Geriatrie up2date 2019; 1(01): 55-65
DOI: 10.1055/a-0830-7361
Neurologie und Psychiatrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Schädel-Hirn-Trauma beim Älteren

Johannes Walter
,
Andreas W. Unterberg
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Publication Date:
27 March 2019 (online)

Ältere Patienten weisen einige spezielle Charakteristika auf, die besondere Herausforderungen für Diagnostik und Therapie darstellen. Dieser Artikel gibt eine Übersicht über die wichtigsten Aspekte der Versorgung älterer Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma (SHT) und erläutert die wichtigsten Unterschiede zur Versorgung jüngerer Patienten.

Kernaussagen
  • Im Rahmen der steigenden Lebenserwartung und zunehmender Aktivität im höheren Lebensalter sind auch zunehmend ältere Patienten von Schädel-Hirn-Traumata betroffen, und die Gruppe der über 65-Jährigen stellt absolut gesehen bereits die größte Altersgruppe von Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma dar.

  • Aufgrund verschiedener Faktoren ist die klinische Abschätzung des Verletzungsmusters und der Prognose älterer Patienten nur in eingeschränktem Maße möglich, sodass der bildgebenden Diagnostik, welche bevorzugt mittels Computertomografie des Schädels durchgeführt wird, eine wichtige Rolle in der Diagnostik des Schädel-Hirn-Traumas beim älteren Patienten zukommt.

  • Für die Behandlung der älteren Patienten liegen bisher kaum spezielle therapeutische Empfehlungen vor, sodass die Therapie sich an den auch für junge Patienten geltenden Empfehlungen orientiert.

  • Insgesamt haben ältere Patienten verglichen mit der jüngeren Population aufgrund verschiedener Faktoren wie z. B. steigender Komorbidität und Dauermedikation im Alter eine ungünstigere Prognose nach erlittenem Schädel-Hirn-Trauma. Jedoch erreicht auch noch ein signifikanter Anteil der am schwersten betroffenen Patienten ein zufriedenstellendes neurologisches Outcome, sodass auch diesen Patienten keine Therapie vorenthalten werden sollte.

  • Zukünftige Forschungsbemühungen sollten neben der Verbesserung der Akutversorgung älterer Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma auch auf die Optimierung der Rehabilitation mit dem Ziel der sozialen Reintegration der älteren Patienten fokussieren und zusätzliche auf diese Patienten spezialisierte Einrichtungen geschaffen werden, um die neu gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen und dem steigenden Bedarf gerecht zu werden.