Gastroenterologie up2date 2023; 19(02): 157-172
DOI: 10.1055/a-1830-9795
Spezielle Themen

Impfungen bei gastroenterologischen Erkrankungen und Immunsuppression

Christoph Jochum

Impfungen sind neben der Vermeidung von Infektionsrisiken die effektivste Methode der Vorbeugung schwerwiegender oder potenziell tödlicher Erkrankungen. Dies gilt insbesondere für Patienten, die entweder eine vorbestehende, chronische Erkrankung haben oder durch eine Behandlung nur über ein geschwächtes Immunsystem verfügen. In der Gastroenterologie betrifft dies insbesondere Patienten mit chronischen Lebererkrankungen und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, die eine dauernde medikamentöse Immunsuppression benötigen.

Kernaussagen
  • Impfungen sind eine der effektivsten Methoden, schwerwiegende Infektionskrankheiten zu vermeiden. Dies gilt insbesondere für immungeschwächte Patienten. Im Bereich der Gastroenterologie sind dies Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und chronischen Lebererkrankungen.

  • Patienten mit chronischen Lebererkrankungen sollten bei nicht vorbestehender Immunität gegen Hepatitis A und B geimpft werden. Zusätzlich werden eine Impfung gegen Pneumokokken, Herpes zoster sowie eine jährliche Influenzaimpfung empfohlen.

  • Impfungen erhöhen das Risiko, an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung zu erkranken, ebenso wenig wie das Risiko, einen akuten Schub einer vorbestehenden chronisch entzündlichen Darmerkrankung zu erleiden.

  • Bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sollte insbesondere bei Erstdiagnose eine ausführliche Infektions- und Impfanamnese durchgeführt werden.

  • Während Totimpfstoffe grundsätzlich auch unter Immunsuppression gegeben werden können, sind Lebendimpfstoffe kontraindiziert.

  • Bei der Impfung mit Lebendimpfstoffen muss sowohl vor der Impfung als auch nach der Impfung ein Abstand von 1 – 4 Monaten zur Gabe von Immunsuppressiva eingehalten werden.

  • Die Impfung gegen Herpes zoster mit dem Impfstoff Shingrix wird generell ab dem 60. Lebensjahr empfohlen, bei Patienten unter Immunsuppression ab dem 50. Lebensjahr; außerdem bei jüngeren Patienten mit einem erhöhten Risiko für Herpes zoster.

  • Die Hepatitis-B-Impfung mit dem gängigen Impfstoff ist bei Patienten mit Immunsuppression häufig nur gering wirksam. Mittlerweile stehen wirksamere Impfstoffe zur Verfügung.

  • Patienten mit chronischen Lebererkrankungen und einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung gehören zu den Patienten mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-Erkrankung. Die STIKO empfiehlt diesen Gruppen daher eine 4. Impfung mit einem an die Omikron-Variante angepassten Impfstoff.



Publication History

Article published online:
21 June 2023

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