Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2020; 14(02): 64
DOI: 10.1055/a-1119-5330
Nachruf

Im Gedenken an Prof. Dr. med. Friedrich Gries, 1929–2019

Johannes G. Wechsler
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Prof. Dr. med. Friedrich Arnold Gries [rerif]

Prof. Dr. med. Friedrich Arnold Gries ist am 13.12.2019 im gesegneten Alter von 90 Jahren in Düsseldorf verstorben. Mit ihm hat uns ein großer Wissenschaftler, Forscher, Arzt und Freund verlassen. Unsere Anteilnahme gilt seiner Ehefrau und seiner Familie.

Prof. Dr. F. A. Gries wurde 1929 in Essen geboren. Er hat in Marburg und Bonn Medizin studiert und bei Prof. Bock in Marburg promoviert. Er war Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in München und dann langjährig Assistent und später Oberarzt der II. Medizinischen Klinik der Universität Düsseldorf. Als Research Fellow war er an der Harvard Medical School bei Prof. Cahill tätig. Nach der Habilitation und der Facharztanerkennung wurde er Professor für Innere Medizin C3 auf Lebenszeit und anschließend auf den Lehrstuhl für Innere Medizin (Diabetologie der Universität Düsseldorf) berufen.

Von 1973 bis 1996 war er ärztlicher Direktor und Leiter der klinischen Abteilung des Diabetesforschungsinstituts an der Universität Düsseldorf. Weiterhin war er Leiter der endokrinologischen Klinik der Universität Düsseldorf. Von 1983 bis 2001 war Prof. Gries wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Ernährungsberatung und Diätetik der Deutschen Gesellschaft für Ernährung an der Universität Düsseldorf. In zahlreichen Fachgesellschaften und Berufsverbänden war er wissenschaftlich und berufspolitisch tätig, so war er Sprecher des SFB 113 Diabetesforschung, Sekretär der Deutschen Diabetesgesellschaft, von 1977 bis 1978 Präsident der Deutschen Diabetesgesellschaft, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sowie von 1986 bis 1988 Sekretär der European Association for the Study of Obesity (EASO). Sechs Jahre lang war er Vizepräsident der euroasiatischen Abteilung der internationalen Association for the Study of Obesity (IASO).

Zahlreiche Auszeichnungen wie die Paul-Langerhans-Plakette, das Bundesverdienstkreuz sowie zahlreiche Ehrenmitgliedschaften waren Anerkennung für seinen stetigen Einsatz in Wissenschaft, Forschung, Lehre und Patientenversorgung. Durch seine langjährige Tätigkeit als Mitglied der Ethikkommission der Ärztekammer Nordrhein diente er auch auf diese Weise der Wissenschaft.

Prof. Gries hat sich wissenschaftlich und auch ärztlich mit dem Metabolischen Syndrom und dem Diabetes mellitus beschäftigt. Es spricht für seine Weitsicht, dass er die Ursachen sowohl für das Metabolische Syndrom als auch für den Diabetes in der Fehl- und Überernährung der Menschen gesehen hat und zu der Erkenntnis kam, dass die Adipositas der Einstieg in viele Krankheiten ist. Er hat früh die Brücke zwischen Fettzellforschung und Insulinforschung und der Adipositastherapie erkannt und begangen. In allen Adipositasforschergruppen war er ein gern gesehener Referent und Besucher.

So wurde auf dem 3. Ulmer Adipositassymposium 1983 auf seinen Vorschlag einstimmig beschlossen, eine Deutsche Gesellschaft für Adipositasforschung zu gründen. Das Gründungsdatum war der 24. Juni 1983 auf Schloss Reisenburg. Die konstituierende Versammlung fand am 02. Mai 1984 in Wiesbaden statt. Prof. Gries war von der ersten Stunde an Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Adipositasforschung und folgte Prof. Ditschuneit 1992 bis 1996 als Präsident. Die Deutsche Gesellschaft für Adipositasforschung wurde unter seiner Präsidentschaft in die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) umbenannt, um sich breiter für die Therapie zu öffnen und nicht nur für die Forschung allein zu stehen.

Prof. Gries ist es gelungen, die europäische und internationale Adipositasforschung mit der deutschen Forschung zu verbinden und einen lebhaften wissenschaftlichen Austausch mit amerikanischen, englischen und auch schwedischen Adipositas-Gesellschaften zu führen.

Prof. Gries war nicht nur ein herausragender Forscher und Wissenschaftler, sondern auch ein hoch anerkannter und erfolgreicher Moderator von unterschiedlichen Strömungen, wie sie in Fachgesellschaften üblich sind.

Er hat immer mit Empathie, Mitgefühl und Verständnis mit allen in der DAG Aktiven einen vorbildlichen Umgang gepflegt. Er war ein Mensch, dem es stets gelungen ist, Differenzen mit Einfühlsamkeit und auch Sachverstand im Einvernehmen zu klären. So wurde er zum guten Freund und verlässlichen Partner aller Kolleginnen und Kollegen im Präsidium und im wissenschaftlichen Beirat der DAG und weit darüber hinaus im wissenschaftlichen und universitären Umfeld.

Wir haben mit Prof. Gries diesen Freund nicht verloren, weil er durch sein Leben, sein Wirken und seine herausragende Persönlichkeit in unserer Erinnerung immer bei uns sein wird.

Diese Erinnerung ist unser Dank für seine Verdienste um die Wissenschaft, Forschung und Klinik, insbesondere auf dem Gebiet der Adipositas.

Prof. Dr. med. Johannes G. Wechsler



Publication History

Article published online:
26 March 2020

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