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DOI: 10.1055/a-2121-6697
Rede der OEGUM-Präsidentin Frau Prof. Dr. Barbara Pertl zum 50-Jahres-Jubiläum der OEGUM am 16. Juni 2023 in Salzburg
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe ÖGUM-Mitglieder!
Ich darf euch im Namen des ÖGUM-Vorstands herzlich zu unserem gemeinsamen Abend begrüßen. Einerseits handelt es sich um den gemütlichen Beginn unseres jährlichen Zusammentreffens im Rahmen der erweiterten Vorstandsitzung. Andererseits feiern wir heuer ein besonderes Jubiläum, die ÖGUM ist heuer 50 Jahre alt geworden.
Daher ist es mir ein Anliegen, in einer kurzen Jubiläumsansprache auf diesen besonderen Geburtstag einzugehen.
In meiner Recherche für diese Rede ist mir aufgefallen, dass es praktisch keine Unterlagen zur Gründung und zur Geschichte der ÖGUM gibt, bzw. wir haben keine gefunden. Dies ist umso erstaunlicher als der „Gründungsvater“ der ÖGUM, nämlich Prof. Alfred Kratochwil, ein international bekannter Pionier auf dem Gebiet des Ultraschalls war. Er ist letztes Jahr am 21.9.2022 im 95. Lebensjahr verstorben und ich hatte, wie auch noch andere ÖGUM-Mitglieder, das Vergnügen und die Ehre, ihn auch persönlich kennengelernt zu haben.
Prof. Kratochwil war maßgeblich an der Entwicklung des Ultraschalls und seiner medizinischen Anwendung beteiligt. Seine zahlreichen Publikationen beginnen in den 1960er-Jahren bis zu seiner letzten im Jahr 2016. Prof. Kratochwil war selbst Gynäkologe und publizierte viele Arbeiten im Bereich der Gynäkologie, Pränatalmedizin und Mammasonografie. Er war auch Vorreiter im Bereich der interventionellen Sonografie und entwickelte 1969 einen Punktionsschallkopf für die Amniozentese. Darüber hinaus publizierte er in vielen anderen Fachbereichen wie Urologie, Onkologie, Abdomen, Kardiologie und Neurosonografie. Das große Interesse an der rasanten Entwicklung des Ultraschalls und die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten führten in der Folge zur Gründung der multidisziplinären ÖGUM mit Alfred Kratochwil als Gründungspräsident. Diese Multidisziplinarität stellt einen sehr herausragenden und bereichernden Aspekt unserer Gesellschaft dar. Sie spiegelt sich auch in den Dreiländertreffen (DLT) und in unserer Webinar-Serie wider, wo diese multidisziplinäre Zusammenarbeit gelebt wird.
Ein paar kurze Bemerkungen nun zur erstaunlichen Geschichte des Ultraschalls, die ich dem Buch „Zur Geschichte der Ultraschalldiagnostik“ des deutschen Ultraschallmuseums entnommen habe:
Die erste technische Anwendung der Echobildung von Schallwellen wurde 1912 realisiert: Angeregt durch den Untergang der Titanic entwickelte der deutsche Physiker Alexander Behm das Echolot zur Ortung von Unterwasserhindernissen. Die erste Anwendungsform des Ultraschalls in der Medizin war eine therapeutische: Die Epikondylitis von Geigern wurde mit Ultraschall behandelt. Der österreichische Nervenarzt Karl Theodor Dussik war der erste Mediziner, der den Ultraschall diagnostisch einsetzte. Er publizierte 1947 über die Hypersonografie des Schädels – damit konnte eine Absorptionskarte des Gehirns fotografisch aufgezeichnet werden.
