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DOI: 10.1055/a-2241-9265
Promotionspreisträger 2024
Auch in diesem Jahr hat die Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie 2 herausragende Dissertationen auf dem Gebiet der Nervenheilkunde ausgezeichnet.
Dr. Isra Tamim – Neurologie
Dr. Isra Tamim ist Assistenzärztin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Klinik für Neurologie an der Charité in der Arbeitsgruppe von Prof. Matthias Endres. Von 2018–2020 hat sie als Fellow in der Neurovascular Research Unit des Massachusetts General Hospitals/Harvard Medical School unter Prof. Cenk Ayata geforscht. Die Dissertation über Spreading Depression/Depolarization (SD) entstand im Rahmen einer Kooperation beider Arbeitsgruppen. SD beschreibt eine abrupte und intensive Massendepolarisation von Zellen des zentralen Nervensystems. Dies führt zum Sistieren der hirnelektrischen Aktivität. SD stellt das pathophysiologische Korrelat der Migräne-Aura dar und ist an der Entstehung des Kopfschmerzes beteiligt. Als Trigger einer SD wird die Hypererregbarkeit des Migräne-Kortex diskutiert. Die Untersuchungen wurden an Wildtyp-, transgenen optogenetisch modifizierbaren und FHM1-Mäusen durchgeführt. Sowohl kortikale als auch generalisierte Anfälle triggerten SD. Bereits einzelne SD supprimierten den Anfall. Eine hohe Anfallsintensität und -ausbreitung waren mit einem häufigeren Auftreten von SD assoziiert. Umgekehrt erleichterte eine pharmakologische Inhibition von SD die Generalisation der Anfälle.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass SD einen angeborenen Verteidigungsmechanismus des Gehirns darstellt. Unter metabolisch kompromittierten Bedingungen (Hypoxie, Ischämie) wurden SD bisher als fatale Komplikation beschrieben. Im hypereregbaren Migräne-Kortex könnte SD als „Reboot-Mechanismus” die Entstehung eines epileptischen Anfalls ausbremsen, wobei SD klinisch als Aura wahrgenommen wird. Die Daten weisen außerdem auf gemeinsame molekulare Mechanismen bei Migräne und Epilepsie hin, die häufig komorbid auftreten.
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Dr. Raoul Haaf – Psychiatrie
Dr. Raoul Haaf studierte Neurowissenschaften an der Universität zu Köln und der University of Washington sowie Medizin an der Technischen Universität München, bevor er seine gegenwärtige Stelle als Assistenzarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Campus Mitte der Charité antrat. Seine Dissertation schrieb er an der TU München und dem Max-Planck-Institut für Psychiatrie bei Prof. Schilbach und PD Dr. Sorg über hirnstrukturelle Untersuchung der Autismusspektrumstörung mit besonderem Fokus auf den Hypothalamus und das Oxytocinsystem vor allem mit Hilfe der voxelbasierten Morphometrie. Hierbei zeigten sich bei Erwachsenen mit Autismus, anders als bei früheren Studien mit Kindern, keine Unterschiede im Hypothalamusvolumen im Vergleich zur nicht autistischen Vergleichsgruppe. Jedoch fand sich bei Erwachsenen ein positiver Zusammenhang des Hypothalamusvolumens mit peripheren Oxytocin-Spiegeln im Vergleich zu Gesunden. Ferner fand sich bei Menschen mit Autismus ein positiver Zusammenhang mit durch Fragebögen erfassten autistischen Verhaltensmerkmalen, der bei Gesunden nicht vorlag. Dabei weist die Arbeit diesbezüglich auch auf die Relevanz von interindividuellen Unterschieden innerhalb des Autismusspektrums hin.
Mittwochsveranstaltung
11.09.2024, 18 Uhr
Online! – den Link erhalten Sie über www.bgpn.de
– Emerging Viruses; Dr. Victor M. Corman, Berlin
– Berührungsmedizin; Univ.-Prof. em. Dr. Bruno Müller-Oerlinghausen, Medizinische Hochschule Brandenburg
Da bekannt ist, dass Oxytocin das Sozialverhalten und die Kognition moduliert, wird es als potenzieller therapeutischer Wirkstoff und diagnostischer Marker für autistisch erkrankte Personen diskutiert. Zukünftige Studien sollten hierbei auch hirnstrukturelle Unterschiede einbeziehen.
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IMPRESSUM
Publication History
Article published online:
17 July 2024
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