Pneumologie 2020; 74(08): 486
DOI: 10.1055/a-1147-1787
Pneumo-Fokus

Lipoidpneumonie nach Vaping

Alzghoul N. et al.
Rapid Resolution of Severe Vaping Induced Acute Lipoid Pneumonia Following Corticosteroid Treatment.

Am J Respir Crit Care Med 2020; PMID: 32142357.
DOI: 10.1164/rccm.201909-1826IM.
 

    In einer Fallstudie beschreiben die US-Autoren einen 24-Jährigen aus Florida mit einer seit 1 Woche bestehenden Symptomatik mit Fieber, Myalgien und produktivem Husten. Aufgrund zunehmender Atemnot und Hypoxämie erfolgte die stationäre Aufnahme. Unter Antibiotika verschlechterte sich die Lungenfunktion zunächst; erst die Gabe von Prednison zeigte eine dann deutliche positive Wirkung. Ursache war eine durch Vaping bedingte Lipoidpneumonie.


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    Die erste Röntgenaufnahme des Thorax in der Klinik zeigte Infiltrate in der Lunge. Der Patient erhielt Antibiotika i. v.; dennoch stieg der Sauerstoffbedarf an und erforderte eine High-Flow-Sauerstoffgabe bei einer inspiratorischen Sauerstofffraktion (FiO2) von 50 %. 48 Stunden nach der Aufnahme erfolgte eine zweite Röntgenaufnahme des Thorax: Die Infiltrate beidseits hatten sich verstärkt. Im CT zeigte sich eine bilaterale milchglasartige Trübung. In Bezug auf die Entzündungsparameter berichten die Autoren von einem CRP von 262 mg/l, einer Erythrozytensedimentationsrate bei 72 mm/h sowie einem Prokalzitonin von 0,57 ng/ml. Zur Erregersuche erfolgte ein Nasenabstrich: Hier ergab sich kein Hinweis für respiratorische Viren, Influenza oder Legionellen.

    Schließlich wurde der Patient nochmals genauer befragt und gab an, seit einem Monat E-Zigaretten zu dampfen und dabei auch ein Tetrahydrocannabinol-haltiges Liquid genutzt zu haben. Zur weiteren Diagnostik führten die Ärzte nun eine Bronchoskopie mit bronchoalveolärer Lavage durch: Hier stellte sich das Bild einer akuten Lipoidpneumonie dar mit Neutrophilen, Lymphozyten, ohne Nachweis von Eosinophilen, bei jedoch hoher Dichte von lipidhaltigem Material in den Makrophagen. Die aus der Probe angelegten Kulturen blieben auch hier negativ.

    Daraufhin erhielt der junge Patient 40 mg Prednison oral, benötigte noch 48 Stunden Sauerstoff und konnte dann entlassen werden.

    Fazit

    Akute Lungenerkrankungen nach Vaping wurden in den USA bereits mehrfach berichtet. In letzter Zeit kamen auch Kasuistiken mit dadurch bedingter Lipoidpneumonie hinzu. Bei dem hier vorgestellten Patienten verschlechterte sich die Lungenfunktion sehr rasch, verbesserte sich dann aber nach Gabe von Prednison ebenfalls recht schnell. In solchen Fällen ist die sorgfältige Erhebung eines möglichen Substanzmissbrauchs entscheidend für eine frühzeitige Diagnose und Therapie, betonen die Autoren.

    Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    21. August 2020

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