Aktuelle Dermatologie 2019; 45(06): 260
DOI: 10.1055/a-0873-9652
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nach Familienangehörigen mit Alopecia areata fragen

Wohlmuth-Wieser I. et al.
Childhood alopecia areata-Data from the National Alopecia Areata Registry.

Pediatr Dermatol 2018;
35: 164-169
Further Information

Publication History

Publication Date:
05 June 2019 (online)

 

Alopecia areata (AA) ist die dritthäufigste Hauterkrankung in der Kindheit und jede fünfte AA beginnt bereits in diesem Lebensabschnitt. Während Klinik und Epidemiologie der AA bei Erwachsenen gut untersucht ist, sind Daten dazu im Kindesalter rar. Anhand des US-amerikanischen Nationalen AA-Registers überprüften Forscher deshalb klinische und epidemiologische Charakteristika der AA im Kindesalter und in der Adoleszenz.


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Für das Register hatten sich 2218 Kinder und Heranwachsende selbst angemeldet, berichten Iris Wohlmuth-Wieser, Dermatologin am MD Anderson Cancer Center in Houston (Texas), und ihre US-amerikanischen Forschungskollegen. Die Teilnehmer füllten bei Meldung im Register selbst einen webbasierten kurzen Screening-Fragebogen aus, der für die aktuelle Studie ausgewertet wurde. In der zweiten Stufe wurden die Patienten klinisch untersucht und füllten zudem einen längeren Fragebogen aus. An dieser Stufe nahmen 643 pädiatrische Patienten teil.

Ergebnisse

In der ersten Selbstauskunft lag das mittlere Alter bei 9,9 (± 4,5) Jahre: Die AA hatte im Mittel im Alter von 5,9 (± 4,1) Jahren eingesetzt. Die Prävalenz der AA war bei Mädchen mit einem Verhältnis von 1,5:1 deutlich häufiger als bei Jungen, was Daten aus anderen Regionen der Welt entspricht. Jungen waren aber hinsichtlich des Ausmaßes von Haarverlust und Nagelbeteiligung deutlich schwerer betroffen als Mädchen. Jedes vierte Kind berichtete von ebenfalls betroffenen erstgradigen Verwandten, 8 % sogar von mehr als 3. Als besonders häufige Komorbidität wurde die atopische Dermatitis von einem Drittel (32,7 %) der Teilnehmer genannt, aber auch andere atopische Erkrankungen wie Asthma (20,7 %), Heuschnupfen (20,0 %) und Allergien (14,2 %) waren nach den Angaben der Patienten häufig.

In der klinischen Untersuchung der zweiten Runde stellten die Prüfärzte bei 228 der 617 teilnehmenden Kinder (37,0 %) einen totalen Haarausfall am Kopf fest, 120 (19,4 %) hatten bis zu 76 % ihres Haares verloren. 444 (71,8 %) wiesen auch am Körper einen totalen Haarverlust auf. Der Nagelstatus war für 609 Kinder dokumentiert. Eine Nagelbeteiligung wurde bei 267 Patienten (43,8 %) festgestellt, bei 68 (11,2 %) waren alle Nägel beteiligt. 25 Kinder (3,9 %) waren bereits mit einer AA geboren, mehr als die Hälfte (n = 14) hatte einen AA totalis mit Verlust sowohl von Kopf- als auch Körperbehaarung.

Fazit

Auch wenn die Prävalenz niedrig ist, stellt die kongenitale AA eine wichtige Differenzialdiagnose bei neonatalem Haarverlust dar, betonen die Autoren. Wenn eine AA später auftritt, besteht oft eine familiäre Häufung, was ebenfalls für einen genetischen Hintergrund spricht. Nach betroffenen Angehörigen sollte daher gefragt werden. Für Anamnese, klinische Untersuchung und Beratung ist außerdem die Assoziation mit atopischen und anderen Autoimmunerkrankungen zu berücksichtigen.

Friederike Klein, München

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Alopecia areata tritt auch im Kindesalter auf. Häufig besteht eine familiäre Häufung der Erkrankung. Quelle: Hadshiew I. Alopecia areata (AA). In: Sterry W, Hrsg. Kurzlehrbuch Dermatologie. 2., akt. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2018. doi:10.1055/b-006-149283

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Alopecia areata tritt auch im Kindesalter auf. Häufig besteht eine familiäre Häufung der Erkrankung. Quelle: Hadshiew I. Alopecia areata (AA). In: Sterry W, Hrsg. Kurzlehrbuch Dermatologie. 2., akt. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2018. doi:10.1055/b-006-149283