Aktuelle Dermatologie 2019; 45(06): 255-256
DOI: 10.1055/a-0874-3774
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aktuelle Entwicklungen der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein München

Current Developments of the Department of Dermatology and Allergy Biederstein Munich
T. Biedermann
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Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Tilo Biedermann
Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein
Fakultät für Medizin
Technische Universität München
Biedersteiner Str. 29
80802 München

Publication History

Publication Date:
05 June 2019 (online)

 
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    Prof. Dr. Tilo Biedermann

    Die Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein gehört neben dem Klinikum rechts der Isar zum Universitätsklinikum der Technischen Universität München. Das 1834 als „Haidhauser Armen- und Krankenanstalt“ gegründete Klinikum rechts der Isar wurde 1967 Universitätsklinik. Heute besteht das Klinikum rechts der Isar aus 33 Kliniken und Abteilungen sowie 17 Instituten und mehreren interdisziplinären Zentren. Die Gebäude der Dermatologischen Klinik befinden sich in der Biedersteiner Straße im nördlichen Schwabing.

    Die am 24. November 1969 in Betrieb genommene Dermatologische Klinik und Poliklinik hat als dritte der drei dermatologischen Kliniken in München seit ihrer Gründung eine stetige Entwicklung erfahren, und wir sind stolz, im Jahr 2019 ihr 50-jähriges Bestehen feiern zu können. Jubiläen gehen immer auch einher mit einem Rückblick und einem Resümee. Die Klinik hat es sich seit jeher zur Aufgabe gemacht, alle Kernbereiche des Fachs auf höchstem Niveau zu versorgen, die klinischen Versorgungsbereiche möglichst mit der jeweiligen Diagnostik und mit akademischen Interessen zu verbinden, um die Innovationen des Fachs abzubilden und mit zu gestalten. Besonderer Dank gebührt hier dem Gründer der Klinik, Herrn Prof. Dr. med. Dr. phil. Siegfried Borelli, und meinem Vorgänger, Herrn Prof. Dr. med. Dr. phil. Johannes Ring.

    Die Klinik verfügt heute über 74 Betten, die aufgrund der schönen, denkmalgeschützten Gebäude baulich bedingt auf 4 Stationen verteilt sind. Wie in vielen anderen Hautkliniken werden, basierend auf den demografischen Veränderungen, der steigenden Zahl von an Hautkrebs erkrankten Patienten, der schwer Erkrankten und multimorbid-erkrankten Patienten, jährlich mehr und mehr Patienten versorgt. Zuletzt waren das in der Klinik „am Biederstein“ 4600 Patienten stationär und mehr als 60 000 ambulante Patientenkontakte. Dieser immer komplexeren Versorgungsaufgabe nachzukommen kann nur deshalb gelingen, da ein Team aus Ärzteschaft, Pflegekräften und weiteren engagierten Mitarbeitern die dermatologischen Patienten versorgt und das Fach der Dermatologie weiterentwickelt.

    Ein Beispiel ist das zertifizierte Hautkrebszentrum mit onkologischem und immunologischem Schwerpunkt. Die Dermatoonkologie ist ein Bereich der Dermatologie, in dem sich derzeit Wissenschaft und Patientenversorgung nahezu parallel entwickeln und in dem die gemeinsame Verortung von konservativer Dermatologie und von Dermatochirurgie eine lückenlose Versorgung der Patienten erlaubt: primäre Tumorexzisionen, Sentinel-Lymphknoten-Biopsien, Metastasenchirurgie, Vor- und Nachsorge sowie Systemtherapie, wenn möglich innerhalb der neuesten Therapiestudien.

    Neben den Kernbereichen der Dermatologie gibt es auch „Spezialitäten“ einer Klinik, eines Lehrstuhls, die womöglich zukünftig ein wesentlicher Aspekt einer überregional abgestimmten Profilbildung universitärer medizinischer Versorgung und Forschung sind. Als Beispiel sei hier die Allergologie genannt, die mit jährlich 5500 versorgten Patienten in Deutschland ein Zentrum von überregionaler Bedeutung darstellt und beispielsweise eine besondere Expertise bei der Abklärung von Anaphylaxien hat. Für diese Stellung und Ausstattung möchten wir heute den Vorgängern unseren Dank ausdrücken, die diese Entwicklung vorangetrieben haben. Zur Sicherung der Qualität und interdisziplinären Ergänzung der Versorgung haben wir 2016 ein interdisziplinäres Comprehensive Allergy Center der TU München (ACTUM) gegründet und zertifizieren lassen. Eng mit diesem Schwerpunkt verzahnt ist der Bereich der chronisch entzündlichen Hautkrankheiten und Autoimmunkrankheiten. Mit der Berufung von Herrn Eyerich auf die erste medizinische Tenure Track Professur an der TUM, die zuletzt positiv evaluiert und verstetigt wurde, und meiner Berufung auf den Lehrstuhl vor 5 Jahren wurde für diesen Bereich eine starke Schubkraft für moderne Patientenversorgung, translationale und Grundlagenforschung entfaltet, die für die Dermatologie auch gerade im Kanon der Fächer eine große Sichtbarkeit durch Innovation bewirkt hat.

