Gesundheitswesen 2020; 82(04): 361-368
DOI: 10.1055/a-0829-6183
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Unterschiede der selbst-berichteten Arbeitsbedingungen in unterschiedlichen Dienststellen bei der Einführung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements

Differences in Self-Reported Working Conditions at Diverse Departments During Introduction of an Occupational Health Management System
Stefan Sammito
1   Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr, Sachgebiet Gesundheitsförderung, Sport- und Ernährungsmedizin, Koblenz
2   Bereich Arbeitsmedizin der Medizinischen Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
,
Klaus Schöne
3   Institut für Lehrergesundheit am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
,
Annika Claus
3   Institut für Lehrergesundheit am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
,
Dirk-Matthias Rose
3   Institut für Lehrergesundheit am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
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Publication Date:
25 February 2019 (online)

Zusammenfassung

Ziel der Studie Zum 01.01.2015 wurde im Zuständigkeitsbereich des Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) eine Erprobungsphase zur Einführung des Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) an elf ausgesuchten Erprobungsdienststellen in Deutschland gestartet. Die Dienststellen zeigten eine möglichst große Heterogenität in Zusammensetzung der jeweiligen Belegschaft und den Aufgaben der jeweiligen Dienststellen. Ziel der Eprobungsphase war es Maßnahmen und Erfahrungen für die weitere Ausfächerung zu erhalten. Auf Basis einer Mitarbeiterbefragung wurde der Ist-Zustand zu Beginn der Einführung erhoben.

Methodik Dies wurde mittels einer freiwilligen Mitarbeiterbefragung bei allen 9267 Beschäftigten durchgeführt. Hierzu wurde eine Kombination aus einer webbasierten Onlinebefragung und einer klassischen Paper-Pencil-Befragung genutzt.

Ergebnisse Insgesamt nahmen 2076 (22,4%) aller Beschäftigten an der Befragung teil. Es zeigten sich zwischen den unterschiedlichen Dienststellen in allen Themenblöcke („Führungsverhalten/Soziale Aspekte“, „Arbeitsgestaltung“, „Arbeitsverantwortung“, „Arbeitsmittel“, „Umgebungsbedingungen“, „Arbeitsverhalten“, „Psychische Gesundheit“, „Stress“, „Commitment“, „Ernährung“ und „Bewegung/Sport“) mit Ausnahme des Themenblock „Gesundheitsverhalten“ signifikante Unterschiede.

Schlussfolgerung Die vorliegende Analyse zeigt deutlich, dass bei der Einführung eines BGM eine dienststellenbezogene Zustandserhebung notwendig ist, um bedarfsgerecht und zielgerichtet ein bei knappen Ressourcen sinnvolles BGM durchzuführen.

Abstract

Aim of study An occupational health management system was initiated at 11 departments under the German Ministry of Defense (MoD) at the beginning of 2015. The departments were characterized by the heterogeneity of employees and the tasks of the departments. The aim of this pilot phase was to get experience and knowledge for implementation of this system in other departments. At the beginning of the pilot phase, an employee attitude survey was conducted to examine the situation.

Methods The survey included all 9,267 employees of the eleven departments. A combination of a web-based online survey and a paper-pencil survey was used.

Results In total, 2,076 (22.4%) of all employees took part in the survey. There were significant difference between the departments in all topics assessed (“leadership behaviour/social issues”, “work habits”, “job design”, “work equipment”, “environment conditions”, “mental health”, “stress”, “diet”, “exercise”, “job responsibility”) but not in “health behavior”.

Conclusion This study shows clearly that a department-based analysis is necessary for a goal-oriented meaningful occupational health management system, especially if only limited resources are available.

 
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