Aktuelle Rheumatologie 2022; 47(03): 165-166
DOI: 10.1055/a-1696-7751
Editorial

Editorial

Ralph Gaulke
 

    Liebe Leser der aktuellen Rheumatologie,

    Sie halten das aktuelle Heft zum Thema Chirurgie des arthritischen und arthrotischen Fußes in Händen. Aufgrund dessen, dass nur ca. 1–2 % der Bevölkerung an einer entzündlich-rheumatische Erkrankung leidet, resultiert die Mehrzahl der Veränderungen des Fußes aus degenerativen und posttraumatischen Erkrankungen, welche nicht-entzündlicher Genese sind.


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    Ralph Gaulke

    Scheinbar gleiche klinische Befunde bedürfen bei Autoimmunarthritiden einer anderen Therapie als bei der Arthrose, da diese Erkrankungen aufgrund der Synovialitis progredient verlaufen. Aus diesem Grunde herrschen klassischerweise in der Therapie der Gelenke des entzündeten-rheumatischen Fußes Resektions(interpositions)arthroplastiken und Arthrodesen vor. Gelenkerhaltender Eingriffe finden in diesem Krankengut erst Anwendung, seit durch die wirksame immunsuppressive Therapie mit Biologika und small molecules die Krankheitskontrolle häufiger gelingt. Da entzündlich-rheumatische Erkrankungen bis heute leider nicht heilbar sind, muss mit einer Progredienz der Gelenkdestruktion auch unter wirksamer Therapie gerechnet werden. Diese schreitet jedoch deutlich langsamer voran, als bei unbehandeltem Verlauf.

    Unter guter Krankheitskontrolle ist es heute zunehmend möglich, gelenkerhaltend zu operieren, so lange noch keine Destruktionen vorliegen. Hier können dann auch Operationsverfahren zur Anwendung kommen, welche sonst dem degenerativen Fuß vorbehalten sind. Die Voraussetzung für den Erfolg bildet die radikale Synovialektomie.

    Aufgrund der Komplexität der Anatomie des Fußes wurde dieses Themenheft in fünf inhaltlich auf einander abgestimmte Artikel gegliedert.

    Zu Beginn erläutert Dr. Arnold die Unterschiede der Sehnenpathologien des Fußes und deren differenzierte Behandlung bei entzündlich-rheumatischen und degenerativen Erkrankungen. Da die Sehnenscheiden bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen unter schlechter Krankheitskontrolle häufig eine Synovialitis aufweisen, welche die Sehnen durchwandert, ist bei persistierender Entzündung zügiges Handeln geboten, bevor es zu Defektrupturen von Sehnen kommt. Wird die Tenosynovialitis zu spät entfernt, müssen die Sehnen aufwendig rekonstruiert werden, da eine direkte Sehnennaht aufgrund der Defekte nicht möglich ist. Hier werden vom Rückfuß bis zum Vorfuß Beispiele gegeben.

    Die weiteren 4 Artikel beschäftigen sich mit den Gelenken des Fußes. Es werden zunächst die Möglichkeiten und Grenzen der arthroskopischen Operationen am oberen Sprunggelenk (OSG) dargestellt.

    Die totale Synovialektomie ist heute in den meisten Fällen am OSG arthroskopisch durchführbar. Aufgrund dessen, dass auch die dorsalen Gelenkabschnitte unter Sicht gut erreicht werden können, ist die Radikalität, auch aufgrund der optischen Vergrößerung gegenüber der offenen Synovialektomie höher. Von der reinen Synovialektomie über die Arthrolyse durch die Entfernung von Osteophyten mit dorsaler Kapsulotomie bis hin zur arthroskopisch kontrollierten perkutanen Arthrodese werden die Verfahren, welche heute möglich sind, dargestellt.

    Als Alternative zur Arthrodese berichtet Prof. Rehart über die Endoprothetik am arthritischen und arthrotischen OSG und stellt hierbei die Vor- und Nachteile dieses Verfahrens deutlich heraus. Das arthritische Gelenk stellt aufgrund seiner gelenknahen Osteoporose und der Synovialitis besondere Anforderungen an den Operateur und den endoprothetischen Ersatz.

    Die Arbeitsgruppe um Dr. Biehl berichtet über die Rückfußchirurgie am arthritischen und arthrotischen tarsalen Gelenken. Hierbei werden die unterschiedlichen Therapieverfahren vom Gelenkerhalt bis zur Versteifung systematisch und mit reichlichem Bildmaterial dargestellt.

    Abgerundet wird dieses Themenheft durch den Artikel von Frau Dr. Hassel zu den Unterschieden in der Therapie des Vorfußes bei entzündlich-rheumatischen und degenerativen Erkrankung. Neben den klassischen Resektions- und Interpositionsarthroplastiken sowie Arthrodesen wird auch hier auf die Möglichkeit gelenkerhaltender Eingriffe, auch beim Vorliegen entzündlich-rheumatischer Erkrankungen geringer Aktivität, ausführlich eingegangen. Allen Artikeln ist gemeinsam, dass diese reich bebildert sind und so die Verständlichkeit der im Text geschilderten Befunde und Operationsverfahren erhöhen.

    Ich wünsche Ihnen viel Spaß und einen hohen Erkenntnisgewinn beim Lesen dieses Themenheftes und verbleibe mit freundlichen Grüßen

    Ihr

    Ralph Gaulke


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    Korrespondenzadresse

    Prof. Dr. med. Ralph Gaulke
    Klinik für Unfallchirurgie Medizinische Hochschule Hannover
    Carl-Neuberg-Str. 1
    30625 Hannover

    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    15. Juni 2022

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    Georg Thieme Verlag
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

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