Der Klinikarzt 2008; 37(7/08): 382
DOI: 10.1055/s-0028-1082383
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Magenkarzinom - Orale Therapie beim metastasierten und adjuvanten Setting etabliert

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Publication Date:
04 August 2008 (online)

 
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Nach neuen epidemiologischen Daten steigt durch die Zunahme von Adipositas und gastroösophagealer Refluxkrankheit die Inzidenz der Karzinome am gastroösophagealen Übergang weiter an. Ein wichtiges Thema des diesjährigen Kongresses der "American Society of Clinical Oncology Gastrointestinal Cancer" (ASCO GI) war daher das Magenkarzinom, das die Ärzte in Zukunft immer häufiger beschäftigen wird.

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Ebenso effektiv, aber einfacher im "Handling"

Die aktuelle Standardtherapie des metastasierten Magenkarzinoms besteht aus einem Platinanalogon und einem Fluoropyrimidin, wobei sich je nach Region und Land Unterschiede in den Behandlungsschemata finden. Drei große Studien prägten diese Standardtherapie. Zwei davon, die REAL[1]-2-Studie [2] und die europäisch-asiatische Studie von Kang et al. [4], bezogen sich auf die Fragestellung, ob orales Capecitabin (Xeloda®) infusional gegebenes 5-Fluorouracil (5-FU) ersetzen kann. Den Studienergebnissen zufolge ist dies gut möglich: Capecitabin ist mindestens ebenso wirksam wie 5-Fluorouracil.

Im Hinblick auf das progressionsfreie Überleben war Capecitabin in Kombination mit Epirubicin/Cisplatin (ECX) mit 6,7 versus 6,2 Monaten einer Therapie mit Epirubicin, Cisplatin und 5-FU (ECF) tendenziell überlegen. Signifikant besser als das ECF-Regime war die Gabe von Epirupicin, Oxaliplatin und Capecitabin (EOX): Diese Behandlung verlängerte das Gesamtüberleben der Studienteilnehmer im Schnitt von 9,9 auf 11,2 Monate (Abb. [1]; [2]).

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Abb. 1 ECF versus EOX - Überlebenswahrscheinlichkeit im Vergleich (ITT-Analyse)

Mit einer Gesamtansprechrate von 41 versus 29% unter der Standardtherapie mit 5-FU/Cisplatin war die Kombination von Capecitabin/Cisplatin das signifikant überlegene Regime (p = 0,03) [4]. Die dritte, auf dem diesjährigen ASCO GI vorgestellte Studie machte deutlich, dass die zusätzliche Gabe einer dritten Substanz - Docetaxel - das Therapieergebnis noch weiter verbessern kann [1]. Allerdings gilt dies nur für die Subgruppe der Patienten mit besserem Gesundheitszustand, da diese Therapie vergleichsweise toxisch ist.

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Auch in der Praxis lassen sich diese Ergebnisse reproduzieren

Zu weniger unerwünschten Wirkungen und Komplikationen - bei gleicher Wirksamkeit - kam es auch im Rahmen einer großen Beobachtungsstudie mit mehr als 1 000 Patienten im nordamerikanischen Raum, wenn die Patienten ein Therapieregime mit Capecitabin statt infusionalem Fluororuracil erhielten [7]. Damit lassen sich die Daten der Zulassungsstudie in der Praxis reproduzieren. Auch eine skandinavische Flächenstudie, die das in der britischen Studie geprüfte Dreifachschema Epirubicin, Capecitabin plus Oxaliplatin in einem ambulanten Setting prüfte, bestätigte das sehr gute Nutzen-/Risikoprofil dieses Therapieansatzes [8].

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Einsatz in der adjuvanten Therapie?

Der Einsatz von Capecitabin könnte sich auch in der (neo-)adjuvanten Therapie des Magenkarzinoms etablieren. Capecitabin könnte aufgrund seiner Wirksamkeit und der besseren Verträglichkeit das infusionale 5-Fluorouracil auch hier ersetzen. In allen aktuell laufenden Studien zur perioperativen Therapie des Magenkarzinoms werden bereits capecitabinbasierte Therapieregime verwendet.

Auf dem ASCO GI wurden mehrere Phase-II-Studien zur perioperativen Chemo- oder Radiotherapie präsentiert, in denen Capecitabin integriert ist [5], [6]. In all diesen Studien hat die Substanz ein gutes Sicherheitsprofil gezeigt. Hervorzuheben ist dabei die CRITICS[2]-Studie [3], eine Studie aus den Niederlanden zur adjuvanten Radio- oder Chemotherapie mit Cisplatin und Capecitabin, die auch die Basis für ein weltweites Studienprojekt legt: Hier konnte das Gesamtüberleben von Patienten mit Magenkarzinom durch Capecitabin verbessert werden.

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Orale Gabe vereinfacht die Therapie

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Capecitabin Magenkrebspatienten eine Alternative zu den infusionalen Standardtherapien bietet. Capecitabin ist mindestens genauso wirksam wie die 5-FU-haltigen Standardschemata, vereinfacht jedoch komplexe Therapieregime. Denn dank der oralen Einnahmeform entfällt das Implantieren eines Ports und das dauerhafte Tragen einer Pumpe mit allen daraus resultierenden potenziellen Komplikationen. Darüber hinaus lassen sich die häufigen Krankenhaus- und Praxisaufenthalte, die durch die Gabe der Dauerinfusionen notwendig wären, verringern.

Stephanie Rabanus, Langenfeld

Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung der Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen

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Literatur

  • 01 Anderson EJ et al. ASCO GI 2008; Abstract 15582. 
  • 02 Cunningham D . et al . N Engl J Med. 2008;  358 36-46
  • 03 Jansen E et al. ASCO GI 2008, Abstract 55. 
  • 04 Kang Y et al. ASCO GI 2006, Abstract 77. 
  • 05 Mobayed M et al. ASCO GI 2008, Abstract 61. 
  • 06 Mulcahy MF et al. ASCO GI 2008, Abstract 45. 
  • 07 Saif MW et al. ASCO GI 2008, Abstract 71. 
  • 08 Schoennemann K et al. ASCO GI 2008, Abstract 47. 

01 Randomized ECF for Advanced and Locally advanced esophagogastric cancer

02 ChemoRadiotherapy after Induction chemoTherapy In Cancer of the Stomach

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Literatur

  • 01 Anderson EJ et al. ASCO GI 2008; Abstract 15582. 
  • 02 Cunningham D . et al . N Engl J Med. 2008;  358 36-46
  • 03 Jansen E et al. ASCO GI 2008, Abstract 55. 
  • 04 Kang Y et al. ASCO GI 2006, Abstract 77. 
  • 05 Mobayed M et al. ASCO GI 2008, Abstract 61. 
  • 06 Mulcahy MF et al. ASCO GI 2008, Abstract 45. 
  • 07 Saif MW et al. ASCO GI 2008, Abstract 71. 
  • 08 Schoennemann K et al. ASCO GI 2008, Abstract 47. 

01 Randomized ECF for Advanced and Locally advanced esophagogastric cancer

02 ChemoRadiotherapy after Induction chemoTherapy In Cancer of the Stomach

 
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Abb. 1 ECF versus EOX - Überlebenswahrscheinlichkeit im Vergleich (ITT-Analyse)