Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2008; 15(3): 110-111
DOI: 10.1055/s-0028-1091283
Magazin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Größter bisher beschriebener Ausbruch von Q-Fieber in den Niederlanden

Further Information

Publication History

Publication Date:
10 October 2008 (online)

 
Table of Contents

In der südniederländischen Provinz Nordbrabant ist es im Juli zu dem größten bisher beschriebenen Ausbruch des Q-Fiebers gekommen. Auch in Dänemark und Deutschland wurden in der jüngeren Vergangenheit erhöhte Fallzahlen beobachtet. Während in den Niederlanden bis zum Jahre 2006 jährlich landesweit nur 5-16 Fälle von Q-Fieber gemeldet wurden, sind es dieses Jahr schon 677. Bereits im Jahre 2007 wurde ein Anstieg der Fallzahlen auf 170 registriert.

Beim Q-Fieber handelt es sich um eine der infektiösesten Krankheiten der Welt, da bereits ein einzelnes Bakterium (Coxiella burnetii) ausreichen kann, um einen Menschen zu infizieren. Das Hauptreservoir des Erregers stellen Schafe, Ziegen und Rinder dar. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt in der Regel durch Inhalation kontaminierten Staubs.

Etwa 60 % der humanen Infektionen verlaufen asymptomatisch. Die akuten Fälle sind meist durch ein grippeähnliches Erscheinungsbild gekennzeichnet. Im Verlauf der Erkrankung können auch Lungen- oder Leberentzündungen auftreten. Die Letalität bei akuter Manifestation des Q-Fiebers liegt bei 1-2 % - aus den Niederlanden wurden bisher jedoch noch keine Todesfälle gemeldet.

Quellen: promed, CDC

Zoom Image

Abb. 1 Coxiella burnetii, der Erreger des Q-Fiebers, wurde früher zur Familie der Rickettsiaceae gezählt, dann aber aufgrund deutlicher genetischer Differenzen in die Gruppe der Gammaproteobacteria gestellt. Quelle: Rocky Mountain Laboratories, NIAID, NIH.

#

Hendra-Virus in Australien

Zwei Menschen, beides Mitarbeiter einer Pferdeklinik, sind seit Anfang Juli im australischen Queensland an Hendra-Virus-Infektionen erkrankt. Die beiden Betroffenen wurden mehrere Wochen mit grippeähnlichen Symptomen stationär behandelt. Einer von beiden ist inzwischen verstorben. Des Weiteren erkrankten bisher 5 Pferde an der mit dem Nipah-Virus verwandten Infektionskrankheit.

Damit ist der derzeitige Ausbruch der größte seit 1994, als die Krankheit das 1. Mal auftrat. Damals verstarben in Brisbane ein bekannter Pferdetrainer und ein Pferdebesitzer sowie 16 Pferde an dieser Viruserkrankung. Eine weitere Person erkrankte, überlebte aber. Seither ist bei Hendra-Virus-Ausbrüchen immer lediglich ein Pferd erkrankt, in einem Fall auch ein Mensch, der aber ebenfalls überlebte.

Das natürliche Reservoir des Hendra-Virus sind Flughunde der Gattung Pteropus. Wie die Übertragung auf Pferde erfolgt, ist derzeit noch unklar. Menschen infizieren sich über kontaminierte Exkremente oder Körperflüssigkeiten von Pferden. Bei dem derzeitigen Ausbruch schüren vorläufige DNA-Untersuchungen sowie eine andere klinische Ausprägung der Krankheit im Vergleich zu früheren Ausbrüchen die Befürchtungen, dass sich ein neuer Virusstamm herausgebildet haben könnte.

Quellen: promed, CDC

#

Rickettsiose in Spanien

Seit das durch das Bakterium Rickettsia slovaca hervorgerufene Syndrom "tick-borne lymphadenopathy" (TIBOLA) im Jahre 2004 erstmals aus Spanien gemeldet wurde, sind allein in der Stadt Sabadell in der Nähe Barcelonas 40 Fälle dieser Erkrankung aufgetreten. Rickettsia slovaca wird in Mitteleuropa durch die Zeckenart Dermacentor marginatus übertragen. Der Erreger wurde allerdings auch schon aus Ixodes ricinus und D. reticulatus isoliert. D. marginatus kommt vor allem in mittleren und hohen Berglagen vor und ist, anders als die meisten anderen Zecken, hauptsächlich während der kalten Monate von Oktober bis März aktiv. Betroffen sind daher meist Skifahrer und Bergwanderer - Kinder scheinen hierbei besonders anfällig (89 % der Fälle in Sabadell).

An der Stelle des Zeckenstichs (meist unter der Kopfbehaarung) kann es zu vesikulären ulzerativen Hautreaktionen (Eschar) kommen. Die Inkubationszeit beträgt wenige Tage bis 2 Monate. Zu den Begleiterscheinungen der Lymphadenopathie können gelegentlich auch niedriges Fieber, Müdigkeit und Benommenheit gehören. TIBOLA kommt in verschiedenen europäischen Ländern wie beispielsweise Frankreich, Italien und Ungarn sowie in Asien vor.

