Handchir Mikrochir Plast Chir 2019; 51(03): 162-163
DOI: 10.1055/a-0913-9740
Interview
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Hand in Hand“ – Weltkongress der Handtherapie und Handchirurgie in Berlin

Interview mit Prof. Dr. Andreas Eisenschenk und Prof. Dr. Jörg van Schoonhoven
Jörg van Schoonhoven
,
Andreas Eisenschenk
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Publication Date:
05 June 2019 (online)

Vom 17. bis 21. Juni 2019 findet mit dem Kongress der International Federation of Societies for Surgery of the Hand (IFSSH) und der International Federation of Societies for Hand Therapy (IFSHT) der gemeinsame internationale Weltkongress von Handchirurgen und Handtherapeuten in Berlin statt. Erstmals ist die DGH gastgebende Fachgesellschaft dieses internationalen Groß-Events, zu dem aktuell über 3.000 Teilnehmer erwartet werden. Rund 260 Experten wurden für das wissenschaftliche Komitee nominiert; eine neue Höchstzahl von 1.800 eingereichten Abstracts zeugt von einem starken Interesse an diesem Kongressereignis. Wir sprachen mit zwei der insgesamt fünf Kongresspräsidenten: mit Prof. Dr. Andreas Eisenschenk, Präsident, und Prof. Dr. Jörg van Schoonhoven, Generalsekretär der DGH.

Herr Prof. Eisenschenk, Herr Prof. van Schoonhoven: Was sind für Sie persönlich die wichtigsten Themen des IFSSH 2019?

van Schoonhoven: Das wissenschaftliche Programm spiegelt die große thematische Bandbreite der Handchirurgie wider. Ein besonderer Fokus liegt auf der Weiterentwicklung chirurgischer Methoden sowie auf den digitalen Technologien, die in der Diagnostik und Therapie immer schnellere und bessere Ergebnisse ermöglichen. In diesem Jahr ist das besondere Highlight für mich unsere Sitzung zu den Assessmentverfahren. Dabei geht es um den Versuch der Standardisierung von Untersuchungen und Bewertungen in der Handchirurgie. Ein weiteres Highlight des Kongresses sind für mich immer die gemeinsamen Sitzungen von uns Handchirurgen mit den Handtherapeuten. Eisenschenk: Mein Top-Thema ist „Frauen verändern die Handchirurgie“. Denn die Handchirurgie ist eine hochkomplexe und interessante Spezialisierung für Frauen. Der überproportionale Frauenanteil in der Humanmedizin im Allgemeinen und der Handchirurgie im Besonderen verändern die Rhythmen im Klinikalltag. Die Notwendigkeit, Familie und Beruf zu harmonisieren, wird neue Wege aufzeigen. Dieser Prozess hat bereits eingesetzt und soll hier schwerpunktmäßig von jungen und älteren Handchirurgen zukunftsorientiert diskutiert werden.

Von welchen neuen Entwicklungen werden wir auf dem IFSSH erfahren? Was hat sich seit dem letzten Kongress vor drei Jahren in der Handchirurgie bewegt?

van Schoonhoven: In den vergangenen Jahren werden zunehmend auch größere operative Eingriffe unter lokaler Betäubung und zusätzlicher blutstillender Medikamente durchgeführt. Auf dem Kongress werden die neuen Erfahrungen auf diesem Gebiet vorgestellt und der Stellenwert dieser Art der Schmerzausschaltung bei Operationen diskutiert. Eisenschenk: Die Digitalisierung verfeinert und beschleunigt die Diagnosefindung. Eine zunehmende Reduzierung der Strahlenbelastung bei besserer und schnellerer Analyse sind die Folge. Das noch fehlende Wissen über die Bedeutung der Bandsysteme z. B. im Handwurzelbereich wird geringer – und die Möglichkeit, die richtige Therapie zu finden, wird somit größer. Das ist Thema in zahlreichen Sitzungen.

Welche Rolle spielen technologische Innovationen für Diagnostik und Therapie auf dem Kongress?

van Schoonhoven: Es ist sicherlich die Digitalisierung, die uns in der Zukunft große Fortschritte bringen wird. Insbesondere der Transfer von Informationen und Standards von hoch entwickelten zu weniger entwickelten Ländern wird dadurch erleichtert. Ich bin zum Beispiel gespannt auf die Vorstellung einiger Apps für Patienten, mit denen Rehabilitationsmaßnahmen nach speziellen Verletzungen oder Operationen strukturiert an Patienten weitergegeben werden sollen. Eisenschenk: Die mikrochirurgische Technik ist ein unverzichtbarer und wesentlicher Baustein der Handchirurgie. Hier werden 3D-Brillen eine verbesserte Tiefenschärfe und Auflösung bringen und damit die Qualität der operativen Ergebnisse zukünftig erhöhen. Weitere Themen beziehen sich auf den Bereich Robotik: Was können wir bereits heute und was in einem Jahr?

Der Weltkongress ist ein gemeinsamer Kongress von Handchirurgen und Handtherapeuten. Zu welchen konkreten Themen oder in welchem Rahmen wird es einen Austausch geben?

van Schoonhoven: Alle Chirurgen haben auf dem Kongress die Möglichkeit, auch alle wissenschaftlichen Sitzungen der Handtherapeuten zu besuchen und vice versa. Zudem ist die Eröffnungssitzung des wissenschaftlichen Kongresses die große gemeinsame Sitzung von Chirurgen und Therapeuten ohne parallele Vorträge in anderen Räumen. Eine weitere gemeinsame Sitzung wird es am Donnerstag geben. Sehr wichtig ist es, den Kongress auch als Gelegenheit zum persönlichen Austausch zu nutzen. Alle Sitzungen finden im selben Kongressgebäude statt, die Pausen werden gemeinsam gestaltet und auch die Abendveranstaltungen sind sowohl für Chirurgen als auch Therapeuten ausgelegt.

Welche Kongress-Session sollten Teilnehmer aus Ihrer Sicht auf keinen Fall verpassen?

Eisenschenk: Auf keinen Fall versäumen sollte man die Sitzungen des Jungen Forums und die Sitzungen der weltweit organisierten Hilfsorganisationen für Handverletzungen.

WEITERE INFORMATIONEN:

Anmeldungen zum Kongress sind auch nach dem offiziellen Anmeldeschluss am 5. Mai noch bis zum Start des Kongresses und auf dem Kongress in Berlin möglich, vgl. http://ifssh-ifsht2019.com/registration