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DOI: 10.1055/a-1935-2826
Editorial
Article in several languages: deutsch | EnglishSehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege,
sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser!
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Schon früh stand für mich fest, dass ich das Thema „Multisensorik und Organ-Crosstalk - HNO-Heilkunde als interdisziplinärer Partner“ zum Motto der 94. Jahresversammlung der Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. machen möchte. Wie kam es dazu: Es fängt mit der Bezeichnung Hals-Nasen-Ohrenheilkunde an. Es gibt kein anderes Fachgebiet, dass sich durch eine Aneinanderreihung von Organen definiert. Schon den Gründern war bewußt, dass Erkrankungen in diesem Gebiet vielfach durch Interaktion und Dysfunktion dieser Organsysteme bedingt sind, und dass sich diese Organe selten bei der Krankheitsfindung getrennt betrachten lassen. Dennoch wissen wir in vielen Bereichen, so bei den Sinnesorganen wenig über die Bedeutung des Zusammenspeils mehrerer Sinne, der Multisensorik, und über die Auswirkungen auf Krankheit. Genauso schauen wir noch nicht so lange über den Tellerrand des Fachs, und stellen erst jüngst fest, dass HNO-Erkrankungen auch wesentlich auf andere Organsysteme wirken oder umgekehrt. Darum geht es in den Referaten. Seien Sie neugierig und lassen Sie sich von der Vielfalt der Interaktion überraschen. Und es gibt noch unendlich viel zu entdecken.
Den Anfang in diesem Band macht Andrej Kral aus Hannover [1]. Er zeigt auf, dass eine angeborene Hörstörung weit mehr ist, nämlich die kortikale Verarbeitung in vielfältiger Weise, nicht nur im kortikalen Hörsystem, beeinflusst. Dies wird im Alter nicht besser, wie uns dann Wilma Großmann aus Rostock berichtet [2]. Hörstörungen im Alter haben einen wichtigen Einfluss auf Alterungsprozesse in anderen Hirnregionen. Spannend ist auch die Interaktion zwischen Hören und Gleichgewicht – naheliegend, da beide Sinnesfunktionen Nachbarn im Innenohr sind. Dennoch ist es erstaunlich, wie wenig wir über die gegenseitige Beeinflussung wissen, wenn eins von beiden, oder wenn beide erkrankt sind. Ingmar Seiwarth aus Halle hatte es sich zur Aufgabe gemacht darzustellen, wie Hören zum Gleichgewicht beiträgt [3]. Zum Ohr gehört auch Tinnitus. Chronischer Tinnitus ist häufig keine allein stehende Erkrankung, sondern geht mit relevanten, v. a. psychosomatischen Erscheinungen einher. Birgit Mazurek aus Berlin und Koautoren weisen darauf hin, dass es deshalb wichtig ist, nicht nur den Tinnitus, sondern auch diese Begleiterscheinungen zu behandeln, wenn man dem Betroffenen wirkungsvoll helfen möchte [4]. Zurück zum Kortex: Auch beim Tinnitus ist eine kortikale Netzwerkstörung nachzuweisen, so weiß Christian Dobel aus Jena mit Koautoren zu berichten [5]. Dann wenden wir uns anderen Sinnesfunktionen zu. Die Wichtigkeit des Riechens ist vielen durch die Pandemie erst bewusst geworden. Wer anderes als Thomas Hummel und Koautoren wären besser berufen, uns über den neuesten Stand zu Riechstörungen und deren Behandlung zu informieren [6]. Auch hier schauen wir über den Tellerrand: Ilona Croy und Antonie Bierling aus Jena führen uns in die Welt der Interaktion zwischen Riechen und Emotionen [7]. Dass Schlaf-Apnoe etwas mit kardiovaskulärer Dysfunktion zu tun hat, ist allgemein bekannt. Doch die Erkrankung hat auch Einfluss auf die Kognition der Betroffenen – nachzulesen im Referat von Gerlind Schneider aus Jena [8]. Zu guter Letzt darf auch mein Steckenpferd nicht fehlen. Carsten Klingner und ich, auch beide aus Jena, fassen zusammen, wie vielfältig Mimik mit Emotion zusammenhängt und natürlich auch Erkrankungen des N. facialis hierauf Einfluss nehmen [9].
