Die Wirbelsäule 2019; 03(02): 86-88
DOI: 10.1055/a-0646-2643
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bandscheibenvorfall

Michael Stoffel
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Publication Date:
17 April 2019 (online)

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Prof. Dr. med. Michael Stoffel

Liebe Mitglieder der DWG, liebe Mitglieder der Österreichischen Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie,

ich freue mich, Ihnen die Ausgabe 2/2019 der Zeitschrift Die Wirbelsäule mit dem Schwerpunktthema Bandscheibenvorfall als Schriftleiter Neurochirurgie präsentieren zu dürfen.

Moment, werden Sie denken. Der Bandscheibenvorfall, ein Allerweltsthema in der Wirbelsäulenchirurgie, soll ein Schwerpunktthema dieser Zeitschrift sein? Wie kommt man denn darauf? Als die am häufigsten operierte Erkrankung an der Wirbelsäule überhaupt ist er doch uns allen bestens bekannt. Doch genau deswegen wissen wir auch, dass das Auftreten eines Bandscheibenvorfalls der Beginn einer langen und häufig genug traurigen Karriere als Wirbelsäulen- oder sogar Schmerzpatient sein kann. Ich glaube daher, dass genau aus dieser Konstellation heraus die Aktualisierung unseres Literaturwissens zu diesem Themenkomplex für uns alle von großer Bedeutung ist. Dazu kommt, dass sich in den letzten Jahren multiple operative Techniken parallel zueinander etabliert haben. Uns alle dabei zu unterstützen, die jeweils möglichen Therapieoptionen richtig einzuordnen und zu bewerten, ist das Ziel der einzelnen Artikel dieses Hefts.

K. Schmieder fasst in Der lumbale Bandscheibenvorfall – Spontanverlauf, Therapieoptionen und klinische Ergebnisse alles Wissenswerte zur Beurteilung und Behandlung dieser häufigen Erkrankung zusammen. Dabei werden viele wichtige Aspekte, wie leitliniengerechte Entscheidungskriterien zur Operation, verschiedene OP-Techniken, Langzeitergebnisse nach OP und Rezidiv-OP und die Notwendigkeit gezielter postoperativer Nachsorge abgehandelt.

In Der zervikale Bandscheibenvorfall – Spontanverlauf, Therapieoptionen und klinische Ergebnisse gehen V. Rohde und D. Mielke sowohl auf den weichen als auch auf den harten Bandscheibenvorfall und dessen Symptome ein. Neben den Indikationen zur Operation werden sämtliche bewährte ventrale und dorsale Verfahren – von der ventralen Diskektomie und Fusion über die Bandscheibenprothese bis hin zur Laminoplastie – erläutert und miteinander verglichen.

Annular Closure RCT – Interpretation der Ergebnisse und Bedeutung für die klinische Entscheidungsfindung im Jahr 2019: Nachdem im letzten Jahr die lang ersehnte „Barricaid-Studie“ von der Annular Closure RCT Study Group publiziert worden ist, fasst C. Thomé die Ergebnisse zu diesem Annulusverschlusssystem bei Bandscheibenvorfällen mit großem Annulusdefekt zusammen und gibt persönliche Empfehlungen für das Sammeln eigener Erfahrungen bei dessen Einsatz in der „Real World“.

In Bandscheibenregeneration – Konzepte und Ergebnisse gibt A. Hegewald einen narrativen Überblick über regenerative Therapiestrategien bei degenerativen Bandscheibenerkrankungen. Dabei wird zunächst die Rolle der Bandscheibe als Ursache für Rückenschmerzen beleuchtet, dann das Ziel der regenerativen Medizin bei Bandscheibenerkrankungen erläutert. Schließlich werden publizierte Studien vorgestellt und diskutiert sowie etwaige Probleme biologischer Konzepte und aktuelle Entwicklungen angesprochen.

Die CME-Fortbildung widmet sich dem Thema Operative Therapieoptionen bei extraduralen spinalen Metastasen. C.-E. Heyde fasst Epidemiologie, Klinik, Diagnostik und Therapie dieser häufigsten malignen Wirbelsäulentumoren mit steigender Inzidenz zusammen. Dabei legt er großen Wert auf 1. das oberste Ziel der Behandlung spinaler Metastasen, den Erhalt bzw. die Verbesserung der Lebensqualität trotz meist palliativer Situation und 2. die Bedeutung interdisziplinärer Fallbesprechungen im Rahmen eines Tumorboards. Der Artikel enthält viele im Klinikalltag hilfreiche Scores zur Abschätzung von Allgemeinzustand, Prognose, Stabilität und Morbidität/Mortalität.

Lesen Sie außerdem neben den schon bekannten, kommentierten Zusammenfassungen dreier internationaler Studien die neuesten Mitteilungen der DWG: den Bericht des „Referats Wirbelsäule“ von M. Winking.

Der interessante Fall ist eine neue Rubrik, die erstmals in der aktuellen Ausgabe erscheint. M. Marzouk et al. beschreiben den Fall eines 76-jährigen Patienten, der nach Entfernung eines Periduralkatheters eine langstreckige intraspinale Blutung mit komplettem Querschnitt erlitt. Sie erläutern ihren Therapieansatz und das klinische Ergebnis.

Abschließend möchte ich noch Ihre Vorfreude auf das nächste Heft (3/2019) wecken: Es wird gestaltet von der Österreichischen Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie unter der Schriftleitung von C. Bach und behandelt Deformitäten der Wirbelsäule als Leitthema. Durch die Lektüre des CME-Artikels Klassifikation und Therapieempfehlung der osteoporotischen Wirbelkörperfraktur werden Sie CME-Punkte erwerben können.

Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche und anregende Lektüre dieser Ausgabe,

Ihr
Michael Stoffel