Z Geburtshilfe Neonatol 2022; 226(04): 221
DOI: 10.1055/a-1869-9715
Editorial

Die Kraft der Beobachtung

Dominique Singer
1   Sektion Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Zentrum für Geburtshilfe, Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Eppendorf (UKE)
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Liebe Leserinnen und Leser

vielen in der Neonatologie erfahrenen Pflegekräften und Ärzt:innen ist der Umstand geläufig, dass man gefährdeten Früh- und Neugeborenen an ihrem Bewegungsmuster „irgendwie“ ansieht, wenn sie später eine motorische Beeinträchtigung entwickeln. Das ist deswegen bemerkenswert, weil die Motorik bei Neugeborenen und jungen Säuglingen noch nicht unter zentraler Kontrolle steht und eine spastische Zerebralparese daher für gewöhnlich erst dann erkennbar wird, wenn die Myelinisierung der Pyramidenbahn so weit fortgeschritten ist, dass sich auch deren Schädigung entsprechend auswirkt. Es ist das Verdienst des österreichischen Entwicklungsneurologen Heinz Friedrich Rudolf Prechtl (1927–2014), der im niederländischen Groningen lehrte, dass er das frühkindliche Bewegungsmuster einer systematischen Auswertung zugänglich gemacht hat, die auch valide diagnostische und prognostische Aussagen erlaubt.



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Article published online:
23 August 2022

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