Aktuelle Rheumatologie 2021; 46(03): 229-230
DOI: 10.1055/a-1297-2610
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Systemische Sklerose: Verbindung von Patientenbeobachtung und objektiver Messung

Contributor(s):
Richard Kessing
Ross L. et al.
Can Patient-Reported Symptoms Be Used to Measure Disease Activity in Systemic Sclerosis?.

Arthritis Care Res 2020;
72: 1459-1465
 

    Eine australische Arbeitsgruppe bewertete bei systemischer Sklerose (SSc) den Zusammenhang zwischen den von Patientinnen und Patienten geschilderten Symptomen und den Veränderungen der Krankheitsaktivität über einen längeren Zeitraum.


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    In die Studie wurden Patientinnen und Patienten der australischen Scleroderma Cohort-Studie (ASCS) eingeschlossen. Die ASCS ist eine prospektive multizentrische Studie, mit dem Ziel Risiko-und prognostische Faktoren bei SSc zu bestimmen. Von den Teilnehmern wurden demografische und krankheitsbezogene Daten erhoben, ebenso Autoantikörper bestimmt, sofern sie gemessen wurden. Die Krankheitsdauer wurde anhand des erstmaligen Auftretens des Raynaud-Phänomens (RP) festgesetzt. Bei jedem monatlichen Untersuchungstermin wurden die Studienteilnehmer nach einer Verschlechterung des Raynaud-Phänomens (RP), einer Verschlimmerung der Hautbeteiligung und einer Zunahme der Atemnot befragt.

    Die von den Patienten berichteten Verschlechterungen wurden mit den klinisch feststellbaren Veränderungen der Gefäß-, Haut und respiratorischen Manifestationen der Erkrankung in Beziehung gesetzt. Dabei wollten die Autoren die Hypothese verifizieren, dass die von den Betroffenen geschilderten Symptomen als Surrogatparameter für objektiv auftretende Organveränderungen, und damit als zusammengesetzter Krankheitsaktivitätsindex fungieren können, wenn der Nachweis objektiv messbarer Veränderungen fehlt.

    Insgesamt wurden 1636 Patientinnen und Patienten in die Studie eingeschlossen. Das Durchschnittsalter betrug 57,37±12,56 Jahre und die Krankheit dauerte im Mittel zum Rekrutierungszeitpunkt 11,07±10,51 Jahre. Die Nachbeobachtungsperiode zählte im Mittel 3,99±3,31 Jahre. 86% der Studienteilnehmer war weiblich und 25,73% hatten eine generalisierte SSc mit diffuser Hautbeteiligung.

    Die Autorinnen und Autoren fanden einen signifikanten Zusammenhang zwischen der von den Patientinnen und Patienten berichteten Verschlechterung des RP und dem Vorhandensein digitaler Geschwüre (Odds Ratio [OR] 1,53 [95% KI 60–0,93]). Des Weiteren ergab sich ein signifikanter Zusammenhang der von den Betroffenen berichteten Verschlechterung der Hautbeteiligung und der Zunahme des modifizierten Hautdicke-Scores nach Rodnin (MRSS) zur Beurteilung des klinischen Schweregrades der systemischen Sklerodermie (OR 2,10 [95% KI 1,54–2,86]). Ebenfalls wurde eine signifikante Assoziation der Zunahme von Atemnot und der Verschlechterung der Atemfunktion, gemessen anhand der Abnahme der forcierten Vitalkapazität(FVC), der Abnahme der Kohlenmonoxid-Diffusionskapazität (DLco) und dem Auftreten einer pulmonal-arteriellen Hypertonie (PAH) sowie einer interstitielle Lungenerkrankung(ILD), gefunden (FVC OR 2,12 [95% KI 1,70–2,65]; DLco OR 1,97 [95% KI 1,34–2,02] und neu auftretende PAH (OR 5,08 [95% KI 3,59–7,19] sowie ILD [OR 1,91 95%KI 1,40–2,61]).

    Fazit

    Bei SSc stehen die von Betroffenen beschriebenen Symptome mit klinisch bedeutsamen Veränderungen der Krankheitsaktivität in einem signifikanten Zusammenhang. Damit können die von den Patientinnen und Patienten geschilderten Krankheitszeichen durchaus Anwendung finden, um eine Änderung der SSc-Krankheitsaktivität festzustellen, insbesondere dann, wenn objektive Messgrößen des Krankheitsstatus nicht verfügbar sind, so das Autorenteam

    Richard Kessing, Zeiskam


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    Publication History

    Article published online:
    16 June 2021

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