. Bei dieser Art des komplizierten Aborts besteht die Gefahr des Multiorganversagens durch Endotoxinschock mit einer Verbrauchskoagulopathie.