Weitere Entwicklungen der Sonografie setzten dann mehr oder weniger zeitgleich in mehreren Ländern ein. 1962 wurden von Ian Donald sogenannte Diasonografen entwickelt. Diese Compound-Scanner zeichneten sich dadurch aus, dass der Transducer die Körperoberfläche umfährt; sie hatten einen sehr langsamen Bildaufbau, aber eine gute physikalische Auflösung. 1966 entstand in Österreich unter Anregung von Alfred Kratochwil bei Kretz-Technik der erste Compound-Scanner. In Deutschland wurde dann 1967 von Richard Soldner das erste Real-Time-Gerät, das legendäre Vidoson, entwickelt, das ursprünglich in der Mammasonografie eingesetzt wurde. Die Real-Time-Geräte lösten das Compound-Verfahren in der Folge ab.
Ultraschallinteressierte Mediziner und Ingenieure ermöglichten dann den Durchbruch der Technik: Ein erster Meilenstein war der Wiener Weltkongress 1969. Alfred Kratochwil gründete am 7. April 1973 die ÖGUM. 1977 fand in Wien das erste gemeinsame Dreiländertreffen der DEGUM, ÖGUM und der SGUM statt. Die Zeitschrift „Ultraschall in der Medizin“ wurde von den Herausgebern R. Müller (SGUMB), G. Rettenmaier (DEGUM) und E. Reinold (ÖGUM) gegründet, die Zeitschrift erscheint seit 1980. Mit einer Auflage von 15 000 Exemplaren pro Heft gehört sie unter den Zeitschriften über bildgebende Methoden zu den international am höchsten gerankten Journalen.
Die ÖGUM ist seit ihrer Gründung eine multidisziplinäre Gesellschaft, deren Zweck die gemeinnützige Förderung der Wissenschaft und der praktischen Anwendung der Ultraschalldiagnostik ist. Die Arbeitskreise der verschiedenen Fachgebiete spiegeln die Vielfältigkeit unserer Gesellschaft wider und gewährleisten eine Expertise über einen sehr breiten Bereich der Ultraschalldiagnostik. Ich selbst überblicke die Zeiten der Präsidentschaften von Horst Steiner, Andrea Klauser und Hermann Kathrein. In diesem Zeitraum hat sich vieles getan: Die Zertifizierungen haben sich professionalisiert und einen sehr hohen Stellenwert, vor allem im Bereich der Pränataldiagnostik, bekommen. Die Nachwuchsförderung in Form der ÖGUM-Studententutor*innen hat sich gut etabliert, der Arbeitskreis „Next Generation“ für Assistent*innen und junge Fachärzt*innen wurde letztes Jahr gegründet und ist sehr aktiv. Erfolgreiche DLT wurden in Innsbruck und Linz abgehalten. Die Corona-Pandemie zwang uns, das DLT in Wien zuerst zu verschieben und dann ein Jahr später als Online-Kongress durchzuführen. Auch dieser Kongress wurde sehr gut aufgenommen. Seit Beginn der Pandemie haben wir eine sehr erfolgreiche Webinar-Serie eingeführt. Diese monatlichen Webinare zu verschiedenen Themen aus dem gesamten Bereich der Ultraschalldiagnostik sind sehr beliebt und zu einem gewissen „Markenzeichen“ der ÖGUM geworden. Wir haben bis jetzt insgesamt 30 Webinare abgehalten; jedes Webinar wurde von 200 bis 400 Teilnehmenden aus Österreich, Deutschland und der Schweiz besucht. Die Website wurde aktualisiert; eine Digitalisierung einzelner Prozesse ist in Arbeit.
Zuletzt möchte ich mich nun bei allen Vorstandsmitgliedern herzlich für das ausdauernde und nachhaltige Engagement bedanken, das diese Projekte und die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft ermöglicht. Ebenso ein großes Dankeschön an Beate Kasperak für die professionelle und immer sehr freundliche Unterstützung und auch für die technische Expertise, die unsere Online-Projekte möglich macht. Danke auch an Christian Kollmann, der uns auf diesen besonderen Geburtstag aufmerksam gemacht hat. Und vielen herzlichen Dank euch allen für die gute Zusammenarbeit, für die aktive Gestaltung unserer Gesellschaft und für die Mitgestaltung der verschiedenen Projekte.
Ich freue mich nun auf einen angenehmen, anregenden und fröhlichen gemeinsamen Abend.
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Publication History
Article published online:
08 August 2023
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