    Angrenzend an diesen Bereich sehen wir die Dermatoinfektiologie angesiedelt, da kutane Infektionen Reaktionen in der Haut anschalten, wie wir sie auch bei steriler Inflammation sehen. Kooperationen dieser Bereiche in Forschung und Patientenversorgung führen zu wechselseitiger Stärkung. Ein gutes Beispiel ist die Versorgung der Patienten mit Acne inversa. Die Behandlung sowohl der sterilen als auch der mikrobiell induzierten Entzündung der Patienten wird in einer Spezialsprechstunde betreut, in der auch die operative Behandlung und weiterführende Systemtherapien der Acne inversa indiziert werden. Bei entsprechendem Einverständnis werden Gewebe, Abstriche und Blutproben Teil der Biedersteiner Biobank, um mit mechanistischen Analysen in der Forschung translational weitere Fortschritte erreichen zu können.

    Interdisziplinarität ist in der Dermatoonkologie, der Allergologie, bei der Versorgung von an Autoimmunkrankheiten leidenden Patienten und in der Infektiologie gelebte Realität. Die Dermatoinfektiologie der Hautklinik hat insbesondere ihre langjährige Expertise bei den STD und in der HIV-Therapie in das interdisziplinäre HIV-Zentrum am Klinikum rechts der Isar (IZAR) eingebracht. Das Studienzentrum der Klinik am Biederstein bietet Studien und neueste Therapien insbesondere für Patienten mit Psoriasis, atopischem Ekzem, unterschiedlichen allergischen Erkrankungen, Acne inversa, Alopecia areata, Melanom sowie chronischen Wunden an.

    Einen umfangreichen Überblick über die angebotenen Leistungen und Vernetzungen gibt die Homepage der Klinik (https://www.derma-allergie.med.tum.de).

    Als weiteres zentrales Aufgabengebiet betrachten wir die Aus- und Weiterbildung im Fach, die die Versorgung und Innovation für unsere Patienten und unser Fach auch in Zukunft sicherstellen soll. Pro Semester werden etwa 450 Studenten der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität im Rahmen von Vorlesungen, Seminaren und Praktika etc. unterrichtet. Etwa 25 Studenten im Praktischen Jahr erhalten jährlich ihre Ausbildung an der Klinik. Die Klinik hat zudem ein umfassendes Rotationssystem für die Weiterbildungsassistenten etabliert. Assistenten können ihre gesamte Facharztausbildung an der Klinik absolvieren und die Zusatzbezeichnungen Allergologie, Dermatohistologie sowie medikamentöse Tumortherapie erwerben. Für die Zusatzbezeichnung Phlebologie werden 6 Monate anerkannt. Zur Ergänzung der praktischen Ausbildung veranstalten wir regelmäßig die Biedersteiner Kolloquien „Haut und Allergie“. Der Reigen der jährlichen vier Samstagsfortbildungen „Biedersteiner Symposien“ mit den Schwerpunktthemen „Entzündliche Hauterkrankungen für die Praxis“, „Praktische Allergologie“, „Onkologische Dermatologie für die Praxis“ sowie „Kinderdermatologie“ ergänzt dieses Ausbildungsprogramm und bietet auch den Kollegen außerhalb der Klinik die Möglichkeit eines Updates in den jeweiligen Themen. An dieser Stelle sei auch all den Kollegen aus dem In- und Ausland sowie den eigenen Mitarbeitern gedankt, die diese Fortbildungen so tatkräftig unterstützen.

    Den Schwerpunkten der Klinik entsprechen die der Forschung. Forschungsförderungen durch die Europäische Union, durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, durch das Land Bayern, durch die Helmholtz-Gesellschaft sowie die Else-Kröner-Stiftung stellen neben zentralen Kooperationen mit Kliniken, Instituten und Arbeitsgruppen der Fakultät, der Universität und dem Helmholtz-Zentrum München die Basis der Forschung am Lehrstuhl dar. Hervorzuheben ist dabei die traditionell starke Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Allergie und Umwelt (ZAUM; Leitung 1999 bis 2010: Frau Prof. Dr. Heidrun Behrendt; Leitung seit 2010: Prof. Dr. Carsten Schmidt-Weber). Eine große Freude ist es, dass wir ebenfalls im Jahr 2019 die neuen und modern ausgestatteten Laborräume beziehen werden, die für die Hautklinik am Biederstein geschaffen wurden. Damit sind die Voraussetzungen gegeben, um auch in Zukunft Beiträge zu Innovation und Erkenntnisgewinn in der Dermatologie und darüber hinaus zu generieren und um hochqualitative Patientenversorgung als Impuls und als Ziel der dermatologischen Universitätsmedizin zu nutzen sowie den Standort und die Dermatologie insgesamt stetig weiter zu entwickeln.

    Prof. Dr. Tilo Biedermann


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    Prof. Dr. Tilo Biedermann
    Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein
    Fakultät für Medizin
    Technische Universität München
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