Ultraschall Med 2023; 44(06): 662
DOI: 10.1055/a-2201-9856
DEGUM-Mitteilungen

Sektion Ophthalmologie – Nachruf auf Univ.-Prof. Dr. med. habil. Werner Buschmann

 

    Die Sektion Ophthalmologie der DEGUM und die gesamte Augenheilkunde trauern um Univ.-Prof. Dr. med. habil. Werner Buschmann, der am 18. August 2023 in Würzburg im Alter von 91 Jahren verstarb.

    Werner Buschmann gehörte zur ersten Reihe der Pioniere der medizinischen Ultraschalldiagnostik. Nach Medizinstudium und Promotion war er als Facharzt an der Augenklinik der Charité in Berlin (DDR) tätig. Ende der 50er Jahre suchte er internationale Kontakte zu Fachleuten für zerstörungsfreie Materialprüfung mittels Ultraschall. Zu diesem Zeitpunkt waren Geräte und Verfahren auf die Untersuchung am Menschen noch kaum übertragbar oder reproduzierbar. Auf Grundlage von Studien durch Oksala in Finnland erarbeitete Buschmann technische Geräteanpassungen und eine grundlegende Systematik für die Anwendung von A-mode-Verfahren in der Augenheilkunde.

    Sein Konzept klärte den Einfluss der Geräteleistung auf die Echogramme; er führte Mess- und Prüfverfahren für die Geräteempfindlichkeit und das Schallfeld der ersten für die Medizin verwendbaren Geräte ein. Soweit ihm aus der DDR heraus Kooperationen möglich waren, entstanden mit „Kretz-Technik“ in Zipf/Österreich erste geeignete A-mode-Geräte und der weltweit erste Array-Schallkopf für ein B-mode-Verfahren. Seine Habilitationsschrift von 1964 erschien 1966 bei VEB Georg Thieme Leipzig als „Einführung in die ophthalmologische Ultraschalldiagnostik“. 1965 war Buschmann einer der Preisträger des Rudolf-Virchow-Preises der DDR. Zur Kommunikation mit dem Westen im damaligen kalten Krieg organisierte er 1964 an der Humboldt-Universität Berlin ein interdisziplinäres Ultraschall-Symposium der Charité-Augenklinik (Dir.: K. Velhagen) mit Beiträgen von Ultraschallforschern aus Ost und West (u. a. Tschewnenko, Filipczinski, Gordon, White, Kossoff, Baum). Damit initiierte er die Gründung von SIDUO, der ersten internationalen Einzelfach-Gesellschaft für Ultraschalldiagnostik, die später bei ihrer Tagung 1969 in Wien der Anlass und Mitbegründer der World Federation for Ultrasound (WFUMB) wurde.

    Nach Flucht aus der DDR 1975 war Buschmann als Prof. und Ltd. Oberarzt an der Univ.-Augenklinik Würzburg tätig. Neben Veröffentlichungen zu anderen klinisch relevanten Themen wie seiner Monografie „Kryochirurgie von Tumoren im Augenbereich“, Thieme 1999, setzte er von dort seinen Einsatz für die Verbreitung und Qualität der Ultraschalldiagnostik in der Augenheilkunde fort. Zusammen mit HG. Trier war er Herausgeber eines Lehrbuchs und 1975 Mitbegründer eines gemeinnützigen Kurssystems über die TIMUG e. V. Bonn. Durch diese Non-Profit-Vereinigung erhielten – später in Kooperation mit der DEGUM-Sektion Ophthalmologie und ihren Ausbildern – bis heute Hunderte von nicht nur augenärztlichen Teilnehmern eine wissenschaftlich ausgerichtete Weiterbildung in der Ultraschalldiagnostik des Sehorgans.

    Werner Buschmann, der Ehrenmitglied der AIUM war, hat sich um die Ultraschalldiagnostik über sein Fach Augenheilkunde hinaus verdient gemacht: durch Pionierarbeit in Forschung und Lehre sowie durch die Organisation von wissenschaftlichem Austausch in weltpolitisch schwieriger Zeit. Mit ihm verliert die medizinische Ultraschalldiagnostik eine der prägenden Persönlichkeiten aus ihrer Entwicklung, wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

    Für die Sektion Ophthalmologie der DEGUM
    Prof. Dr. Frank Tost, Leiter
    Als frühere Sprecher der Sektion:
    PD. Dr. U. Fries, Prof. Dr. HG. Trier


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    Publication History

    Article published online:
    04 December 2023

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