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DOI: 10.1055/a-0916-1411
Nervenheilkunde
Zeitschrift für interdisziplinäre FortbildungPublication History
Publication Date:
01 August 2019 (online)
Von Angst und Angsterkrankungen - Perspektiven in Forschung und Therapie
Angsterkrankungen gehören allen epidemiologischen Erhebungen zufolge zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Je nach Studie schwankt die Lebenszeitprävalenz zwischen 20 und 25 %. Allerdings ist nicht jede Angst krankhaft. Als Grundemotion bestimmt sie unser Handeln in vielerlei Hinsicht, dient als Warnsignal und schützt uns vor Gefahr. Bei historischer Betrachtung finden sich Berichte über Angst und deren mögliche Therapie bereits in 4000 Jahre alten Überlieferungen [1]. Das vorliegende Themenheft beschäftigt sich mit den aktuellen Herausforderungen in der Therapie von Angsterkrankungen und setzt gleichermaßen den Fokus auf neue Erkenntnisse hinsichtlich Entstehungsbedingungen und Diagnostik, wie auch auf Entwicklungen und Perspektiven in der Therapie. Zahlreiche Forschungsinitiativen haben in den vergangenen Jahren erheblich dazu beigetragen, dass wir heute die Entstehungsbedingungen von Angst und Angsterkrankungen besser verstehen. Erkenntnisse u. a. aus dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Transregio Sonderforschungsbereich SFB-TRR 58 „Furcht, Angst, Angsterkrankungen“ setzten Impulse für neue Herangehensweisen in der Angstforschung und weisen den Weg zu möglichen neuen, innovativen therapeutischen Ansätzen.
Einleitend fassen Katharina Feldker und Swantje Notzon zunächst neuere neurobiologische Befunde bei Angst und Panik zusammen und zeigen auf, welche Implikationen sich dabei für biologische, beispielsweise pharmakologische Therapieansätze ergeben. Einen besonderen Fokus auf die Verfahren der Neurostimulation und die damit verbundenen Möglichkeiten der Modulation kortikaler Funktion setzen Martin Herrmann und Kollegen mit ihrer Übersichtsarbeit zu Beeinflussung von Konditionierung und Extinktion durch fokale Neurostimulation. Erste Therapiestudien zur Optimierung psychotherapeutischer Effekte zeigen vielversprechende Perspektiven auf. Agnieszka Chrobok präsentiert mit ihrer Übersicht zum phobischen Schwankschwindel eine besondere klinische Entität, die an der Grenze zwischen Neurologie und Psychiatrie von besonderer klinischer Bedeutung ist. Ulrich Voderholzer und Kollegen setzen einen besonderen Schwerpunkt auf die Entwicklungen in der Psychotherapie von Angsterkrankungen. Julia Diemer stellt mit ihrem Überblick über den Stellenwert der virtuellen Realität in der Verhaltenstherapie das Thema Weiterentwicklung verhaltenstherapeutischer Verfahren im Kontext der Digitalisierung in ein besonderes Licht. Aktuell ist die VR-Expositionstherapie bei Angststörungen die bislang am besten untersuchte VR-Anwendung in der Verhaltenstherapie. Jens Plag und Koautoren greifen in ihrer Arbeit neue Entwicklungen in der aufsuchenden Behandlung von Patienten im häuslichen Umfeld auf und zeigen, wie neue psychosoziale Versorgungsformen Patienten mit Panikstörung helfen können. Abschließend geben Peter Zwanzger und Julia Diemer einen orientierenden Überblick zur Studienlage bei therapieresistenten Angsterkrankungen und geben Hinweise zu möglichen therapeutischen Alternativen, wenn Patienten nicht oder nicht ausreichend auf herkömmliche Therapieansätze ansprechen.
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Literatur
- 1 Grimm-Stadelmann I. In: Angst – Medizin. Psychologie. Gesellschaft. (Hrsg. P. Zwanzger). Berlin: MWV; 2018
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Literatur
- 1 Grimm-Stadelmann I. In: Angst – Medizin. Psychologie. Gesellschaft. (Hrsg. P. Zwanzger). Berlin: MWV; 2018