Quellen: promed, Stanek G. Antibiotika Monitor 2007; 23 (1)

#

FSME in Russland

Im südsibirischen Verwaltungsbezirk Kemerowo wurden dieses Jahr bis Anfang August bereits 758 Menschen mit dem Verdacht auf FSME ins Krankenhaus eingewiesen. Das sind 31 % mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Bei 67 Personen konnte der Befund bisher bestätigt werden, und ein Kind verstarb an den Folgen der Infektion. Im gesamten Verlauf des Jahres 2007 gab es lediglich 64 bestätigte Fälle. Dies deutet darauf hin, dass sich die Erkrankung trotz des verfügbaren Impfstoffs weiter ausbreitet.

Quelle: promed

#

Viszerale Leishmaniose in Kenia

In den Provinzen Isiolo und Wajir im Nordosten Kenias kam es im April 2008 zu einem Ausbruch der viszeralen Leishmaniose. Bis Mitte Juni 2008 erkrankten mindestens 180 Personen an dieser auch unter den Namen Schwarzes Fieber und Kala-Azar bekannten Krankheit. Sechs Menschen verstarben an den Folgen der Infektion. Am stärksten betroffen sind Kinder unter 5 Jahren.

Die bei großen Teilen der Bevölkerung vorherrschende Unterernährung scheint die Folgen des Ausbruches noch zu verschlimmern. Dies deckt sich mit Erkenntnissen der "US Navy Medical Research Unit No. 3": Bei Untersuchungen im Sudan kam sie aufgrund der hohen Dichte des Vektors (Sandfliegen, Phlebotominae) und der hohen Infektionsrate dieser Sandfliegen mit Leishmania donovani zu dem vorläufigen Ergebnis, dass L. donovani im Afrika südlich der Sahara weit verbreitet ist, sich aber in der Regel erst in Verbindung mit Unterernährung als viszerale Leishmaniose manifestiert.

Quelle: promed

#

Marburg-Virus aus Uganda in die Niederlande importiert

Eine Niederländerin, die kurz zuvor von einem Urlaub aus Uganda zurückgekehrt war, erkrankte Anfang Juli am Marburg-Fieber und verstarb wenige Tage später. Dies ist der erste Fall, in dem ein Mensch diese Viruserkrankung aus Afrika nach Europa einschleppte.

Das Reservoir des Marburg-Virus ist noch immer nicht bekannt. Vermutlich erfolgte die Infektion der Niederländerin über den Kontakt zu Flughunden. Die Frau hatte in Uganda mehrere Höhlen besucht, in einer davon ("Python Cave", weithin als Touristenattraktion bekannte Höhle im Maramagambo Wald, Südwestuganda) flogen zahlreiche Flughunde umher und stießen dabei auch mit den Besuchern zusammen.

Das Marburg-Virus wurde erstmals im Jahr 1967 beschrieben, als mehrere Laborangestellte sowie deren Familienangehörige und medizinisches Personal in Marburg, Frankfurt und Belgrad erkrankten. Das Virus war damals vermutlich mit infizierten Versuchsaffen aus Uganda nach Marburg eingeschleppt worden.

Quellen: promed, CDC

Zoom Image

Abb. 2 Der Nilflughund (Rousettus aegyptiacus) wurde bisher als einzige nicht zu den Primaten gehörende Art als Träger des Marburg-Virus identifiziert. Quelle: Wikipedia, Autor: Adrian Pingstone

#

Steigende Hanta-Virus-Fallzahlen in Russland

In der Republik Baschkortostan im östlichen Teil des europäischen Russlands erkrankten im Jahre 2008 bisher mehr als 400 Menschen am Hanta-Virus, 2 verstarben an den Folgen der Infektion. Baschkortostan ist weltweit eine der Regionen mit der höchsten Rate an Hanta-Virus-Infektionen. Auch in der benachbarten autonomen Republik Tatarstan infizierten sich im Jahre 2008 bereits 165 Menschen mit dem Hanta-Virus. Eine Person verstarb an den Folgen der Infektion.

Die steigenden Infektionsraten in den russischen Republiken könnten zum einen mit dem sich ändernden Klima zusammenhängen, das zu günstigeren Bedingungen für Nagerpopulationen führt. Zum anderen können die steigenden Infektionsraten aber auch durch die seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion steigende Zahl neu gebauter privater Häuser und Hütten in den Wäldern zu erklären sein.

Quelle: promed

Dr. Raymund Lösch und Dipl.-Biol. Unn Klare, Bad Doberan

 
Zoom Image

Abb. 1 Coxiella burnetii, der Erreger des Q-Fiebers, wurde früher zur Familie der Rickettsiaceae gezählt, dann aber aufgrund deutlicher genetischer Differenzen in die Gruppe der Gammaproteobacteria gestellt. Quelle: Rocky Mountain Laboratories, NIAID, NIH.

Zoom Image

Abb. 2 Der Nilflughund (Rousettus aegyptiacus) wurde bisher als einzige nicht zu den Primaten gehörende Art als Träger des Marburg-Virus identifiziert. Quelle: Wikipedia, Autor: Adrian Pingstone