Und dann ist auch schon Schluss! Mir wären noch viel mehr Beispiele eingefallen, doch wollen wir den Kongress nicht nur, aber doch mit Referaten gestalten. Ich bin gespannt auf die mündlichen Erläuterungen der Kolleginnen und Kollegen zu ihren Referaten.
Viel Freude beim Lesen und Diskutieren über die Referate!
Univ.-Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie
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Literatur
- 1 Kral A. Hören und Kognition im Kindesalter. Laryngo-Rhino-Otol 2023; 102: S3-S11
- 2 Großmann W. (Zu-)Hören mit alterndem Gehirn – eine kognitive Herausforderung. Laryngo-Rhino-Otol 2023; 102: S12-S34
- 3 Seiwerth I. Interaktion von Hör- und Gleichgewichtssinn. Laryngo-Rhino-Otol 2023; 102: S35-S49
- 4 Mazurek B, Böcking B, Dobel C, Rose M, Brüggemann P. Tinnitus und beeinflussende Komorbiditäten. Laryngo-Rhino-Otol 2023; 102: S50-S58
- 5 Dobel C, Junghöfer M2, Mazurek B, Paraskevopoulos E, Groß J Tinnitus und multimodale kortikale Interaktion. Laryngo-Rhino-Otol 2023; 102: S59-S66
- 6 Hummel T, Power Guerra N, Gunder N, Hähner A, Menzel S. Riechen und Riechstörungen. Laryngo-Rhino-Otol 2023; 102: S67-S92
- 7 Croy I, Antonie Bierling A. Gerüche als Kommunikationspfade – warum Emotionen durch die Nase gehen. Laryngo-Rhino-Otol 2023; 102: S93-S100
- 8 Schneider G. Obstruktive Schlafapnoe – Einfluss auf kardiovaskuläres System und Kognition. Laryngo-Rhino-Otol 2023; 102: S101-S114
- 9 Klingner CM, Guntinas-Lichius O. Mimik und Emotion. Laryngo-Rhino-Otol 2023; 102: S115-S125
Korrespondenzadresse
Publication History
Article published online:
02 May 2023
© 2023. The Author(s). This is an open access article published by Thieme under the terms of the Creative Commons Attribution-NonDerivative-NonCommercial-License, permitting copying and reproduction so long as the original work is given appropriate credit. Contents may not be used for commercial purposes, or adapted, remixed, transformed or built upon. (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/).
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Kral A. Hören und Kognition im Kindesalter. Laryngo-Rhino-Otol 2023; 102: S3-S11
- 2 Großmann W. (Zu-)Hören mit alterndem Gehirn – eine kognitive Herausforderung. Laryngo-Rhino-Otol 2023; 102: S12-S34
- 3 Seiwerth I. Interaktion von Hör- und Gleichgewichtssinn. Laryngo-Rhino-Otol 2023; 102: S35-S49
- 4 Mazurek B, Böcking B, Dobel C, Rose M, Brüggemann P. Tinnitus und beeinflussende Komorbiditäten. Laryngo-Rhino-Otol 2023; 102: S50-S58
- 5 Dobel C, Junghöfer M2, Mazurek B, Paraskevopoulos E, Groß J Tinnitus und multimodale kortikale Interaktion. Laryngo-Rhino-Otol 2023; 102: S59-S66
- 6 Hummel T, Power Guerra N, Gunder N, Hähner A, Menzel S. Riechen und Riechstörungen. Laryngo-Rhino-Otol 2023; 102: S67-S92
- 7 Croy I, Antonie Bierling A. Gerüche als Kommunikationspfade – warum Emotionen durch die Nase gehen. Laryngo-Rhino-Otol 2023; 102: S93-S100
- 8 Schneider G. Obstruktive Schlafapnoe – Einfluss auf kardiovaskuläres System und Kognition. Laryngo-Rhino-Otol 2023; 102: S101-S114
- 9 Klingner CM, Guntinas-Lichius O. Mimik und Emotion. Laryngo-Rhino-Otol 2023; 102: S115-S125