Zentralbl Chir 2023; 148(03): 207-208
DOI: 10.1055/a-2058-2827
Editorial

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Michael Ghadimi
,
Niloufar Dusch

Liebe Leserinnen und Leser des Zentralblattes für Chirurgie,

wir haben als Themenschwerpunkt die Koloproktologie für diese Ausgabe gewählt. Koloproktologische Erkrankungen hatten schon immer eine hohe Relevanz in der täglichen Arbeit vieler Chirurginnen und Chirurgen. Durch eine zunehmende Spezialisierung anderer chirurgischer und konservativer Fachgebiete entwickelte sie sich in den vergangenen Jahren zu einem Querschnittsfach. Weiterhin hat die Koloproktologie in den vergangenen Jahren auch sektorenübergreifend deutlich an Bedeutung gewonnen. Die Koloproktologie ist heute unverzichtbar für interdisziplinär besetzte Beckenbodenzentren, Zentren für chronisch entzündliche Darmerkrankungen und Tumorzentren [1]. Dies spiegelt sich u. a. auch in den Zertifizierungsprozessen verschiedener Fachgesellschaften wider [1].

In diesem Schwerpunktheft haben wir daher die Proktologie und häufige proktologische Krankheitsbilder in den Fokus gerückt. Zum einen werden leitliniengerechte Therapieansätze in der Proktologie, z. B. bei den kryptoglandulären Analfisteln oder Hämorrhoidalleiden, vorgestellt. Zum anderen werden innovative, z. T. allerdings unter Koloproktologen auch sehr kontrovers diskutierte Therapieansätze, wie Stammzelltherapie bei Fistelleiden bei Morbus Crohn oder die minimalinvasive Therapie bei Sinus pilonidalis dargestellt und im Kontext der aktuellen Datenlage und Leitlinien diskutiert.

In ihrer Übersichtsarbeit „Therapie der kryptogladulären Analfistel“ stellen Herr Fritz und Herr Bussen aus Mannheim eine sehr ausführliche Aufarbeitung des Themas unter Würdigung der aktuellen Leitlinien und neuster wissenschaftlicher Erkenntnisse dar [2]. Die Arbeit wertet die einzelnen Behandlungsverfahren angemessen kritisch in ihren jeweiligen Nutzen und Risiken für die Patienten.

Bereits 2021 haben Arlt und Kienle im Rahmen ihrer Übersichtsarbeit „CED – individualisierte Diagnostik und Therapie“ eine individuelle Planung und Durchführung von Diagnostik und Therapie bei einer besonders heterogenen Patientengruppe mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen empfohlen [3]. Dies gilt auch für die Therapie von Perianalfisteln bei Morbus-Crohn-Patienten [3]. In seiner Übersichtsarbeit über Stammzelltherapie von komplexen perianalen Fisteln bei Morbus Crohn präsentiert Herr Schwandner aus Regensburg ausführlich und kritisch die aktuelle Evidenz zur Stammzelltherapie in diesem Patientenkollektiv [4]. Er stellt nicht nur die aktuelle internationale Studienlage zu diesem Thema dar, sondern nimmt auch Bezug zu den Empfehlungen der aktuellen nationalen sowie internationalen Leitlinien und stellt ein individualisiertes Vorgehen bei diesen Patienten als Ausblick dar [4].

In ihrem detaillierten Beitrag beschreiben Frau Bittorf und Herr Matzel aus Erlangen die aktuelle Evidenz, Indikationsstellung, Programmierung und das Langzeitmanagement der Sakralnervenmodulation sowohl in der Therapie der Stuhlinkontinenz als auch als mögliche Therapie der Obstipation nach Ausschöpfung der konservativen Behandlungsmöglichkeiten [5].

In dem Beitrag „Tailored Approach in der Therapie des Hämorrhoidalleidens“ stellen wir aus Hildesheim ein individualisiertes Vorgehen in der Therapie des Hämorrhoidalleidens unter Berücksichtigung der aktuellen deutschen S3-Leitlinie dar [6].

Die Rate an chronischen Wundheilungsstörungen nach radikaler Exzision bei Sinus pilonidalis liegt in der Literatur bei 2–5% [7]. Als Alternativverfahren werden minimalinvasive Verfahren in der Behandlung des Sinus pilonidalis seit ca. 60 Jahren verwendet [8]. In seiner Übersichtsarbeit über Pitpicking als ein minimalinvasives Verfahren in der Therapie des Sinus pilonidalis präsentiert Herr Iesalnieks aus Köln dieses Verfahren, dessen Variationen und Alternativen, die Indikationen und die aktuelle Evidenz ausführlich [8]. Des Weiteren diskutiert er den Stellenwert dieser Methode in der aktuellen nationalen und internationalen Leitlinie.

In der abschließenden Übersichtsarbeit dieses Schwerpunkthefts stellt Herr Sailer aus Hamburg eine Zusammenfassung über Indikationen, Operationstechniken und das Komplikationsmanagement bei den transanalen Tumorresektionsverfahren dar [9].

Lieber Leserinnen und Leser, unser Dank gilt den Autorinnen und Autoren der Übersichtsbeiträge. Wir hoffen sehr, dass dieses Schwerpunktheft Ihre Begeisterung für das spannende Querschnittsfach Koloproktologie fördert und Sie die Beiträge mit Interesse aufnehmen.

Mit besten Grüßen aus Göttingen und Hildesheim

Ihr Michael Ghadimi und Ihre Niloufar Dusch



Publication History

Article published online:
02 June 2023

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