Der Klinikarzt 2008; 37(9): 436
DOI: 10.1055/s-0028-1089976
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Prostatakarzinom - Neuer Wirkstoff zur Hormontherapie

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Publikationsdatum:
01. Oktober 2008 (online)

 
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"Die europäischen Leitlinien sehen die Indikation zur Hormontherapie beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom als Alternative oder Ergänzung zur Bestrahlung oder Operation," erklärte Prof. Peter Hammerer aus Braunschweig. "Beim metastasierten Prostatakarzinom ist sie der Therapiestandard." Die Testosteronsuppression reduziere sowohl PSA-Spiegel (PSA = prostataspezifisches Antigen) als auch Tumorvolumen. Patienten ziehen nach Erfahrung des Urologen in der Mehrzahl die medikamentöse Therapie einer irreversiblen Kastration vor.

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Hemmung der Testosteronausschüttung mit GnRH-Analoga ...

Bislang waren GnRH ("gonadotropin-releasing-hormon")-Analoga wie Leuprorelin und Antiandrogene in dieser Situation Therapiestandard. Zwar senken GnRH-Analoga durch Rückkopplung den Testosteronspiegel langfristig, haben aber einen entscheidenden Nachteil: Zu Therapiebeginn stimulieren sie die Testosteronausschüttung und führen so zu einem Flare-up-Phänomen, erläuterte Prof. Lothar Weißbach, Fürth. Antiandrogene könnten diesen Anstieg zwar verhindern, hätten aber Nebenwirkungen.

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... oder besser mit GnRH-Antagonisten?

Im Gegensatz dazu senkten GnRH-Antagonisten wie Abarelix (Plenaxis®) mittels kompetitiver Blockade der hypophysären GnRH-Rezeptoren sofort den Testosteronspiegel - ohne Testosteronanflutung und damit auch ohne Begleitmedikation mit Antiandrogenen, so Weißbach weiter. Bereits durchschnittlich 7 Tage nach Behandlungsbeginn mit Abarelix sei das Kastrationsniveau erreicht - bei mehr als einem Drittel der Patienten bereits nach 3 Tagen. "GnRH-Analoga in Kombination mit einem Antiandrogen verursachen hingegen erst nach durchschnittlichen 21 Tagen einen Testosteronspiegel im Kastrationsniveau", hielt Weißbach fest.

Auch eine intermittierende Therapie, die dem Patienten eine therapiefreie Zeit und höhere Lebensqualität gewähre, sei mit Abarelix möglich, da sich die Testosteronspiegel schnell wieder erholten. Um aber die Effizienz einer intermittierenden Langzeittherapie zu belegen, seien weitere prospektive Studien erforderlich, fügte Hammerer hinzu.

Ein Problem habe die Abarelixtherapie, so der Professor aus Fürth: In der Zulassungsstudie kam es bei 1,1 % der Patienten zu einer allergischen Sofortreaktion. Der Arzt sollte daher den Patienten nach der Injektion 30 Minuten nachbeobachten.

Rebecca Nachtigal, Stuttgart

Quelle: Satellitensymposium "Abarelix in der Therapie des hormonabhängigen Prostatakarzinoms - eine Klasse für sich" im Rahmen des 28. Deutschen Krebskongresses in Berlin, veranstaltet von der Speciality European Pharma Germany GmbH, Ratingen